Christmette trotz Rekord-Corona-Zahlen? Bayerischer Geistlicher rechnet mit Kirche ab: „Ich verstehe das nicht“

Präsenz-Gottesdienste in Zeiten täglich steigender Corona-Zahlen abzuhalten, ist für den Fürther Dekan unverständlich. Für ihn gibt es nur eine Alternative.
- Bayern befindet sich seit Mittwoch (16. Dezember) im harten Corona*-Lockdown.
- Die Kirchen sind von den neuen Regelungen aber nur am Rande betroffen.
- Für den Fürther Dekan geht das jedoch gar nicht.
Fürth - Seit Mittwoch gilt deutschlandweit der harte Corona-Lockdown. Die Geschäfte haben geschlossen. 500 Euro Bußgeld werden fällig, wenn man die nächtliche Ausgangssperre missachtet. In der Gastronomie und bei kulturellen Veranstaltungen geht ohnehin seit Anfang November nichts mehr. Da erscheint es für den einen oder anderen befremdlich, dass Gottesdienste in geschlossenen Räumen auch weiterhin erlaubt sind. Nun regt sich sogar innerhalb der Kirche Widerstand.
Corona: Fürther Dekan gegen Präsenz-Gottesdienste
Für den Fürther Leiter des katholischen Dekanats, André Hermany, sind Präsenz-Gottesdienste während des Corona*-Lockdowns verantwortungslos. „Ich verstehe nicht, warum die Kirchen da jetzt so rumzicken“, sagte er dem Nachrichten-Portal infranken.de. Er verstehe nicht, warum bei der Ausübung der Religion andere Maßstäbe angesetzt werden, als bei allen anderen durch die Corona-Maßnahmen verbotenen Veranstaltungen. „Ich sehe nicht ein, warum wir als Kirche unser Privileg jetzt so ausreizen. Jetzt, wo die Zeiten noch schlimmer sind.“

Im Frühjahr gab es schließlich auch einen kompletten Shutdown, so der 64-Jährige weiter. Die Infektionslage lasse auch jetzt keinen Präsenz-Gottesdienst zu. Und man müsse auch an die Menschen denken, die aufgrund von Vorerkrankungen oder weil sie zur Risikogruppe gehören, nicht an einem Gottesdienst teilnehmen dürfen. Aus Solidarität mit all den Menschen, die nicht präsent sein dürfen, „wäre es nur konsequent, jetzt zu sagen: ‚Wir gehen solidarisch mit und machen dicht.‘“
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Corona: Fürther Dekan will die Kirchen offenlassen und die Gottesdienste online abhalten
Für Hermany gibt es deshalb nur eine Alternative: der Online-Gottesdienst. „Weihnachten findet ja nicht am Altar statt, sondern in den Herzen der Menschen.“ Eine andere Möglichkeit wäre, die Kirchen über die Feiertage offenzulassen. So können die Gläubigen den ganzen Tag über kommen und eine Kerze anzünden oder ein Gebet sprechen. „Seit 21 Jahren ist meine Kirche Tag und Nacht offen“, so der 44-jährige Geistliche. Deshalb ist sein Appell an seinen Arbeitgeber: „Haltet die Kirchen offen, lasst die Menschen rein. Aber bitte keine Gottesdienste.“ (tel) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.
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