Update vom 17. Dezember, 9.11 Uhr: Am ersten Lockdown-Tag kam es bei der Lernplattform Mebis zu Problemen (siehe Updates vom 16. Dezember) Auch am Donnerstag hat es erneut Schwierigkeiten gegeben. Aktuell meldeten sich viele Nutzer gleichzeitig an, teilte das Service-Team auf Twitter mit. „Dadurch kommt es leider zu langen Wartezeiten.“
Update vom 16. Dezember, 18.04 Uhr: „Bitte entschuldigen Sie ... Beim Laden der Seite ist leider etwas durcheinander geraten. Wir ordnen das schnell für Sie. Bitte versuchen Sie es in wenigen Minuten erneut“ – es gibt wohl kaum einen Schüler, der am Mittwochvormittag beim Start von Mebis nicht mit diesen salbungsvollen Worten abgespeist worden wäre. Erneut war die störanfällige Lernplattform Mebis seit 7.45 Uhr nur eingeschränkt erreichbar – und das ausgerechnet zum Beginn des schulischen Lockdowns.
Auch nach erfolgreichem Einloggen wurden Wartezeiten von bis zu 15 Minuten angezeigt. Und wer schließlich „drin“ war, der musste damit rechnen, schnell wieder aus dem instabilen System zu fliegen. Mancher Schüler vertrödelte damit den Vormittag. Die Ursache könnte ein Caching-Fehler sein, wie das Kultusministerium erklärte. Ein Cache dient als Hochgeschwindigkeitsspeicherebene, wenn Daten schnell bereitgestellt werden müssen.
Diese Art Zwischenebene ist wie schon in der Vorwoche wohl kollabiert. Die Mebis-Panne ist ein neuer Tiefschlag in einer pannenreichen Woche. Am Montag war zum Erstaunen, wenn nicht Entsetzen vieler Lehrer und Eltern, der eigentlich geplante Digitalunterricht für alle abgesagt worden – er ist nur für Abschlussklassen und Berufsschulen bis Freitag Pflicht.
Alle anderen Schüler können freiwillig ihren Schulstoff vertiefen – und das wollten offenbar zu viele mit Hilfe der klapprigen Lernplattform. Dabei hatte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) noch vergangene Woche angeordnet, dass Lehrer Mebis am Vormittag nicht nutzen, sondern ihre Materialien schon am Vorabend einstellen. Auch diese Entlastungsmaßnahme hat gestern nicht geholfen.
So blieb dem Minister nichts anderes übrig, als sein Unverständnis über die Pannen im eigenen Haus zu zeigen. Die Aussetzer seien „für mich nicht akzeptabel“. Er gehe davon aus, dass es nach Weihnachten Wechselunterricht geben werde. „Bis dahin wird es für die Schulen, die Mebis nutzen, eine Lösung geben.“ Auf Nachfrage verwies das Ministerium auf „verschiedene digitale Kommunikationswerkzeuge, wie zum Beispiel MS Teams, andere Videokonferenztools, aber auch Cloud-Lösungen“.
Nicht nur von der Landtags-Opposition, auch vom Koalitionspartner kassierte Piazolo harsche Kritik. Klar ist allerdings: Bei der Konzeption von Mebis in den Jahren seit 2012 war nie daran gedacht, dass es nahezu alle Schulen gleichzeitig nutzen. Seit März werde nachgerüstet, verteidigt sich das Ministerium. Statt sechs gebe es nun 28 Server. Die Leistungsfähigkeit habe sich verzehnfacht.
Das Kultusministerium leistet sich einen ganzen Mitarbeiterstab. 16 Voll- und Teilzeitkräfte arbeiten beim Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung an „Betrieb und Weiterentwicklung von Mebis“, wie das Ministerium unserer Redaktion erklärte. Zudem gibt es externe Dienstleister. Für 2021 verfügen sie über einen Etat von 2,5 Millionen Euro, „eine bedarfsgerechte Anpassung ist möglich“. Darüber hinaus wird eine Bayern-Cloud versprochen. Für den ganzen digitalen Aufgabenbereich gibt es fast 48 Millionen Euro.
Womöglich ist das rausgeschmissenes Geld. Es gibt Lehrer, die Mebis für untauglich erklären – auf Youtube hat ein Münchner Gymnasiallehrer soeben gezeigt, dass es seiner Meinung nach der Microsoft-Lösung MSTeams hoffnungslos unterlegen ist. Der Grünen-Bildungsexperte Max Deisenhofer, früher selbst Lehrer, ist nicht so pessimistisch.
