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Konradsiedler contra Oberbürgermeisterin: „Muss denn erst etwas Schlimmes passieren“

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Von: Michael Bothner

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Oberbürgermeisterin Getrud Maltz-Schwarzfischer wird in der Aussiger Straße von Anwohnern umringt.
Oberbürgermeisterin Getrud Maltz-Schwarzfischer wird an der Aussiger Straße von Anwohnern umringt. © Michael Bothner

Die Regensburger OB stellt sich in der Konradsiedlung der Kritik von Anwohnern. An der geplanten Baustraße durch das Viertel ändert der Ortstermin nichts.

Regensburg - Die Leute sind sauer, das kann man nicht übersehen. Dicht gedrängt stehen sie schon seit einer knappen Stunde rund um Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und bekräftigen ihre Forderungen. Es ist Mittwoch, früher Abend. Die Regensburger* Oberbürgermeisterin ist in die Konradsiedlung gekommen, um mit den Menschen über die geplante Baustraße zu sprechen, die durch den Ortsteil führen soll. Die Beschlüssen sind alle vom Stadtrat gefasst, doch zufrieden geben sich die Konradsiedler damit nicht. Sie haben sich in der Bürgerinitiative Regensburg Nord zusammengeschlossen, um sich gegen das Vorhaben zu wehren.

Kritik an Regensburger Oberbürgermeisterin: „Man will uns nur hinhalten.“

Von der Aussiger Straße über den Nordhang des Sallerner Berges sollen in den kommenden sieben Jahren Schwerlasttransporte zur Baustelle für das neue Schulzentrum fahren. Die OB wirbt um Verständnis, sie versucht Bedenken auszuräumen. Doch das klappt nicht. Im Gegenteil. „Das ist doch alles längst beschlossen und uns will man jetzt hinhalten“, sagt eine Frau zu ihrer Nachbarin, wendet sich ab – und geht.

Doch Maltz-Schwarzfischer bleibt unbeirrt. Man habe es sich ganz sicher nicht leicht gemacht mit dieser Entscheidung. Doch eine einfachere Lösung gebe es nicht. „Wir waren im Stadtrat selbst ziemlich überrascht, als es aus der Verwaltung plötzlich hieß, wir würden da ein großes Problem mit der Erschließung der Baustelle bekommen.“ Insgesamt elf verschiedene Routen wurden demnach geprüft. Im Sommer 2020 wurden Belastungsfahrten an mehreren Stellen des Sallerner Berges durchgeführt und ein Gutachten erstellt. Eine Route nach der anderen sei dann für untauglich erklärt worden und nur jene durch die Konradsiedlung übrig geblieben, die Variante 9b.

Streit um Baustraße in Regensburg: „Da wurde gar nichts geprüft“

„Von wegen. Da wurde gar nichts geprüft“, schimpft eine Anwohnerin. Sie ist nicht die einzige, die der Oberbürgermeisterin und der Stadtpolitik als Ganzes misstraut. Die Konradsiedler wittern Klientelpolitik. Schließlich würden am Sallerner Berg, der von einer Baustraße verschont bleibt, „gewisse Personen” wohnen, meint eine Frau, ohne aber konkreter zu werden.

Die „Zerstörung der Umwelt“ ist einer der Hauptgründe, der die Mitglieder der Bürgerinitiative Regensburg Nord umtreibt. Die Straße soll am Hang des Sallerner Berges durch ein Grüngebiet führen. Auch dass die Straße nach Abschluss der Bauarbeiten zurückgebaut und das Areal renaturiert werden soll, glauben die Anwohner der Oberbürgermeisterin nicht. „Das kennen wir ja von anderen Vorhaben“, so ein Zwischenruf. Die Befürchtung: Die als Provisorium angekündigte Baustraße könnte als dauerhafter Weg zum Sallerner Berg erhalten bleiben, ebenso als Zufahrt zu einem neuen Wohnbaugebiet, das derzeit geplant wird. Die OB und auch Mitglieder der Verwaltung versuchen zu beschwichtigen. „Wir haben den Rückbau im Stadtrat beschlossen.“

Kritik an Baustraße: „Sicherheit ist Aufgabe der Stadt.“

Auch um die Schulwegsicherheit werde man sich kümmern, verspricht die OB. Eltern könnten mit Hilfe selbstorganisierter Schullotsen die Querung der Baustraße für die Schulkinder zusätzlich absichern, schlägt sie vor. Doch das sorgt nur noch für mehr Verärgerung. „Soweit kommt’s noch“, meint eine Mutter. Es sei Aufgabe der Stadt, für die Sicherheit zu sorgen. Und die sei durch die Schwertransporte erheblich beeinträchtigt.

„Es ist ja nicht so, dass hier sieben Jahre lang, jeden Tag dutzende LKWs entlang fahren“, erwidert die Oberbürgermeisterin. Die Baustraße sei nur für den Schwerlastverkehr über zehn Tonnen gedacht – da werde das Aufkommen überschaubar bleiben, verspricht sie.

Aller Kritik zum Trotz: Die Straße wird gebaut

„Muss denn erst etwas Schlimmes passieren“, beschwört ein Sprecher der BI Nord die seiner Ansicht nach so oder so drohende Gefahr für die Schulkinder. Niemand verstehe, warum man diese Straße überhaupt baue. „Irgendeinen Tod müssen wir da sterben“, so die OB. Selbst die vielfach geforderte Verlagerung des Standortes für eine neue Schule ändere daran nichts. „Wir müssten trotzdem die Gebäude abreisen und das Areal dann halt anderweitig entwickeln.“ Der Baustellenverkehr bleibe also so oder so.

Aller Kritik zum Trotz bekräftigt Maltz-Schwarzfischer, dass in den kommenden Wochen mit dem Bau der Straße begonnen werde. Da hilft es den Anwohnern auch nichts, dass die Kosten für die Baustraße mittlerweile deutlich gefallen sind. Statt der bisher veranschlagten 800.000 Euro, rechnet die Stadt nur noch mit knapp der Hälfte der Kosten. *Merkur.de/bayern ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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