Hausärzte schlagen Impfstoff-Alarm: „Wir brauchen mehr Vorrat“

Die Vorräte für den Grippeimpfstoff werden in Bayern aufgestockt: von bisher zwei Drittel auf mindestens drei Viertel des voraussichtlichen Bedarfs. Hausärzte warnen jedoch: Diese Erhöhung reicht nicht.
München – Die Grippewelle ist noch lange nicht vorbei. Doch schon jetzt brüten Experten darüber, was sie in der kommenden Saison besser machen können – und vor allem: Wie sie es schaffen, dass der Grippeimpfstoff nicht erneut zu knapp wird.
Deshalb hat am Mittwoch die „Landesarbeitsgemeinschaft Impfen“, kurz LAGI, beschlossen, die Vorräte für den Grippeimpfstoff in der kommenden Saison aufzustocken. Demnach sollen die Vorbestellmengen für Kassenärzte in den nächsten Jahren von bisher zwei Drittel auf mindestens drei Viertel des voraussichtlichen Bedarfs erhöht werden. „Das ist ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt der Münchner Allgemeinarzt Dr. Markus Frühwein, der an der LAGI-Sondersitzung teilgenommen hat. Aber: „Aus meiner Sicht ist das nicht ausreichend.“ Frühwein fürchtet, dass man auch im nächsten Winter vor ähnlichen Problemen stehen werde wie heuer. Nämlich: dass der Impfstoff knapp werde – man also nicht alle Patienten impfen könne. „Wir müssen noch mehr bevorraten“, sagt er. Er könne sich vorstellen, dass die Nachfrage im nächsten Winter noch einmal steige. Schon heuer lag sie „mit über 1,5 Millionen Impfstoffdosen um zehn Prozent höher als in den drei Saisons zuvor“, heißt es in einer LAGI-Mitteilung.
Grippe ist kein harmloser Infekt
Frühwein fordert, den Kassenärzten mehr freie Hand zu lassen, um höhere Impfquoten zu erreichen. Denn bislang gibt es einen großen Haken bei den Vorabbestellungen. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet es: Ordern Kassenärzte deutlich mehr Impfstoff als die drei Viertel des voraussichtlichen Bedarfs, kann es passieren, dass sie auf den Kosten sitzen bleiben – wenn sie am Ende nicht alles verimpfen. Im Umkehrschluss bedeutet das: Wenn viele Kassenärzte bei der Kalkulation auf der finanziell sicheren Seite bleiben wollen, müssen alle in Kauf nehmen, dass es erneut zu Engpässen beim Impfstoff kommen kann – und dadurch dann auch Impflücken entstehen.
Dass Grippe kein harmloser Infekt ist, legen die aktuellen Zahlen nahe: Bisher gab es in dieser Saison bundesweit 199 gemeldete Todesfälle im Zusammenhang mit der sogenannten Influenza. In der EU gehört Deutschland aktuell zu den Ländern mit einer hohen „Influenza-Aktivität“.
Allein in der dritten Februarwoche wurden rund 23 900 bestätigte Krankheitsfälle offiziell gemeldet – das ist der höchste Wert dieser Grippesaison. Jüngster Fall: Eine Mittelschule in Schwabmünchen wurde am Donnerstag vom Landratsamt wegen Grippeepidemie geschlossen – 77 der 441 Kinder sowie 15 Lehrer sind krank.
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Barbara Nazarewska (mit dpa)