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„Kein Mensch ist ohne Fehler“ – Trauernde nehmen Abschied von Papst Benedikt XVI.

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Von: Katarina Amtmann

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Papst Benedikt XVI. ist tot. Die Trauer in seinem Geburtsort Marktl am Inn sowie in seinem früheren Wohnort bei Regensburg ist groß.

Marktl am Inn/Pentling - Papst Benedikt XVI. ist am Morgen des 31. Dezember 2022 gestorben. In seiner Heimat Bayern sorgte die Nachricht am letzten Tag des Jahres für Traurigkeit.

Trauer um Papst Benedikt XVI. in Bayern

Für den emeritierten Papst war Bayern mehr als Heimat. Es war sein Sehnsuchtsort, dort hätte er gerne seinen Lebensabend verbracht. Nach seinem Tod ist in Benedikts Geburtsort Marktl am Inn und in seinem früheren Wohnort bei Regensburg die Trauer groß.

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Papst Benedikt XVI. gestorben: Trauer im Geburtsort Marktl am Inn

Auf schwarzem Samt steht eine weiße Rose, eine Kerze spendet Licht. In diesem Zimmer in Marktl am Inn (Landkreis Altötting) hat das langjährige Oberhaupt der katholischen Kirche 1927 als Joseph Ratzinger das Licht der Welt erblickt. Sein Geburtshaus öffnete deshalb jenseits der üblichen Zeiten die Pforten. Kurz nach dem Tod Benedikts zeigte sich nahe Marktl ein Regenbogen.

„Lieber Heiliger Vater, in dankbarer Erinnerung an persönliche Gespräche mit Ihnen sind wir in Trauer hierhergekommen“, schreiben Besucher in Marktl in das Kondolenzbuch. An der Papstsäule nebenan haben Menschen einige Kerzen angezündet. Manche sind von fern gekommen. Ein 61-jähriger Österreicher sagt, das sei wichtiger, als „irgendwelche Raketen zu zünden“.

Emeritierter Papst Benedikt XVI. gestorben – Marktl
Die Papstsäule ist vor dem Geburtshaus des emeritierten Papstes Benedikt XVI. zu sehen. © Sven Hoppe/dpa

„Kein Mensch ist ohne Fehler“ - Trauernde nehmen Abschied von Papst Benedikt XVI.

Kurt und Annemarie Spennesberger haben sich nach der Todesnachricht vom Allgäu aus auf den Weg an die Geburtsstätte Ratzingers gemacht, um ihm die Ehre zu erweisen. „Ich sehe ihn so, wie er gewesen ist, als Mensch. Kein Mensch ist ohne Fehler“, sagt Kurt Spennesberger zu Kritik an dem emeritierten Papst Benedikt XVI. nicht zuletzt im Zusammenhang mit dessen Rolle bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals. Durch diesen hatte sich gerade in den vergangenen Jahren ein Schatten über das Wirken Benedikts gelegt. Mancherorts war unter anderem gar über eine Aberkennung von Ehrenbürgerwürden diskutiert worden.

Christiane Hartwig aus Marktl sagt, Benedikt XVI. habe viel für den Glauben getan und stets versucht, die Menschen darin zu stärken; er habe durch seine theologischen Aussagen viel bewegt. Dennoch habe der Missbrauchsskandal sie „sehr erschüttert“. Und weiter: „Das hat mich schon manchmal zweifeln lassen.“

Joseph Ratzinger hat sich Wahl zum Papst nicht gewünscht

Zum Gottesdienst am späten Samstagnachmittag, 31. Dezember, ist die Marktler Pfarrkirche St. Oswald mit rund 200 Menschen fast voll besetzt. Direkt neben dem Taufstein, an dem Joseph Ratzinger wenige Stunden nach seiner Geburt am 16. April 1927 die Taufe mit dem ersten geweihten Osterwasser empfing, steht ein Foto von ihm nach der Wahl zum Papst - die er sich selbst gar nicht gewünscht hatte.

Emeritierter Papst Benedikt XVI. gestorben - München
Trauer um Papst Benedikt XVI. © Lennart Preiss/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

„Ich bin nur ein einfacher demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn“, steht darunter - das sagte er damals, ohne zu verheimlichen, dass er sich bereits auf einen ruhigen Lebensabend in Pentling (Landkreis Regensburg) eingestellt hatte - nicht zuletzt, um näher bei seinem Bruder Georg zu sein, der in Regensburg lebte und mit dem ihn eine enge Beziehung verband. Schwester Maria führte seinen Haushalt, so dass die drei Geschwister viel Zeit miteinander verbrachten. Ihre in Traunstein begrabenen Eltern ließen sie 1974 nach Regensburg umbetten.

„Benedikt habe sich „immer als Pentlinger gefühlt“

Und so versammeln sich am Samstag auch in Pentling Gläubige zu einem Trauergottesdienst in der Kirche. Bürgermeisterin Barbara Wilhelm sagte zuvor der Deutschen Presse-Agentur, Benedikt habe sich „immer als Pentlinger gefühlt, und in der Gemeinde wurde er immer als einer von uns betrachtet“. Der Kontakt sei nie abgerissen. Immer wieder hätten Delegationen aus der Gemeinde Benedikt im Vatikan besucht, zudem habe es einen regen Briefkontakt gegeben.

Sein Wohnhaus in Pentling betrat Benedikt 2020 ein letztes Mal. Damals war er überraschend zu seinem im Sterben liegenden Bruder nach Regensburg gereist. Es wurde zugleich ein bewegender Abschied von seiner Herzensheimat. Das Zusammentreffen mit seinen ehemaligen Nachbarn berührte Benedikt sichtlich.

Denn auch als er - damals noch Joseph Ratzinger - im Jahr 1977 Erzbischof von München und Freising und 1982 Präfekt der römischen Glaubenskongregation im Vatikan wurde, behielt er sein Wohnhaus in Pentling. Für Urlaube kehrte er immer wieder dorthin zurück. (kam/dpa)

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