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Bayerische Skigebiete müssen zur Hochsaison schließen: Wetter-Prognose für Wintersportler vernichtend

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Von: Klaus-Maria Mehr

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Zweistellige Plusgrade, dazu Föhnsturm, Sonne und Dauerregen. Die Wetterverhältnisse für die bayerischen Skigebiete sind katastrophal zum Start mitten in der Hochsaison. Und es wird nicht besser.

München – Es hatte alles so gut ausgesehen. Tiefste, zweistellige Minusgrade im Dezember, ganz Bayern mit einer geschlossenen Schneedecke und Eisschicht überzogen. Doch dann schlug kurz vor Weihnachten das wärmste Jahr in Bayern seit Beginn der Wetteraufzeichnungen wieder zu: Binnen weniger Tage schoss das Thermometer um rund 30 Grad nach oben. Von teils minus 15 bis minus 19 Grad auf 15 Grad plus.

Weiße Bahn auf grüner Wiese: Die Aufnahme aus dem oberbayerischen Ruhpolding verdeutlicht die aktuelle Situation der Skigebiete in Bayern.
Weiße Bahn auf grüner Wiese: Die Aufnahme aus dem oberbayerischen Ruhpolding verdeutlicht die aktuelle Situation der Skigebiete in Bayern. © Rolf Poss/Imago

Dazu Föhn, der warme, starke Wind, der aus dem Süden über die Alpen schießt – und danach Dauerregen. Diese Wetter-Giftmischung für jede Schneedecke hält nun schon seit zwei Wochen an. Die Folge: eine historische Schneearmut in Bayern und überhaupt im gesamten Alpenraum. Der Klimawandel hat den Skisport in Bayern erreicht.

So sieht aktuell „eingeschränkter Skibetrieb“ am Steckenberg in Unterammergau aus. Die Aufnahme stammt vom 2. Januar.
So sieht aktuell „eingeschränkter Skibetrieb“ am Steckenberg in Unterammergau aus. Die Aufnahme stammt vom 2. Januar. © Wolfgang Maria Weber/Imago

Skigebiete im Bayerischen Wald können erst gar nicht öffnen

Zuerst traf es die Skigebiete und Wintersportregionen in den Mittelgebirgen. Kurz nach Weihnachten verkündete die Arber-Bergbahn auf Bayerns höchstem Mittelgebirgsgipfel (Großer Arber: 1455 Höhenmeter) noch eine leichte Verschiebung nach hinten. Man wolle spätestens am 27. Dezember den Skibetrieb starten. Zu dem Zeitpunkt war noch nicht sicher, ob sich nicht gegen den milden Jetstream aus Südwesten doch noch polare Luft aus Nordost durchsetzen würde. Doch das war nicht der Fall. Nun zeigt die Arber-Webcam triste Bilder mit grünen Hängen, versetzt mit einigen Restschneefeldern, wohl von der Beschneiung übriggeblieben. Auf der Website steht, der Start in die Skisaison müsse „auf unbestimmte Zeit“ verschoben werden.

Und so geht es allen Skigebieten, die deutlich unter 1500 Meter liegen, vom Allgäu bis zum Fichtelgebirge. Die meisten kleineren Skigebiete haben schon geschlossen oder gar nicht erst aufgemacht.

Winkelmoosalm wartet auf Schnee

Aber auch am Alpenrand trifft es die großen Klassiker. Das Skigebiet Winkelmoosalm, da wo die nun verstorbene Rosi Mittermaier Skifahren gelernt hat, ist seit Weihnachten geschlossen. Im direkt benachbarten Partnerskigebiet Steinplatte haben nur noch wenige Pisten geöffnet.

