Ergebnisse der Studie „Jugend in Deutschland – 2023 mit Generationenvergleich“ vorgestellt

Allgäu - Die Corona-Pandemie hat alle Bevölkerungsgruppen vor große Herausforderungen gestellt. Gerade die Jugend war von den Auswirkungen stark betroffen und unter Stress gesetzt. Doch wie sieht es aktuell aus?
Allgäu – „Es ist nicht alles gut mit dem Auslaufen der Covid-Pandemie“, wird gleich zu Beginn einer Mitteilung des Autorentrios Simon Schnetzer (U.a. Jugendforscher und Studienleiter), Kilian Hampel (Organisationsforscher, Autor, Universität Konstanz) und Prof. Dr. Klaus Hurrelmann (Bildungsund Sozialisationsforscher, Autor, Hertie School Berlin) festgestellt. Die Jugend von heute sei vielmehr in einem „Post-Pandemie-Modus“.
Über die sich weiterziehenden Sorgen der Jüngeren sowie über den neu hinzugekommenen Generationenvergleich bis 69 Jahre berichteten die drei bei der Vorstellung der Studie „Jugend in Deutschland – 2023 mit Generationenvergleich“.
Die zentralen Themen der Reihenstudie sind weiterhin psychische Gesundheit, Sorgen im Krisenmodus, Finanzen und Konsum, Arbeit und Perspektive, Identität und Zusammenhalt sowie Politik und Parteien.
Studie „Jugend in Deutschland – 2023 mit Generationenvergleich“: Autorentrio stellt wichtigste Ergebnisse vor
Interessante Einblicke lieferten u. a. die Ergebnisse der Frage nach den drei motivierendsten Aspekten für gute Leistung. Die Jugend sei nicht faul, stellte Schnetzer, der in Kempten die Gründervilla – Coworking-Space und Innovationsnetzwerk, betreibt, klar. Sie wolle nur anders motiviert werden. Bei allen Teilnehmenden hoch im Kurs war der Aspekt „Geld“. Hier kam die Gruppe der 14- bis 29-Jährigen auf 44 Prozent, 30-bis 49 Jährige auf 49 Prozent und Teilnehmer des Alters 50- bis 69 Jahre auf 36 Prozent. Anders sah es bei dem Punkt „Etwas sinnvolles tun“ aus. Hier waren es bei den Jüngeren nur 26 Prozent, die diesen Aspekt anführten, während die Gruppe der 50- bis 69-Jährigen auf satte 43 Prozent kam. Ziele zu erreichen war wiederum 32 Prozent der jüngsten Teilnehmer wichtig. Im mittleren Alterssegment führten 23 Prozent diesen Punkt an und 28 Prozent bei den Älteren.
Psychische Belastung
In puncto „Psychische Belastung“ führt die Jugend u.a. die Punkte „Stress“ (46 Prozent) und „Selbstzweifel“ (33 Prozent) an. Bei den 50- bis 69-Jährigen liegen die Zahlen hier lediglich bei 20 und 11 Prozent. Die Erschöpfung ist mit 37 Prozent am stärksten in der mittleren Altersgruppe vertreten. Bei der Frage, welche wirtschaftlich-gesellschaftlichen Themen ihnen Sorgen bereiten, liegen die Gruppen beim Punkt „Inflation“ nah beieinander (nach Alter absteigend): 63, 64 und 60 Prozent. Die Aspekte „Krieg in Europa“ und „Altersarmut“ führen die ältesten Teilnehmer mit 72 und 65 Prozent an. Es sei festzustellen, so Hurrelmann, dass die jüngere Bevölkerungsgruppe stärker gestresst sei, als die mittlere und ältere. Und das obwohl die Sorgen bei älteren Menschen teilweise größer seien. Der Jugend stünden nach dem Schulabschluss schier unendliche Möglichkeiten offen und viele Entscheidungen müssten auf einmal getroffen werden. Zudem würde die jüngere Generation wissen, dass sie viel mehr für die Sicherung des Wohlstands tun müsse. „Junge Menschen fühlen sich wie in einem Dauerkrisenmodus, der weiter anhält und psychische Narben hinterlässt“, führte Schnetzer in einer Pressemitteilung aus. Die psychischen Unterstützungsangebote in Schulen, Hochschulen und Unternehmen müssten „schnellstens“ ausgebaut werden, damit es bei den besonders belasteten jungen Menschen nicht zu einer Verfestigung von Depressionen, Suchtverhalten und Isolation komme.
Das sagt die Generation Z
Über die wichtigsten Ergebnisse der Studie diskutierten die Autoren bei der Präsentation auch mit Vertreterinnen der Generation Z. Nathalie Lea Streblow, Auszubildende zur Medienkauffrau und IHK Ausbildungsscout, gab an, dass die Angst um den Lebensstandard ein großes Thema sei. Zwar würden Auszubildende für ihre Arbeit Geld bekommen, gerade wegen der Inflation würde davon aber oft nicht viel übrig bleiben. Das könne zu Abstrichen in puncto Gesundheit führen, zum Beispiel durch schlechtere Ernährung. Wirklich kritisch sei auch die Dauerbelastung. Ihre Generation habe zwar Sorgen, „wir wollen aber weiter funktionieren“. Dadurch bleibe oft die Zeit für sich selbst und die „Selbstliebe“ auf der Strecke.
„Die Generation Z ist nicht faul“, stellte auch Nour Idelbi, Schülerin, Gründerin des Startups „SafeSpace“ sowie Jugendrätin der Stadt Münster, klar. Sie wolle nur anders arbeiten. Beispielsweise würden viele junge Menschen in ihrem Umfeld gerne ihr eigener Chef sein, aber nicht unbedingt in dem Sinne, wie Generationen zuvor. Ein Stressfaktor sei zudem, das die Generation Z sich „ständig rechtfertigen“ müsse, während „wir noch dabei sind uns zu finden.“ Auch bemängelte sie, dass die Jugend in der Politik zu wenig Mitsprache- beziehungsweise Stimmrecht habe. Aus ihrer Sicht sollte ihnen zugetraut werden, dass sie „nichts kaputt“ machen würden.
Moderate Unterschiede
Wie ebenfalls in der Pressemitteilung angegeben wird, fallen die tatsächlichen Unterschiede zwischen den Babyboomern und der Generation Z moderat aus. In zentralen Aspekten für das Miteinander in einer Gesellschaft unterscheiden sich jüngere und ältere Menschen kaum. Die drei wichtigsten Werte (Familie, Gesundheit und Freiheit) und Tugenden (Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Hilfsbereitschaft) sind generationenübergreifend dieselben. „Erfreulich ist, dass es trotz der herausfordernden Situation für die Jugend keine Anzeichen für einen Generationenkonflikt gibt. Das größte Potenzial für einen solchen Konflikt birgt die mangelhafte Altersversorgung in Deutschland“, so die Studienautoren.