Bayerns Kliniken am Limit: Schwere Viruserkrankung trifft besonders Kleinkinder - durch Corona begünstigt?
Nicht nur Corona beschäftigt die Ärzte und Pfleger in Bayern. Auch das RS-Virus, das besonders Kinder trifft, sorgt für volle Betten in den Kliniken.
Bamberg - Das Coronavirus* sorgt in Bayern für volle Krankenhäuser. Peter Dreier, Landrat von Landshut, warnte am Donnerstag (4. November): „Die Kliniken laufen voll!“ Derzeit ist kein Ende in Sicht, die Infektionszahlen steigen immer weiter. Doch nicht nur Corona beschäftigt das Gesundheitssystem, auch das RS-Virus grassiert im Freistaat. Von der schweren Atemwegserkrankung sind besonders Kleinkinder betroffen. Am Uniklinikum Augsburg arbeiten Ärzte und Pflegekräfte schon am Limit. Das RS-Virus (Respiratorischer Synzytial-Virus) ist ein typischer Infekt der oberen Luftwege bei kleinen Kindern.
RS-Virus grassiert in Bayern: Bamberger Kinderklinik ausgelastet - „Wir sind am Anschlag“
Das Virus hat auch Bamberg* erreicht. „Wir sind am Anschlag“, sagte Prof. Eva Rieck, Chefärztin an der Kinderklinik, gegenüber infranken.de. Die Mitarbeiter würden an ihre Belastungsgrenze stoßen, die Ärztin spricht von einer Epidemie. Für erkrankte Kinder gebe es kaum freie Betten. „Wir sind praktisch ständig zu hundert Prozent belegt“, so Rieck im Gespräch mit infranken.de. Man versuche trotzdem aufnahmebereit zu tun, dafür würden Ärzte und Schwestern „das Maximale“ tun. Der aktuelle Stand: „Auf unserer Säuglings- und Kleinkinderstation sind etwa 80 bis 90 Prozent der aufgenommenen Patienten wegen einer schwereren RSV-Infektion bei uns. Das zeigt schon, welches Ausmaß diese Epidemie im Moment hat.“
Eine Infektionswelle sei laut der Ärztin im Herbst zwar normal - anders im Corona-Jahr 2020, da hätte es gar keine gegeben. Die Folge daraus ist, dass viele Kinder in diesem Jahr zum erste Mal mit dem RS-Virus in Kontakt kämen. Oft sind Säuglinge oder Kleinkinder betroffen. „Jetzt haben wir durchaus auch Drei- oder Vierjährige, denen es nicht gutgeht. Die zusätzlich Sauerstoffgabe brauchen. Und die durchaus auch ausgeprägte Lungenentzündungen haben“, erklärt sie im Gespräch mit infranken.de.
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RS-Virus: Epidemie durch Corona begünstigt?
Doch wieso jetzt die Epidemie? Es liege laut der Ärztin nicht an einem schwachen Immunsystem. „Es ist bloß im vergangenen Jahr nicht gefordert worden“, denn jeder hätte eine Maske getragen, die Kinder seien nicht in die Kita oder den Kindergarten gegangen. Dadurch fand der sonst übliche Austausch mit Keimen nicht statt. „Insofern ist das Immunsystem zwar nicht geschwächt, es ist aber nicht richtig vorbereitet auf diese Viren“, so die Medizinerin im Gespräch mit infranken.de weiter.
Und es droht bereits die nächste Gefahr: „Wir müssen natürlich auch schauen, wann die Influenza hinzukommt.“ Angesichts der derzeit angespannten Lage in Krankenhäusern appelliert die Ärztin, sich gegen Grippe impfen zu lassen. Dies sei auch bei Kindern möglich. (kam) *Merkur.de/bayern ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA
Die Gefahr, sich mit dem RSV-Virus anzustecken, steigt im Winter. In diesem Jahr melden Ärzte bereits jetzt erschreckend oft schwere Krankheitsverläufe.