1. Startseite
  2. Bayern

Ski-Zoff eskaliert: Wut auf Söder wächst - Bayerische Bürgermeister mit Brandbrief an Merkel - deutliche Worte

Erstellt:

Von: Moritz Bletzinger

Kommentare

Die Landesregierung um Markus Söder verbietet die Öffnung der Skigebiete. Bayerische Bürgermeister fordern ein Umdenken in der Corona-Politik.

München - Deutsche Wintersportler müssen sich auf einen tristen Winter einstellen. Die bayerischen Skigebiete sind zu. Und das sollen sie nach dem Willen der bayerischen Landesregierung vorerst auch bleiben. Nach der Gastronomie bangt nun eine weitere Branche in der Corona*-Krise um ihre Existenz.

Das Ski-Verbot trifft aber nicht nur die Liftbetreiber. Die Bürgermeister und Bürgermeisterinnen betroffener Orte prognostizieren herbe Auswirkungen auf die gesamte Tourismusbranche. Ihrer Wut machen die Ortsvorstände aus dem Oberallgäu gemeinsam mit Landrätin Indra-Baier Müller in einem offenen Brief Luft. Einige Gemeinden veröffentlichten ihn auf ihrer Website. Gerichtet ist er an Bundeskanzlerin Merkel*, Innenminister Seehofer, Ministerpräsident Söder* sowie Stellvertreter Aiwanger.

Coronavirus: Bleiben Skigebiete in Bayern zu? Bürgermeister warnen - „Touristisch wie wirtschaftlich fatal“

„Ein nunmehr verspäteter Start in die Wintersaison oder gar ein Ausfall der Einnahmen während der Weihnachtsferien wäre touristisch wie wirtschaftlich fatal und setzt die ein oder andere Unternehmung an den Rand der wirtschaftlichen Existenz“, befürchten sie heftige Folgen, sollte der Winter-Tourismus zum Start der Winterferien nicht möglich sein. Die aktuelle Verlängerung des Lockdown-„lights“ sieht das allerdings vor.

„Eine Absagewelle von gebuchten Winterurlauben droht und gefährdet weitere Existenzen“, mahnen die Oberallgäuer. Nachdrücklich bitten sie um die Öffnung der Skigebiete zu den Weihnachtsferien 2020. Ein Hygienekonzept sei bereits im Sommer entwickelt worden und habe sich bewährt.

Winter 2020: Skifahren trotz Corona - Österreich will sich von Deutschland nicht beeinflussen lassen

Ein Blick auf das nicht weit entfernte Österreich dürfte den Frust der Hoteliers und Liftbetreiber noch größer machen. Die Kurz-Regierung will den Wintersport auf keinen Fall gänzlich unmöglich machen und sich dabei auch nicht vom Nachbarn Deutschland verunsichern lassen.

„Wir lassen uns sicher nicht von einem anderen Land vorschreiben, wann wir was öffnen“, zeigte sich Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) gegenüber dem Bayerischen Rundfunk überzeugt, „wir würden ja auch nie den Vorschlag liefern, dass man in Deutschland beispielsweise die Schulen schließen soll oder Friseurbetriebe.“

Der Wintertourismus solle nun nicht zum „Sündenbock“ der Corona-Krise in Österreich werden. Außerdem habe das Jahr 2020 und der Lockdown den Menschen sehr viel abverlangt. Nun wollen viele einfach wieder erholen, „rauskommen aus der Stadt“ und Sport treiben.“ Ausländische Touristen werden in diesem Winter aber wohl auch in Österreich ausbleiben. Nur unter strengen Einreise- und Quarantäneregeln kann Urlaub gemacht werden (s. Video oben). (moe) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Redaktionsnetzwerks.

Coronavirus im Winter 2020: Skigebiete in Bayern geschlossen - Brandbrief der Bürgermeister im Wortlaut

„Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Merkel, sehr geehrter Herr Innenminister Seehofer, sehr geehrter Herr Ministerpräsident Söder, sehr geehrter Herr Staatsminister Aiwanger, 

auch wir als Oberallgäuer Bürgermeister mit Landrätin schließen uns den vielen offenen Briefen, welche Sie aus unserer Region erhalten haben an und wollen Ihnen unsere Gedanken, Einschätzungen und Befürchtungen zum Thema „Schließung der Skigebiete“ mitteilen. 

