Hochwasserwelle nähert sich Passau

München - Extreme Regenfälle verschärfen die Hochwasserlage in Bayern und führen zu Überschwemmungen. In Passau stehen bereits Teile der Altstadt unter Wasser.
Nach dem tagelangen Dauerregen hat sich die Hochwasserlage in Bayern weiter verschärft. Die Stadt Passau bereitet sich auf Überschwemmungen vor, auch in Regensburg droht die Donau über die Ufer zu treten. In Franken ist die Lage weiter angespannt. Auf dem Main in Würzburg wurde die Schifffahrt eingestellt. Bayerns Bauern fürchten um ihre Ernte.
„Erst am Montag ist die Sache weitestgehend ausgestanden“, sagte Dirk Mewes, Experte des Deutschen Wetterdienstes (DWD) der Nachrichtenagentur dpa am Samstag in München. Bis dahin werden sich die Niederschläge vom Frankenwald bis ins Alpenvorland weiter ausbreiten.
Der Pegelstand der Donau in Passau sei nach den heftigen Niederschlägen der vergangenen Tage auf gut 7,60 Meter gestiegen, sagte eine Polizeisprecherin am Samstag. Der Höchststand werde in der Nacht zu Sonntag erwartet. Normal liegt der Pegel bei rund 4,50 Meter. Die Fritz-Schäffer-Promenade entlang der Donau wurde gesperrt, naheliegende Parkhäuser geräumt.
In Unterfranken stieg das Hochwasser ebenfalls. Die Schifffahrt auf dem Main in Würzburg wurde eingestellt, wie die Polizei mitteilte. Etwa 35 Schiffe warteten seit Freitag bei Würzburg auf die Weiterfahrt. Nach Angaben des Schifffahrtsamtes Schweinfurt sollte die Schifffahrt auf dem gesamten Main zwischen Bamberg und Aschaffenburg nicht mehr möglich sein.
Meteorologe sagt Dauerregen bis Montag voraus
Bereits am Samstagnachmittag soll sich mitunter kräftiger schauerartiger Regen von Nordbayern nach Süden hin ausbreiten. „Laut der Prognose für die kommenden 24 Stunden schwächen sich die Niederschläge im westlichen Teil Frankens bis auf einzelne Schauer ab“, sagte Mewes. „Unterfranken ist damit außen vor. In Mittelfranken erwarten wir bis Sonntagmittag etwa zehn bis 20 Liter pro Quadratmeter.“
Mancherorts standen in Franken Straßen unter Wasser. Der Hochwassernachrichtendienst des Landesamtes für Umwelt berichtete von einer unveränderten Lage im Maingebiet. Die Hochwasserwelle verlagerte sich weiter flussabwärts. Im Bereich des Oberen Main und der Fränkischen Saale kam es den Angaben zufolge verbreitet zur Überschreitung der Meldestufen 1 und 2, vereinzelt zu Meldestufe 3.
Hochwasser in Bayern
Glück hatte ein junger Mann in Mittelfranken, der eine wegen Hochwassers gesperrte Straße bei Gutenstetten (Kreis Neustadt a.d. Aisch) mit dem Auto überqueren wollte. Der Wagen drohte von der Strömung über eine Böschung gespült zu werden, der 22-Jährige rettete sich auf das Autodach, wie die Polizei mitteilte. Ein Anwohner bemerkte die missliche Lage des Mannes und rief die Rettung. Die gestaltete sich laut Polizei schwierig, da das Auto zu kippen drohte. Mit einem Radlader gelang es den Hilfskräften, den Mann zu befreien.
In Regensburg war die Lage am Samstag noch "relativ entspannt", wie ein Polizeisprecher sagte. Es wurden jedoch steigende Pegelstände erwartet. Zwei Straßen in Donaunähe seien gefährdet, dort wurden Autos abgeschleppt.
Dauerregen und Kälte machen auch Bayerns Bauern schwer zu schaffen. "Das war ein grottenschlechter Mai" klagte Hermann Greif, Vorsitzender des Pflanzenbau-Ausschusses beim Bayerischen Bauernverband im dpa-Gespräch. Die Landwirte könnten ihre nassen, aufgeweichten Wiesen nicht mähen und somit kein Futter für Rinder und Kühe einholen. Kartoffeln drohten im nassen Boden zu verfaulen und der Mais wachse nicht mehr. Spargelbauern hätten bis zu 60 Prozent Ernteausfall, Erdbeerbauern gehe es nicht besser. "Die Pflanzen brauchen jetzt dringend Sonne."
Hochwasseralarm zum Sommeranfang in Deutschland
Hart traf es auch die Kulturszene: Das bis Sonntag geplante Africa-Festival auf den Mainwiesen in Würzburg wurde wegen des Hochwassers vorzeitig abgebrochen, die Konzerte wurden teilweise verlegt. In Aschheim bei München sagte ein Möbelhaus ein für Sonntag geplantes Benefiz-Open-Air-Konzert mit Peter Maffay ab; es soll am 30. Juni auf dem Gelände des Einrichtungshauses nachgeholt werden.
Für Oberfranken und der Oberpfalz liegt die Prognose des Wetter-Experten bei 30 bis 60 Litern pro Quadratmetern. Der Regen werde nun auch verstärkt über Oberbayern ziehen, sagte Mewes. Am Alpenrand soll es zwischen 50 und 100 Litern regnen, in Staulagen sogar zwischen 120 und 150 Litern. „Im Alpenbereich ist es denkbar, dass in den nächsten 36 Stunden sogar bis zu 200 Litern pro Quadratmeter herunterkommen.“
Noch bis Sonntagnacht müssen die Menschen in Bayern mit weiteren Niederschlägen rechnen. „Erst am Montag ist die Sache weitestgehend ausgestanden“, sagte Mewes. Ob das Wetter in den Tagen darauf wenigstens ein bisschen sommerlich werden wird, konnte der Wetter-Experte aber noch nicht vorhersagen.
dpa