Nürnberger Christkindlesmarkt ist weltbekannt: Das gibt es zu dem Traditionsmarkt zu wissen

Der Nürnberger Christkindlesmarkt ist einer der größten und ältesten Weihnachtsmärkte in Deutschland. Jährlich wird er von über zwei Millionen Gästen besucht.
Nürnberg ‒ Der Duft von Lebkuchen und gebrannten Mandeln, leise Weihnachtsmusik und eine heiße Tasse Glühwein in den kalten Händen - der Gedanke an Weihnachtsmärkte scheint fast lächerlich romantisch. Doch obwohl die Märkte in Wahrheit oft fürchterlich überfüllt sind und man für die Tasse Glühwein bald schon ein eigenes Sparbuch anlegen muss, gibt es nicht viele Menschen, die sie nicht lieben. Die es nicht genießen, sich in der Adventszeit in Deutschlands Großstädten von Stand zu Stand zu drängeln, um den zehnten Weihnachtsstern zu kaufen oder noch eine heiße Bratwurst zu ergattern.
Und einer der beliebtesten Weihnachtsmärkte ist und bleibt der Christkindlesmarkt in Nürnberg - rund zwei Millionen Besucher aus aller Welt strömen jährlich in die fränkische Metropole. Zum Schlendern, Shoppen und Genießen. Der Christkindlesmarkt findet immer vom Freitag vor dem ersten Advent bis zum 24. Dezember statt.
Nürnberger Rostbratwurst, Lebkuchen und Handarbeit: Das Angebot auf dem Christkindlesmarkt
Das Angebot auf dem Christkindlesmarkt ist auch heute noch sehr traditionell. Neben Glühwein ist Nürnberg auf kulinarischer Seite vor allem für seine Lebkuchen und Rostbratwürste bekannt, aber auch für die sogenannten „Zwetschgenmännla“. Das sind lustige Figuren aus Zwetschgen, Nüssen, Feigen und mehr.
Außerdem verkaufen in den fast 200 Ständen mit typischen, rot-weiß gestreiften Stoffdächern zahlreiche Händler ihre Waren. Dazu zählen traditionell vor allem Handarbeiten aus dem Erzgebirge, Blech- und Holzspielzeuge, handgearbeiteter Weihnachtsschmuck, Weihnachtskrippen und Kerzen.
Geschichte und Tradition: Der älteste Weihnachtsmarkt in Deutschland?
Der Nürnberger Christkindlesmarkt ist aber nicht nur einer der bestbesuchten Weihnachtsmärkte in Deutschland, sondern auch einer der ältesten. Ob es der Älteste ist, darüber scheiden sich die Geister. Der Traditionsmarkt lässt sich aber bis mindestens in die Mitte des 17. Jahrhunderts zurückverfolgen. Im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg existiert sogar noch heute der erste offizielle Nachweis des Marktes: Eine bemalte Holzschachtel aus dem Jahr 1628.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verlor der Christkindlesmarkt in Nürnberg allerdings zunehmend an Bedeutung. Erst in den 1930er-Jahren erwachte der Markt wieder zum Leben. Mit einer Tradition, von der selbst viele Nürnberger gar nicht wissen, dass sie noch nicht einmal hundert Jahre alt ist: dem „Nürnberger Christkindl“.
Das Nürnberger Christkind eröffnet traditionell den Christkindlesmarkt
Seitdem eröffnet das Christkind traditionell den Weihnachtsmarkt in Nürnberg. Zunächst übernahmen professionelle Schauspielerinnen die wichtige Rolle auf dem Christkindlesmarkt. Doch seit 1969 können die Nürnberger alle zwei Jahre selbst das nächste Christkind wählen. Die Voraussetzungen, die die Bewerberinnen erfüllen müssen, sind ganz einfach:
- Das Nürnberger Christkindl sollte seit längerer Zeit in Nürnberg leben - entgegen weit verbreiteter Annahmen muss es nicht in der Stadt geboren sein.
- Außerdem sollte das Christkind zwischen 16 und 19 Jahre alt sein.
- Mindestens 1,60 Meter groß sollte es sein.
- Und vor allem auch schwindelfrei.
Denn die feierliche Eröffnung des Marktes wird von der Empore der Frauenkirche gesprochen - und das Geländer dort oben ist nicht besonders hoch. Das Christkind hat aber auch in den Wochen nach der Weihnachtsmarkt-Eröffnung alle Hände voll zu tun. Es ist regelmäßig auf dem Christkindlesmarkt unterwegs, besucht andere Weihnachtsmärkte, Altenheime, Kindergärten, Krankenhäuser und Behinderteneinrichtungen. Natürlich warten auch Interviews und Fernsehauftritte auf Nürnbergs wichtigste Repräsentantin in der Weihnachtszeit. Große Verantwortung also.

Eklat um das Nürnberger Christkind: AfD hetzt gegen 17-Jährige
Für die Jahre 2019 und 2020 wurde Benigna Munsi zum Nürnberger Christkind gewählt. Die Jury entschied sich in der letzten Runde aufgrund ihrer „Frische, herzlichen Art und Ehrlichkeit“ für die damals 17-Jährige. Benigna ist in Nürnberg geboren, ihr Vater ist Inder, ihre Mutter Deutsche. Und aufgrund ihres Aussehens sorgte die AfD nach der Vorstellung des neuen Nürnberger Christkinds prompt für einen Eklat. Ortsverbände und Abgeordnete der Partei machten in den sozialen Netzwerken deutlich, dass ihrer Meinung nach nur strohblonde Frauen die Aufgaben des Christkinds übernehmen könnten.
Ein Abgeordneter schrieb beispielsweise, dass es ein „Schlag ins Gesicht aller Freunde von Tradition und gewachsener Kultur“ sei, dass man dem Christkindl nun „die fremde Herkunft an der Nasenspitze ansehen kann“. Die junge Frau nahm die Anfeindungen gelassen und meisterte die Aufgaben als Christkind bravourös.
Die jüngste Krise des Nürnberger Christkindlesmarktes: Die Corona-Pandemie
2020 konnte der Nürnberger Christkindlesmarkt dann erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg nicht stattfinden. Der Grund: Natürlich die Coronavirus-Pandemie. Die Stadt Nürnberg entschied sich bereits im Oktober 2020 dazu, den Markt aufgrund steigender Infektionszahlen abzusagen. Trotzdem versuchten die Veranstalter, den Nürnbergern ein bisschen Weihnachtsstimmung und Besinnlichkeit in der Adventszeit zu vermitteln: mit traditionell designten Glühweintassen für zu Hause, einem Online-Shop der etablierten Händler oder einem Online-Adventskalender mit ihrem Christkindl.

Trotzdem war es nicht dasselbe. Umso glücklicher ist man in Nürnberg, dass der Markt 2021 wieder stattfinden kann - wenn auch immer noch unter Pandemie-Bedingungen. (iwe)
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