Totalausfall in einem der beliebtesten Skigebiete der Münchner: das Brauneck steht still

Genauso schlimm hat es das gerade bei Münchnern beliebte Lenggrieser Skigebiet Brauneck getroffen, im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Auch hier ist bis auf einen kurzen Hang im Tal alles zu, weil der Schnee fehlt. Nach eigener Aussage nehmen es die Gastgeber in Lenggries gelassen hin. Es gebe kaum Stornierungen, heißt es, die Leute würden auch gerne wandern.

Das Brauneck ist mit seinen Südhängen wenig Schneesicher. Schon vergangenes Jahr musste das Gebiet um diese Jahreszeit in den Weihnachtsferien fast komplett schließen. Doch damals folgte eine lange Kälteperiode, in der die Betreiber wieder Schnee produzieren konnten. Nur: Davon ist nichts in Sicht – und selbst wenn: Kunstschnee aus Schneekanonen schießen, kostet immens viel Strom. Und der ist bekanntlich in diesem Winter nicht billig. Schon vor dem Saisonstart kündigten die Betreiber an, Schnee nur noch bei deutlichen Minusgraden zu produzieren, weil die Anlagen da am effizientesten arbeiten.

Auch Spitzingsee-Tegernsee muss Betrieb radikal runterfahren

Doch nicht nur am Brauneck, auch in den anderen Alpenplus-Gebieten sieht es brenzlich aus. Das eigentlich sehr schneesichere Gebiet Spitzingsee-Tegernsee muss ebenfalls wieder fast alles dicht machen. Die Suttenbahn vom Tegernseer Tal aus fährt gar nicht mehr. Die Talabfahrt ist gesperrt. Einzig die Abfahrt zum Spitzingsee und der zugehörige Stümpfling-4er-Sessel fahren noch.

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Triste Bilder vom Sudelfeld

Trist auch die Bilder von einem der größten zusammenhängenden Skigebiete Bayerns, dem Sudelfeld in Bayrischzell. Einige Pisten haben dort noch geöffnet, doch diese schlängeln sich an grünen Wiesen und Geröll vorbei ins Tal. Ebenfalls im Webcam-Bild: der Speichersee, fast leer.

Oberstdorf im Allgäu: Schmutzig weiße Bänder auf braunem Grund

Selbst in Oberstdorf im Allgäu, wo sich mehrere Skigebiete bis auf 2000 Meter ziehen, hat vieles geschlossen. Die Pisten, die noch geöffnet haben, ziehen sich auf weiß-braunen Bändern durch die braun-grünen Wiesen.

Weiß-braunes Band auf grün-braunem Grund: So sieht Skifahren aktuell in Oberstdorf im Allgäu aus.
Weiß-braunes Band auf grün-braunem Grund: So sieht Skifahren aktuell in Oberstdorf im Allgäu aus. © NEWS5 / Deyerler

Bleibt eigentlich nur die Zugspitze, wenn man in Bayern noch ein einigermaßen normales Skierlebnis in den Winterferien hätte haben wollen. Dort hat noch die Mehrzahl der Bahnen und Pisten geöffnet.

Wie oben erwähnt, war die Lage für einige Skigebiete, besonders am Brauneck, schon im Vorjahr ähnlich dramatisch. Was die Lage historisch katastrophal macht, sind die Wetteraussichten. Denn im Januar 2022 wurde es kurz nach den Weihnachtsferien wieder richtig kalt. Aktuell ist das Gegenteil der Fall. Es bleibt mild, die Temperaturen, vor allem am Alpenrand, bleiben im zweistelligen Plusbereich. Das Jahr 2023 startet in Bayern, wie 2022 geendet hat: als Temperatur-Rekordjahr.

Je nachdem, wie lang diese historische Warmphase mitten im Januar anhält, werden die bayerischen Skigebiete hart rechnen müssen, ob es sich überhaupt noch lohnt, wieder für die restliche Saison aufzumachen. Denn wenn es wieder kalt ist, muss erstmal wieder teuer neu beschneit werden. Ob es dann auch lange genug kalt bleibt, kann in diesen Zeiten keiner garantieren.

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