Dass Fendt mit seinen bis zu 380 kW (rund 500 PS) starken Traktoren nicht von heute auf morgen auf Elektro umstellen kann, verdeutlichte Entwicklungschef Walter Wagner vor den 100 Teilnehmern der ersten Mitgliederversammlung des Fendt Classic Club. Denn: Während die 100 kWh-Batterie des e100 „nur“ rund 600 Kilogramm auf die Waage bringt und 0,3 Kubikmeter Raum beansprucht, lauten die Vergleichswerte für den größten Fendt-Traktor: 15 Tonnen Gewicht und fünf Kubikmeter Raumbedarf für eine adäquate 2280 kWh-Batterie für einen zwölfstündigen Einsatz. Selbst bei einem 180 kW-Traktor (245 PS) müssten für eine 880 kWh-Batterie nach heutigem Stand der Technik zwei Kubikmeter Raumbedarf und sechs Tonnen Gewicht eingeplant werden, um die Maschine zehn Stunden am Stück einsetzen zu können.
„Außerhalb jeglicher Machbarkeit“ lautete das Fazit des Entwicklungschefs daher. Deshalb stehe das Thema Energie der Zukunft bei Fendt auf insgesamt vier Beinen: Neben dem Elektroantrieb sei dies natürlich Wasserstoff. „Da liegt aber noch ein langer Weg vor uns“, sagte Wagner. Dies nicht, weil die Technik noch nicht marktreif sei. Stand heute „ist aber Wasserstoff noch viel zu teuer“. Damit rücken die Alternativen drei und vier in den Blickpunkt: Biomethan und synthetische Kraftstoffe, mit denen Fendt-Traktoren in naher Zukunft angetrieben werden können.
Die Nachfrage nach Fendt-Produkten ist nicht nur aktuell hoch, sondern wird auch in Zukunft auf einem hohen Niveau bleiben. Dies unterstrich Christoph Gröblinghoff bei der Classic Club-Versammlung. Eine wachsende Weltbevölkerung müsse ernährt werden, so der Fendt-Chef, „Landtechnik hat Zukunft“. Der weltweite Traktorenmarkt werde von 170.000 Einheiten im Jahr 2019 auf knapp 200.000 im laufenden Jahr anwachsen, und „wir wollen zehn Prozent Marktanteil haben“. Im kommenden Jahr plane Fendt, in Marktoberdorf „weit über 20.000 Traktoren“ zu bauen und zu verkaufen, und dies weltweit. In Nordamerika beispielsweise liege der Marktanteil schon heute bei fast acht Prozent, vor allem „ab 140 PS trumpfen wir auf“. 800 Traktoren jährlich würden außerdem nach Neuseeland exportiert, „ins Allgäu der Südhalbkugel“ (Gröblinghoff).
Der 57-Jährige erinnerte an die millionenschweren Investitionen, die an den deutschen Fendt-Standorten getätigt würden, um zukunftssicher aufgestellt zu sein. Gröblinghoff stellte dabei besonders das Werk in Hohenmölsen (Sachsen-Anhalt) heraus, das im Jahr 2009 mit sieben Mitarbeitern auf dem Gelände einer ehemaligen Bundeswehr-Kaserne gestartet sei und inzwischen nahezu 500 Beschäftigte zähle. Vor allem die Zusammenarbeit mit dem dortigen Ministerpräsidenten Reiner Haseloff (CDU) sei herausragend gewesen. Gröblinghoff: „An Haseloff können sich andere Ministerpräsidenten ein Beispiel nehmen.“ Ob er dabei auch auf Bayern schielte, sagte der Manager ausdrücklich nicht.
Für das laufende und das kommende Jahr kündigte der Fendt-Chef eine Neuheiten-Offensive des Agrar-Full-Liners an: Neben Hochleistungs-Mähbalken und diversen Pressen nannte der 57-Jährige unter anderem auch eine neue Auflage des Mähdreschers „Ideal“. Das „Flaggschiff“ auf diesem Gebiet werde mit zahlreichen neuen Features aufwarten können. Im Mittelpunkt steht jedoch „der wichtigste Traktor für uns in Deutschland und in Europa“. Vom 700er würden jährlich 6.300 Einheiten hergestellt, die bevorstehende siebte Generation werde in Ausführungen zwischen 200 und 300 PS (147 bis 220 kW) auf den Markt kommen.