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Wo sind die möglichen Standorte für Windräder im Allgäu?

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Von: Wolfgang Becker

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Windräder im Allgäu
Windkraft im Allgäu: Standortsuche ausgeweitet. © Becker

Allgäu - Die Debatte um regenerative Energieerzeugung wird allerorten mit unterschiedlichen Argumenten für oder gegen bestimmte Formen geführt. Dabei steht insbesondere die Windenergie im Fokus von Diskussionen. Die finden auch in der Region statt. Deutlich wurde dies bei der jüngsten Planungsausschusssitzung des Regionalen Planungsverbandes Allgäu in Kaufbeuren.

Auf der Tagesordnung stand u.a. die Information über den aktuellen Sachstand zur „Nutzung der Windenergie“. „Wo können Windräder stehen?“ hatte der Planungsverband Anfang des Jahres viele Kommunen, Behörden und Umweltverbände gefragt und mittlerweile eine große Zahl an Antworten bekommen, die jetzt ausgewertet werden. Ziel der Fortschreibung ist die Ausweisung von mehr Vorranggebieten für Windenergie. Zum Sachstand gehört nach den Worten von Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse auch der Wille, keine großflächigen Ausschlussgebiete auszuweisen. Hinzu kommt das „Wind-anLand-Gesetz“, welches für Bayern die Quoten für Windkraftgebiete festsetzt: 1,1 Prozent der Landesfläche bis 2027 und 1,8 Prozent bis Ende 2032. Idealerweise sei geplant, gleich die 1,8 Prozent zu erreichen, um weitere Verfahren nach 2032 zu umgehen.

„Die Beteiligung von 200 Stellen brachte bisher 132 Rückläufer“, sagte Dr. Florian Freund (Landes- und Regionalplanung, Regierung von Schwaben), „die intensive Beteiligung der Kommunen konnte auch zum Abgleich unserer Datenbank genutzt werden.“ Auch die Naturschutzverbände hatten sich intensiv eingebracht. Freund warb dafür, dass sich die Kommunen ihren Handlungsspielraum sichern sollten, denn: „Wenn die 1,1 Prozent nicht erreicht werden, gilt Bundesrecht und dann wird es problematisch!“ Die Genehmigung von Windkraftanlagen in Außenbereichen muss dann „privilegiert“ behandelt werden.

Planungsausschusssitzung des Regionalen Planungsverbandes Allgäu: Einige Stellungnahmen fehlen noch

Wie Freund weiter ausführte, fehlen noch einige Stellungnahmen wie beispielsweise von der Deutschen Flugsicherung. Denn der Radius um die bestehenden Funkfeuer von sieben Kilometern bedeute fünf Prozent Flächenverlust, mit 15 Kilometern sind es dann schon 20 Prozent. Bei einem Ansatz von mindestens 4,5 Meter pro Sekunde Windgeschwindigkeit fallen 38 Prozent der Fläche weg. Allein die zum Teil kleinteilige Besiedlung mit jeweils 800 Meter Abstand macht 72 Prozent der nicht verfügbaren Flächen aus. Abgezogen werden müssten noch die Flächen der Moorallianz. Auch Einwendungen der Höheren Naturschutzbehörde könnten noch zu Reduzierungen führen. Viele Privatpersonen, teils mit Rechtsbeistand, hätten bereits Stellungnahmen abgegeben. „Ein fertiger Entwurf ist bis zum Sommer geplant“, schloss der Regierungsvertreter.

Bürgermeister Roland Helfrich aus Betzigau machte deutlich, dass derzeit 850 Millionen Euro für nicht genutzten Strom ausgegeben werden. Bürgermeister Armin Holderried aus Mauerstetten wünschte sich schon jetzt eine „landesweit angestoßene Diskussion bezüglich des südlichen Alpenraums“. Marktoberdorfs Bürgermeister Dr. Wolfgang Hell warf neben der Wirtschaftlichkeit die Frage auf: „Ab wann überwiegt der ökologische Nutzen einer Windkraftanlage?“

Kaufbeurens OB Stefan Bosse zweifelt an Erreichbarkeit

Der OB Bosse als Vorsitzender äußerte Zweifel an der Erreichbarkeit der Ziele: „Ich hoffe, dass wir die 1,1 Prozent schaffen, sicher bin ich mir nicht!“ Er hoffe auf Nachschärfung der Vorgaben, denn man müsse einen „rechtssicheren Regionalplan“ auf den Weg bringen. Auf den Punkt brachte es die Ostallgäuer Landrätin Maria Rita Zinnecker: „Man muss den Energiemix sehen. Wir sind kein Windland, sondern ein Sonnenland. Wir haben Sonne und Wasser und kommen bald an Grenzen.“ Mitglieder im Planungsausschuss sind die Vertreter der kreisfreien Städte Kempten und Kaufbeuren, die Landkreise Ost-, Oberallgäu und Lindau sowie einige ihrer Bürgermeister. 

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