Auch das wollte Pohl nicht gelten lassen: „Fusionen und Größe ersetzen kein Geschäftsmodell“, hielt er dagegen. Sicher werde es in naher Zukunft Veränderungen geben, aber eine Fusion sei nicht die Lösung. Fusionen, so Pohl weiter, brächten Synergien, diese wiederum führten zu Arbeitsplatzabbau und damit zu einer Niederlage für den Standort. Unterstützung bekam Pohl von seiner Fraktionskollegin Dr. Ulrike Höhne-Wachter. Sie stehe in regem Austausch mit Kaufbeurer Bürgern und Unternehmern. Von ihnen befürchteten viele, dass ihre Ansprechpartner bei der Sparkasse künftig nicht mehr vor Ort erreichbar seien, sondern in Kempten oder irgendwo im Home-
office. Einige fürchteten sogar, ihre Kaufbeurer Sparkasse könnte sich in der großen neuen Sparkasse Allgäu auflösen. Höhne-Wachter vertrat die Ansicht, die Sparkasse Kaufbeuren könne sich doch auch als eigenständiges Institut auf die aktuelle Situation im Wirtschaftsraum einstellen.
Die Mehrheit der Stadträte jedoch wollte den Einlassungen der Freien Wähler nicht folgen. „Im Bankengeschäft ist Größe für Effizienz entscheidend“, sagte Zweiter Bürgermeister Oliver Schill (Grüne), der Mitglied im Verwaltungsrat der Sparkasse Kaufbeuren ist. Um heute am Markt zu bestehen, brauche es eine Mindestgröße. Andernfalls sei man dem Kostendruck nicht gewachsen, so Schill. Ähnlicher Ansicht ist Julia von Stillfried (CSU): Der Fusion spreche nichts entgegen, „andere fusionieren auch.“ Die neue Sparkasse Allgäu, so Stillfried, bleibe ein starker Partner für den Mittelstand. Auch ihr Parteikollege Gerhard Bucher sprach sich als Unternehmer für vorausschauendes wirtschaftliches Handeln aus und somit für einen Zusammenschluss. Die Mitglieder der Generation Kaufbeuren stimmten der Fusion ebenfalls zu. Ein Wegfall von Arbeitsplätzen sei für ihn angesichts der aktuellen Situation auf dem Arbeitsmarkt nicht zu erwarten, sagte Tobias Würfel. Auch Ernst Holy von der Kaufbeurer Initiative stimmte mit seiner Fraktion für den Zusammenschluss. Dafür sprächen die strategische Ausrichtung, betriebswirtschaftliche Gründe und das „gute Miteinander“ der Sparkassen, so Holy.
Auch die SPD unterstützte die Fusion. Die Frage des Fraktionsmitglieds Pascal Lechler, ob die Kunden auch künftig ihre Kontonummern behalten, konnten die Vorstände der Sparkassen nicht klar beantworten. Bislang dürften beide Institute noch keine Bankdaten untereinander austauschen, so Streifinger. Bei Dopplungen entscheide der geringste Umstellungsaufwand.
Wenn die Fusion (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe) am Freitag, 28. Oktober die Hürde im Kreistag nimmt, ist die Sparkasse Allgäu auf dem Weg eine der zehn größten Sparkassen in Bayern zu werden.