BOB-Entscheidung gefallen

München - Sie galt als Modell für die Privatisierung des Nahverkehrs auf der Schiene: die Oberlandbahn an Tegernsee und Schliersee. Nach 14 Jahren und einem pannenreichen Start ist der alte Anbieter auch der neue.
Deutschlands erste privatisierte Bahnstrecke wird auch künftig von der Bayerischen Oberlandbahn GmbH (BOB) betrieben. Die Tochtergesellschaft des französischen Konzerns Veolia wird die Linien von München über Holzkirchen nach Lenggries, Tegernsee und Bayrischzell bis 2024 mit einem verbesserten Angebot für ihre Fahrgäste weiter bedienen. Vor allem im Berufsverkehr und für die Naherholungssuchenden an den Wochenenden soll der Halbstundentakt vom Winterfahrplan 2013 an ausgebaut werden.
„Das ist eine freudige Botschaft für die Bevölkerung in der Region und die Mitarbeiter der BOB“, sagte der Geschäftsführer der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), Fritz Czeschka, am Dienstag in München. Die BEG ist ein Unternehmen des Freistaates und organisiert den regionalen Bahnverkehr in Bayern. BOB-Geschäftsführer Heino Seeger sagte, er und seine Mitarbeiter würden sich anstrengen, die in den vergangenen Jahren erreichte Qualität nicht nur zu halten, „sondern zu verbessern“.
Die Strecken von der Landeshauptstadt in die Naherholungsgebiete rund um Tegernsee, Schliersee und Bad Tölz waren bundesweit die ersten, die 1998 in einer Ausschreibung an einen privaten Betreiber vergeben wurden. Die Privatisierung sollte für mehr Wettbewerb auf der Schiene sorgen.
Die BOB war bei der zweiten Ausschreibung 2012 allerdings das einzige Unternehmen, das ein Angebot abgab. Czeschka kritisierte, dass die Deutsche-Bahn-Tochter DB Regio sich nicht daran beteiligte. „Das Verhalten der DB Regio war nicht hilfreich“, sagte der BEG-Chef. „Wir hatten absolut damit gerechnet, dass die DB Regio sich bewirbt.“ Entsprechende Ankündigung hatte die Bahn-Tochter zunächst auch gemacht, dann aber überraschend ihren Verzicht erklärt. Czeschka ließ erkennen, dass sich die BOB ohne Konkurrenz finanzielle Vorteile verschaffen konnte.
Ein Grund für den Rückzieher der DB könnte sein, das nur die BOB die komplizierte Technik der 17 dort eingesetzten Dieselzüge vom Typ Integral kennt. Die Triebfahrzeuge können an Bahnhöfen in kürzester Zeit zusammengehängt oder getrennt werden, gelten deshalb aber als wartungsintensiv. Außerdem sind sie Spritfresser, wie Czeschka ergänzte. Nach ihrem Start im Jahr 1998 mussten sie wegen zahlreicher „Kinderkrankheiten“ für mehr als ein Jahr von der Schiene genommen werden. Die Integrale - sie werden nicht mehr hergestellt - sollen bis 2024 halten und dann durch neue Züge ersetzt werden.
Die erneute Vergabe des Bahnverkehrs ins Oberland war zeitweise zum Politikum geraten. Während Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) eine Neuausschreibung infrage stellte, beharrte Verkehrsminister Martin Zeil (FDP) auf dem Verfahren. Kommunalpolitiker der Region sammelten 16 000 Unterschriften für das Festhalten an der BOB.
Der Freistaat lässt sich den Bahnverkehr auf den zusammen 120 BOB-Kilometern jährlich mehr als 20 Millionen Euro kosten, bekommt das Geld aber zu zwei Dritteln vom Bund. Bayernweit kostet der Schienennahverkehr auf rund 5800 Kilometern den Staat im Jahr an die 900 Millionen Euro. Czeschka kritisierte in dem Zusammenhang die drastisch gestiegenen Gebühren der DB für die Nutzung ihrer Schienen und Bahnhöfe.
dpa