„Ich möchte Mebis nicht einstampfen“, es könne zuverlässig funktionieren. „Früher war Mebis regelrecht nutzfeindlich, aber das hat sich stark verbessert.“ Es sei datenschutzkonform und biete über eine Mediathek „einen echten Mehrwert für die Lehrer“. Was allerdings fehle, sei ein Videokonferenzsystem – und das ist für den Distanzunterricht essenziell.
Update vom 16. Dezember, 12.15 Uhr: Seit Monaten ist bekannt, dass die Lernplattform Mebis nicht richtig läuft. Verbessert wurde in den letzten Monaten aber wohl wenig. Am ersten Lockdown-Tag gab es dann direkt Probleme (siehe Meldung von 9.25 Uhr).
Mebis war zum Start des Lockdowns nur eingeschränkt erreichbar. Die Ursache war zunächst unklar. Nach dem Einloggen wurden Wartezeiten von bis zu 15 Minuten angezeigt, doch viele Nutzer gelangten auch danach nicht auf die gewünschte Webseite. Wer es doch schaffte, musste damit rechnen, aus dem instabilen System zu fliegen. Kultusminister Michael Piazolo versprach eine Lösung - für nach den Weihnachtsferien.
Bei Mebis hatte es in der Vergangenheit immer wieder Probleme gegeben. Über die staatliche digitale Plattform sollen Bayerns 1,7 Millionen Schüler eigentlich Lerninhalte abrufen, vor allem, wenn wie seit Mittwoch in den Schulen kein Unterricht vor Ort stattfindet. Piazolo steht in der Kritik, weil die Lernplattform zu Stoßzeiten nach wie vor immer wieder in die Knie geht - und das seit den ersten coronabedingten Schulschließungen im Frühjahr.
Markus Söder hatte Lehrer, Schüler und Eltern auf einen längeren Ausnahmezustand an den Schulen eingestellt, auch nach den Weihnachtsferien. Er gehe davon aus, dass es wegen Corona auch nach dem 10. Januar noch Wechselunterricht geben werde, sagte er. „Bis dahin wird es für die Schulen, die Mebis nutzen, eine Lösung geben“, sagte Piazolo am Mittwoch. „Leider zeigt sich seit letzter Woche unter erhöhter Last: Alle umgesetzten Maßnahmen zeigen bislang nicht die Wirkung, die ich mir wünsche. Das ist für mich nicht akzeptabel.“ Schulen, die im Distanzunterricht auf die Lernplattform zugreifen wollten, müssten zuverlässig arbeiten können.
Piazolo steht aber nicht nur deshalb in der Kritik. Am Montag, also kurz nach der Bund-Länder-Entscheidung zur Schließung der Schulen ab Mittwoch, hatte ein Schreiben des Kultusministeriums für Aufregung gesorgt, in dem es für alle Jahrgangsstufen mit Ausnahme der Abschlussklassen unter anderem hieß: „Distanzunterricht findet in den betreffenden Klassen nicht statt.“ Die Landtags-FDP forderte daraufhin am Dienstag den Rücktritt des Kultusministers. Das Kultusministerium stellte später klar, dass Distanzunterricht auf der dreitägigen Zielgeraden zu den Weihnachtsferien zwar nicht verpflichtend sei, aber möglich bleibt.
Dass nun gleich die Lernplattform crasht, bringt Piazolo erneut in Erklärungsnot. „Das war ein Systemcrash mit Ansage“, erklärte der bildungspolitische Sprecher der Grünen Landtagsfraktion in Bayern, Max Deisenhofer, der Bayern-2-Radiowelt. Er setzte Piazolo ein Ultimatum: „Er hat den letztmaligen Auftrag, Bayerns Schulen bis zum 11.1. digital fit zu machen. Wenn er sich das nicht zutraut, sollte er andere ranlassen.“
Andere sehen die Verantwortung ganz oben. „Die politische Verantwortung liegt aber auch bei Markus Söder“, twitterte der SPD-Landtagsabgeordnete Florian von Brunn. „Sein Krisenmanagement: Große Worte, groß inszeniertes Auftreten, miserable Ergebnisse.“
Update vom 16. Dezember, 9.25 Uhr: Bittere Panne zum Lockdown-Start: Die störanfällige Lernplattform Mebis ist am Mittwochmorgen ausgefallen. Die Ursache sei noch unbekannt, wie ein Sprecher des Kultusministeriums sagte. In der Vergangenheit hatte es bei der Plattform immer wieder Probleme gegeben. Über die staatliche digitale Plattform sollen Bayerns Schüler eigentlich Lerninhalte abrufen, vor allem, wenn wie seit Mittwoch in den meisten Schulen kein Unterricht vor Ort stattfindet. Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) steht in der Kritik, weil die Lernplattform zu Stoßzeiten nach wie vor immer wieder in die Knie geht.
