Aiwanger hält 2G in Bayern für „fatalen Fehler“ - und bringt eine andere Lösung ins Spiel

Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger fordert in einem Interview kostenlose Antikörpertests für alle. Mehr zu testen sei die richtige Strategie - nicht 2G.
Ingolstadt - Der Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger hat in den Monaten der Corona-Pandemie* zuverlässig für Schlagzeilen gesorgt. Ob wirre Ausführungen, wie man mit zehn Kumpels trotz Abstandspflicht in den Biergarten gehen kann oder seine bisherige Ablehnung*, sich impfen zu lassen: Bayerns Vize-Ministerpräsident steht regelmäßig im Fokus. In einem aktuellen Interview, das vor allem vor Wahlkampfrhetorik strotzt, äußert er sich erneut. Diesmal zum Streitthema 2G - und Aiwanger fordert kostenlose Antikörper-Tests für alle.
Corona: Aiwanger über 2G in Bayern: „Fataler Fehler“ - er fordert kostenlose Antikörpertests
Die Einführung einer 2G-Regelung in Bayern lehnt der Stellvertreter von Ministerpräsident Markus Söder* in einem Gespräch mit dem Donaukurier ab: „Es wäre ein fataler Fehler, wenn man 3G durch 2G ersetzen würde“, sagt er. Aiwanger selbst ist nicht geimpft, wäre also von der 2G-Regelung betroffen, wenn nur noch Geimpfte oder Genesene Zutritt zu bayerischen Restaurants oder anderen Freizeit-Aktivitäten hätten. Aiwanger fürchtet, dass eine solche Regelung die Infektionszahlen weiter befeuern könnte.
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2G-Regel: Laut Aiwanger sorgt das für mehr Corona-Fälle
Warum 2G seiner Ansicht nach für mehr Kranke sorgt? Der Freie-Wähler-Chef erklärt es so: Eine 2G-Regel würde dazu führen, dass Ungeimpfte „ins Private zurückgetrieben“ würden. „Wenn man getestet nicht mehr ins Restaurant darf, dann geht man in die private Garagenparty und infiziert sich dort.“ Und: 2G schütze nicht vor Infektionen, sagt der Vize-Ministerpräsident: „Zum Beispiel in einer Discothek in Münster waren nur Geimpfte drin“, erklärt Aiwanger, „und jetzt haben sie dutzende Infizierte, auch Geimpfte. Wenn alle getestet worden wären, wäre das vielleicht nicht passiert.“ Regelmäßige Corona-Tests* hält er „für ein unverzichtbares Werkzeug gegen die Ausbreitung des Coronavirus“. Für diese Haltung erntete Aiwanger jüngst einen Sturm der Kritik.
Video: Hubert Aiwanger besucht den DONAUKURIER
Dabei möchte der Freie Wähler-Vorsitzende nicht nur die gängigen Tests in den politischen Fokus nehmen: Aiwanger fordert, dass Tests kostenlos werden sollen, die bislang nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben: „Viele wissen ja gar nicht, ob sie bereits infiziert waren“, erklärt er. Diese Frage könnten Antikörpertests beantworten.
Aiwanger: Ungeimpfter Wirtschaftsminister fordert kostenlose Antikörpertests
Aiwanger sieht mehrere Vorteile darin, diese Testungen kostenlos anzubieten. „Der Status als ‚genesen‘ endet nach nur sechs Monaten und dann muss ich wieder - bald selbst zu bezahlende - Tests machen oder mich impfen lassen. Dabei haben viele Genesene deutlich länger ausreichende Antikörper“, sagt er gegenüber dem Donaukurier. Außerdem sei es mit den Antikörpertests nachvollziehbar, ob eine Impfung gewirkt hat oder ob eine dritte Spritze sinnvoll sei.
Söder-Stellvertreter: Aiwanger möchte in den Bundestag einziehen
Der Wirtschaftsminister sagte weiter: „Ich bin kein Impfgegner, aber ich will nicht gezwungen werden - auch nicht gezwungen werden, Gründe zu nennen.“ Man könne für die kostenlosen Antikörpertests einige kostenlose Impfanreize streichen: „Statt Bratwurst gratis und Testen kostenpflichtig lieber Antikörpertest gratis.“ Die Anschaffung dieser Tests koste nur zwischen 17 und 20 Euro - und der Nutzen sei gewaltig. Renommierten Immunologen zufolge ist jedoch unklar, ab welchem konkreten Grenzwert die Menge der gemessenen Antikörperkonzentration im Blut ausreichend vor einer Infektion schützt.
In den vergangenen Monaten sorgte Aiwanger regelmäßig für Schlagzeilen in der Corona-Pandemie. Mit seiner Partei möchte er bei der Bundestagswahl im September erstmals in den Bundestag einziehen. Aiwanger liebäugelt sogar mit einer Regierungsbeteiligung. *Merkur.de/bayern ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA