Eine ganze Region ist auf Achse: Pendlerströme nach München nehmen stark zu
Neue Zahlen zeigen die täglichen Pendler-Ströme von und nach München. Dabei wird eines deutlich: Die Achillesferse des Ganzen ist der öffentliche Nahverkehr.
München – Wenn es noch eines Belegs bedurft hätte, dass der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs notwendig ist, dann lieferte diesen am Dienstag das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. München ist Hochburg der Pendler. Von den 893.400 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in München waren im Jahr 2021 fast 400.000 Einpendler. Hinzu kommen noch 190.500 Auspendler aus der Stadt und weitere zigtausende Binnenpendler innerhalb von München, zu denen aber keine Daten vorliegen.
München: Zahl der Berufstätigen, die nach München fahren, steigt um 10 Prozent in fünf Jahren
Eine ganze Region ist tagtäglich auf Achse. Denn weitere 127.000 Menschen bewegen sich werktäglich innerhalb eines Landkreises, weitere 228.690 gar pendeln zwischen Landkreisen, zeigen Zahlen, die der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum erhoben hat. Von und nach München reichen die Pendlerströme bis nach Ingolstadt, Landshut, Rosenheim und Augsburg. Dabei ist die Zahl der Berufstätigen, die täglich nach München zum Arbeiten fahren, zwischen 2016 und 2021 um 35.000 und somit fast zehn Prozent gestiegen.
„Diese Zahlen beeindrucken“, sagt Wolfgang Fischer, Sprecher des Münchner Einzelhändlerverbands CityPartner. Die sogenannte Suburbanisierung schreite fort und zeige den Handlungsbedarf an. Doch sei die S-Bahn als wichtigstes öffentliches Verkehrsmittel leider „in keinem guten Zustand“ – und Besserungen etwa durch die zweite Stammstrecke oder gar eine neue Innenstadt-U-Bahn (U9) lägen in weiter Ferne. Die „Probleme bei der Erreichbarkeit aus dem Umland“ bereiteten Sorgen.
München: Viele Berufstätige fahren wieder ins Büro
Streng genommen sagt die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten, die nicht in München leben, aber dort als arbeitend gemeldet sind, noch nichts darüber aus, dass sie auch real täglich pendeln. Gerade in der Hochphase der Corona-Pandemie wurde Homeoffice zur Gewohnheit. Mittlerweile haben aber viele Arbeitgeber ihre Beschäftigten zurück ins Büro geholt. Wie viele tatsächlich, lässt sich im Moment nicht messen. Zwar sind die Züge und Busse wieder gut voll. Das liegt aber auch am 9-Euro-Ticket. Im ersten Quartal 2022, also vor Einführung des Billigtickets, lagen die Nutzerzahlen noch um rund 30 Prozent unter den Zahlen von 2019, sagt die Sprecherin des MVV, Franziska Hartmann. Jetzt, während der Phase mit dem 9-Euro-Ticket, hätten einzelne Linien wieder die Auslastung der Vor-Corona-Zeit erreicht. Ob das ab September so bleibt, ist beim MVV nun die spannende Frage.