„War dann zu teuer“: Wanderer kraxeln mit Kind und Pantoffeln durch Berge - dann folgt der nächste Hammer

„Kuriose Geschichten“ erlebt das Rote Kreuz am Königssee zuhauf. Doch das Verhalten von bayerischen Wanderern markierte für die Retter offenbar einen neuen Höhepunkt.
Schönau am Königssee - Urlaub in Corona-Zeiten - das ist ein Reizthema. Sowohl, was infektionsträchtige Fernreisen angeht, als auch in Sachen Urlaub an den schönsten Ecken der Heimat. Nicht zuletzt das bayerische Oberland ächzt unter der Last an Ausflüglern.
"Allerhand kuriose Geschichten" können nach eigenen Angaben auch die Ehrenamtler der BRK-Wasserwacht im pittoresken Berchtesgadener Land erzählen. Ein Vorfall am Mittwochabend (19. August) verblüffte die Retter aber ganz besonders, wie aus ihrer Schilderung deutlich herauszulesen ist: Eine Touristen-Familie forderte nicht nur zuerst bei ihrer Alpenwanderung das Schicksal heraus - sie verpasste dann auch noch ihr Königssee-Boot. Und griff fast zum nächsten abenteuerlichen Plan.
Königssee: Bayerische Wanderer mit Kind und in Sandalen und Pantoffeln unterwegs - dann fährt das letzte Boot weg
Das Paar aus der Oberpfalz, 32 und 43 Jahre alt, war gemeinsam mit einem vierjährigen Kind in den Berchtesgadener Alpen wandern, auf einem anspruchsvollen Pfad von der Archenkanzel über den Rinnkendlsteig, wie das Bayerische Rote Kreuz mitteilte. Dann wollten die Wanderer offenbar mit dem Kind und ohne Verpflegung und Quartier im Freien übernachten - ehe sie doch die 112 wählten und aus Sankt Bartholomä einen Notruf absetzten.
Der vorausgegangene Abstieg im alpinen Gelände sei nicht ungefährlich gewesen, da die Wanderer statt guten Schuhen lediglich Sandalen und Kunststoff-Pantoffeln trugen. Als sie an der Bootsanlegestelle an der Westseite des Königssees ankamen, hatte das letzte Boot zurück bereits abgelegt. „Sie haben erst bei einem Fischer nachgefragt, was eine Einzelfahrt zurück kosten würde, das war ihnen dann aber zu teuer“, sagte ein Sprecher.
Bayern: Riskanter Ausflug mit vierjährigem Kind - am Ende muss die Wasserwacht kommen
Nachdem sie den Angaben zufolge kurz überlegt haben sollen, auf einer Wiese unter freiem Himmel zu übernachten, riefen sie schließlich die Wasserwacht zur Hilfe.
„Wir sind froh, dass den Leuten beim Abstieg mit den Sandalen über den ausgesetzten und absturzgefährlichen Steig nichts passiert ist und dass sie mit dem kleinen Kind ohne Ausrüstung und Proviant letztlich nicht im Freien übernachtet haben“, sagte der Einsatzleiter der Wasserwacht laut Mitteilung. Seine Leuten waren angeblich gut eine Stunde lang im Einsatz.
Alpen-Gefahren in Oberbayern: Retter warnen Ausflügler - im Zweifelsfall lieber Hilfe holen
Auch einen guten Tipp und eindringliche Warnung für potenzielle Nachahmer hatten die Retter noch parat. Einerseits gelte es, den Fahrplan zu lesen und genug Puffer einzuplanen, um das letzte Boot nicht zu verpassen. Wichtiger aber: „Rund um den Königssee gehen behindertengerechte Wanderwege fließend in alpines und absturzgefährliches Gelände über; wer dafür nicht ausgerüstet und geübt genug ist, sollte rechtzeitig umkehren“, erklärten sie. Den Helden solle niemand spielen. „Die Einsatzkräfte retten lieber einen Unverletzten aus Bergnot als einen schwer verletzten Abgestürzten.“
Immerhin nur für harmlose Lacher sorgte der ambitionierte Ausflugsplan eines Vaters an der Alpspitze: Seinen Kampf mit Gelände und Kinderwagen filmte ein erfahrener Wanderer. In Würzburg ging ein Mann auf seinen Arbeitskollegen mit einem Hammer los und schlug ihn krankenhausreif. (fn/dpa)
An der Gedenkstätte Walhalla ist ein Mann gestorben. Er war nach ersten Erkenntnissen gestürzt - und erlag wenig später seinen Verletzungen. Am Königssee waren die Bergretter auch im Spätsommer noch einmal kräftig gefordert.
Video: Naturpools am Königssee: Nationalpark Berchtesgaden sperrt Zugang
Der Deutsche Alpenverein (DAV) hat an die bayerische Regierung einen Brandbrief geschrieben. Die Corona-Maßnahmen bedeuten für die Hüttenwirte massive Einbußen.