Aus den bislang veröffentlichten, jüngsten Vereinbarungen zwischen Bund und Ländern entnehmen wir, dass auch über eine im europäischen Alpenraum abgestimmte Lösung einer späteren Öffnung der Skigebiete nachgedacht wird. 

Wir haben großen Respekt vor der Sensibilität, die Sie in Ihrer Verantwortung in die Vielzahl an Abwägungen einbringen, bevor Bund und Länder entscheiden, welche Wirtschaftszweige mit welchen Einschränkungen auf Zeit zu Gunsten des übergeordneten Gemeinwohls und bestmöglichen Schutzes der Bevölkerung zurechtkommen müssen.

Der Schneesport im Allgemeinen, insbesondere aber der alpine Wintersport in den Skigebieten am bayerischen Alpenraum ebenso, wie in den benachbarten österreichischen Wintersportzentren ist ein ganz wesentlicher Wirtschaftsfaktor und eine maßgebliche Säule im touristischen Angebot im Winter insgesamt, im Landkreis Oberallgäu mit 46 Skigebieten. 

Gerade die Bergbahnen und Skiliftbetreiber, sowie die Hotellerie, Gastronomie und Vermietungsbetriebe für Ferienwohnungen verfügen bereits aus der Sommersaison über praktizierte, bewährte und auf die Anforderungen des Winters adaptierte Hygienekonzepte, die sowohl eingehalten, als auch kontrolliert werden können. Um dies zu gewährleisten, haben diese Unternehmen längst investiert und sind in nicht unerhebliche Vorleistungen gegangen, wissend, dass die bevorstehende Wintersaison nicht auf Vollauslastung ausgelegt ist, sondern im Fokus von bestmöglichem Schutz und Verantwortbarkeit steht.

Ein nunmehr verspäteter Start in die Wintersaison oder gar ein Ausfall der Einnahmen während der Weihnachtsferien wäre touristisch wie wirtschaftlich fatal und setzt die ein oder andere Unternehmung an den Rand der wirtschaftlichen Existenz. 

Wir bitten Sie daher als Bürgermeister und Landrätin von bayerischen Tourismusorten mit maßgeblicher Schneesportrelevanz und existenziellem Standbein im alpinen Wintersport, sowohl den Skigebieten insgesamt, als auch deren Bergbahn-, Skilift-, Hotellerie-, Gastronomie- und Beherbergungsbetreibern diese Existenz nicht zu nehmen. 

Verfügen die Wintersportorte spätestens beginnend mit den Weihnachtsferien über dieses Angebot nicht, wird dies Auswirkungen auf die gesamte Beherbergungsbranche haben. Eine Absagewelle von gebuchten Winterurlauben droht und gefährdet weitere Existenzen. 

Bitte berücksichtigen Sie unsere Argumentation und lassen Sie die Skigebiete im Winter 2020/2021 mit Beginn der Weihnachtsferien 2020 öffnen. 

Herzlichen Dank.

Die Bürgermeister

Dr. Sabine Rödel, Erste Bürgermeisterin Bad Hindelang
Konrad Kienle, Erster Bürgermeister Balderschwang
Christof Endreß, Erster Bürgermeister Blaichach
Rolf Walter, Erster Bürgermeister Bolsterlang
Toni Barth, Erster Bürgermeister Buchenberg
André Eckardt, Erster Bürgermeister Burgberg
Bruno Sauter, Erster Bürgermeister Fischen
Nico Sentner, Erster Bürgermeister Immenstadt
Martina Wilhelm, Erste Bürgermeisterin Missen- Wilhams
Frank Fischer, Erster Bürgermeister Obermaiselstein
Martin Beckel, Erster Bürgermeister Oberstaufen
Klaus King, Erster Bürgermeister Oberstdorf
Alois Ried, Erster Bürgermeister Ofterschwang
Theo Haslach, Erster Bürgermeister Oy- Mittelberg
Nikolaus Weißinger, Erster Bürgermeister Rettenberg
Christian Wilhelm, Erster Bürgermeister Sonthofen
Gerhard Frey, Erster Bürgermeister Sulzberg
Eckhard Harscher, Erster Bürgermeister Waltenhofen
Gertrud Knoll, Erste Bürgermeisterin Wertach
Indra Baier- Müller, Landrätin, Landkreis Oberallgäu“ (Quelle: Gemeinde Bad Oberstdorf)

Auch interessant

Kommentare