Update vom 15. Dezember, 11.47 Uhr: Riesen-Aufregung über den Erlass von Kultusminister Michael Piazolo (FW), in dem der Distanzunterricht an den Schulen ab dem morgigen Mittwoch untersagt wird. Nur die Abschlussklassen verschiedener Schularten (an den Gymnasien: Q11 und Q12) und die Berufsschulen sollen noch digital unterrichtet werden - alle anderen Schüler erhalten lediglich Unterrichtsmaterialien.
Damit, so die Landtags-SPD, gestehe die Staatsregierung ihr eigenes Scheitern ein. „Weil sie die Infrastruktur nicht bereitstellen kann und etwa die Lern-Plattform Mebis ständig nicht funktioniert, kippt sie jetzt den Distanzunterricht“, kritisieren die SPD-Bildungsexpertinnen Simone Strohmayr und Margit Wild. Die Landtags-FDP fordert sogar den Rücktritt des Ministers. „Das ist jetzt der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Piazolo muss daraus die Konsequenzen ziehen und seinen Platz freimachen“, erklärt FDP-Schulexperte Matthias Fischbach.
Nicht minder irritiert zeigen sich Lehrer in ersten Reaktionen. Der Bayerische Realschulverband äußert sein „Unverständnis“ über die Entscheidung. „Anstatt auf die Eigenverantwortung der Schule vor Ort zu setzen, hat das Kultusministerium ohne Not Verunsicherung verbreitet“, ärgert sich Verbandschef Jürgen Böhm, früher selbst Realschulrektor.
Realschulen hätten mit Verve gut funktionierende Konzepte erarbeitet, die nun „scheinbar ignoriert“ würden. Ein Schulleiter erklärte gegenüber Merkur.de: „Die Entscheidung ist nicht nachvollziehbar, da stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit.“
Auch das Kultusministerium äußerte sich vor kurzem, hält aber an der Entscheidung aller Kritik zum Trotz fest. Hier Auszüge: „Unser besonderes Augenmerk gilt in diesen Tagen den Abschlussklassen. Mit dem verpflichtenden Distanzunterricht sollen die laufende Vorbereitung auf die Abschlussprüfungen so gut wie möglich fortgesetzt werden. Deshalb haben wir in den Abschlussklassen verpflichtenden Distanzunterricht für die Schülerinnen und Schüler.
Das schließt mit ein, dass mündliche Leistungsnachweise, die für die Abschlüsse relevant sind, im Distanzunterricht erbracht werden.“ Weiter heißt es: „Für die übrigen Jahrgangsstufen haben wir bewusst uns gegen verpflichtenden Distanzunterricht entschieden - auch, um in der besonderen Lage kurz vor Weihnachten etwas Druck von allen Beteiligten zu nehmen. Damit fallen mündliche Leistungsnachweise in diesen Klassen vor Weihnachten weg.“
Einzelne Gymnasien wollen nach Informationen von merkur.de trotzdem Distanzunterricht auch für die unteren Jahrgangsstufen anbieten - das aber auf freiwilliger Basis. Kein Schüler sei gezwungen, daran teilzunehmen.
Erstmeldung vom 14.12.2020: München – Die meisten Schüler haben ab Mittwoch (16. Dezember) Corona*-schulfrei in Bayern. Da beginnt ja bekanntlich der harte Lockdown in Bayern. Dienstag ist demnach der letzte reguläre Schultag, danach müssen die Schüler bayernweit zuhause bleiben, beschloss die bayerische Staatsregierung.
Kultusminister Michael Piazolo (FW) untersagte daraufhin gestern Nachmittag via Schreiben an alle Schulen und Eltern die Fortführung der Schule durch einen Distanzunterricht. Dabei hätten die Lehrer ihre Schüler via Livestream zuhause unterrichtet.
Nur für die Abschlussklassen sowie die Berufsschulen soll nun so bis zum Freitag Unterricht möglich sein, nicht aber für Schüler aller anderen Jahrgangsstufen. Wörtlich heißt es in einem Schreiben, das an alle Eltern verschickt wurde: „Distanzunterricht findet in den betreffenden Klassen nicht statt.“ Die Lehrer sollten stattdessen „Materialien zum Üben, Vertiefen und Wiederholen“ zur Verfügung stellen und für Fragen erreichbar sein.
Hintergrund des Erlasses dürften Technik-Probleme sein. Die vom Kultusministerium verwaltete Lernplattform Mebis, die viele Schulen nutzen, war vergangene Wochen mehrmals zusammengebrochen. *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.