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„Hier darf gestorben werden“: Emotionales Video aus Palliativstation geht viral

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Von: Tanja Kipke

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Ein Kurzfilm über die Palliativstation des Uniklinikums Erlangen geht viral. In dem emotionalen Video berichten Patienten von ihren Erfahrungen.

Erlangen – Jeder stirbt zum ersten Mal. Das wissen die Mitarbeiter der Palliativstation des Uniklinikums Erlangen. Was für die Arbeit auf der Palliativstation entscheidet ist, sei Wahrhaftigkeit. „Keine falschen Versprechungen machen, aber gleichzeitig mit Hoffnung arbeiten“, erklärt Prof. Christoph Ostgathe, Leiter der Palliativmedizinischen Abteilung, in einem Kurzfilm, der seit Monaten viral geht.

Dabei gehe es nicht unbedingt um die Hoffnung auf das wieder Gesund werden, sondern um die Hoffnung auf Schmerzfreiheit und Zeit mit der Familie. „Das ist, glaube ich, das aller-, allerwichtigste in unserer Arbeit.“ Das emotionale Video mit dem Titel „Ein Tag auf der Palliativstation“ hat auf YouTube mittlerweile 1.007.830 Aufrufe (Stand: 7. November).

Video über Palliativstation geht viral: „Ich war an einer Stelle, an der ich es nicht mehr aushielt“

Dass es sich hierbei um ein besonderes Video handelt, ist eindeutig. Bereits acht Wochen nach der Veröffentlichung habe der Film über hunderttausend Aufrufe verzeichnet, wie das Klinikum in einer Mitteilung schreibt. Jetzt – zehn Monate später – dann über eine Million Klicks. „Der Film ist auch deshalb so eindrucksvoll, weil er aus einem besonderen Blickwinkel heraus entstand“, erinnert sich Ostgathe an die Aufnahmen im September 2021: „Der Produzent hatte unsere Palliativstation kurze Zeit vorher selbst als Angehöriger kennengelernt, als er hier einen nahen Verwandten an dessen Lebensende begleitete.“

Ja, hier darf gestorben werden, da sind wir auch gut drin, das zu begleiten. Aber: ‚Hier lebt das Leben‘.

Prof. Christoph Ostgathe, Leiter der Palliativmedizinischen Abteilung des Uniklinikums Erlangen

Auch Patienten der Station kommen in dem Video zu Wort. „Ich war schon einmal an der Stelle, wo ich gesagt hab, ‚so wie es mir jetzt geht, so halt ich es nicht aus‘“, beschreibt eine Frau ihre Situation. An der Stelle, wo keiner wusste, ob ihre verbleibende Zeit noch zwei Wochen oder zwei Monaten beträgt, habe man ihr Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt. Man stellte ihr zum Beispiel ein Bett für Übernachtungen ins Zimmer. Die dadurch möglichen, intensiven Gespräche mit ihren Freunden hätten ihr sehr geholfen. Ihr ging es nach einiger Zeit wesentlich besser und sie konnte sogar nach Hause.

Palliativstation in Erlangen: Patienten berichten – „Leben ist auch noch schön, wenn man krank ist“

„Viele wissen gar nicht, dass wir einen Großteil unserer Patienten so stabilisieren können, dass wir sie wieder nach Hause entlassen können“, so der Leiter im Video. Das Bild einer Palliativstation sei immer, „hier geht es nur ums Sterben“. Ostgathe merkt dazu an: „Ja, hier darf gestorben werden, da sind wir auch gut drin, das gut zu begleiten. Aber: ‚hier lebt das Leben“. Der Film soll helfen, beim Blick auf das Lebensende Ängste abzubauen.

„Ich habe gemerkt, dass das Leben auch noch schön ist, wenn man krank ist“, Patientin auf der Palliativstation Erlangen.
„Ich habe gemerkt, dass das Leben auch noch schön ist, wenn man krank ist“, Patientin auf der Palliativstation Erlangen. © Srcreenshot Youtube Uniklinikum Erlangen

„Ich kam hier an, als ein Häufchen Elend“, berichtet eine weitere Patientin. „Mein Wunsch war: ‚Ich will sterben‘“. Auf der Station habe sie gemerkt, dass das Leben auch noch schön ist, wenn man krank ist. „Das liegt eindeutig an den Leuten.“ Wenn ihre Zimmertür aufgeht, weiß sie, es kommt „was Gutes rein“. Das sei ein Gefühl, das sie nicht beschreiben könne. Kurze Zeit, nachdem die Aufnahmen stattgefunden hatten, starb die Patientin an ihrer schweren Krankheit.

Entstanden ist der Imagefilm in Zusammenarbeit mit der Münchner HERE Filmproduktionsgesellschaft mbH. „Wir wollten Vorbehalte, Ängste und Sorgen abbauen und gleichzeitig zum Sprechen und zum Nachdenken über das Sterben und den Tod ermutigen, denn das Sterben gehört zum Leben dazu“, fasst Ostgathe das Ziel der Produktion zusammen. (tkip)

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