Kaufbeurer Kulturpreis geht an den Verein filmzeit e. V.

Kaufbeuren – Eigentlich ist „Freitag, der 13.“ als Unglückstag verschrieen - aber dieser Freitag, der 13. war gleich in doppelter Hinsicht ein ausgesprochener Glückstag: Zum einen für Birgit Kern-Harasymiw und ihren Mann Roman Harasymiw, die an diesem zauberhaften lauen Sommerabend stellvertretend für das gesamte Filmzeit-Team den Kulturpreis der Stadt Kaufbeuren in Form des Hermine-Körner-Preises für Darstellende Kunst erhielten. Zum anderen für die Veranstalter des Altstadtsommers, in dessen Rahmen die Verleihung stattfand: Das in unseren Breiten stets risikobehaftete Open-Air-Spektakel im stimmungsvoll beleuchteten Spitalhof wurde von keinem Wölkchen getrübt.
Schon seit Jahren gestalten Barbara Lackermeier und Günther Pietsch vom Kulturamt der Stadt die Kulturpreisverleihungen als heitere und höchst unterhaltsame, ganz auf die Preisträger abgestimmte Abende. So führte also diesmal wie bei einer Hollywood-Premiere ein roter Teppich in den hermetisch abgegrenzten, mit Palmen dekorierten und dank Rosi und Horst Lauerwald bestuhlten Spitalhof, vorbei an Candy-Girls (von Dance Soulution) mit Popcorn hin zu einer Foto-Shooting-Wand für die Promis. Als Auftrittslied hatten Lackermeier und Pietsch den Titelsong der filmzeit 2020 „Kauf dir einen bunten Luftballon“ so witzig umgedichtet, dass Birgit Kern-Harasymiw ihren Mann aufforderte, sie künftig immer so in den Schlaf zu singen. Nach dem Spiel „Aus welchem Film stammt das Zitat“ (zum Beispiel „Möge die Macht mit dir sein“ oder „geschüttelt, nicht gerührt“) wurden Akteure und Gäste in Filmgenres einsortiert und begrüßt: Politiker ins Genre Komödie, in den Bereich Heldenepos die Sponsoren, die namhaften Filmfachleute liefen unter Thriller, frühere Preisträger und Vorschlagspaten unter Historienfilm und die musikalische Umrahmung durch Jazz-Harfenistin Evelyn Huber und Cellist Christopher Herrmann natürlich unter Musikfilm. Diese beiden Vollblutmusiker entlockten ihren schon allein optisch aufsehenerregenden Instrumenten auch noch geradezu unglaubliche Töne.
Zum Schreien komisch
Die Gründungsmitglieder der filmzeitKaufbeuren Roman Harasymiw, Birgit Kern-Harasymiw, Eric Weber, Gerald Maas und Tine Kugler erzählten Anekdoten aus den Anfängen des Vereins vor 13 Jahren. Dafür hatte Günther Pietsch ein „Redezeit überzogen“-Signal vorgegeben, zum Schreien komisch auf der Blockflöte. Anschließend diskutierten, moderiert von Susanne Hermanski (Kulturredaktion der Süddeutschen Zeitung), ihr in Kaufbeuren aufgewachsener Mann Georg Seitz (Ressortleiter Film/Fernsehen/Medien der BUNTE), die Film- und Fernseh-Schauspielerin Victoria Mayer, die Filmemacherin und Landtagsabgeordnete Sanne Kurz (Sprecherin für Kulturpolitik & Film der Fraktion Bündnis90/Die Grünen) und die designierte Kulturpreisträgerin Birgit Kern-Harasymiw sehr ernsthaft über die Bedeutung von regionalen Filmfestivals wie der filmzeit. Fazit war, dass diese vor allem in kleineren Orten eine „Film-Grundversorgung“ gewährleisten und zudem Schauspielern und Filmemachern einen besseren Austausch mit dem Publikum und anderen Filmemachern bieten. Besser als dies ein großes Festival (wie zum Beispiel Cannes) könnte.
„Yoda“ Bosse
Aus dem Off übertrug schließlich die Stimme des verhinderten Oberbürgermeisters Stefan „Yoda“ Bosse die „Macht“ der Preisverleihung an seinen zweiten Bürgermeister Oliver Schill: „Vertreten du mich musst“. Schill, als „Luke Skywalker von Kaufbeuren“ angekündigt, bedauerte, dass er dazu nicht auch ein Lichtschwert bekommen habe und nur mit grünen Leuchtschuhen aufwarten könne. „Aber ich musste ohnehin nicht für die Filmzeit kämpfen, der Beschluss des Stadtrats, den Mut – man könnte auch sagen die Verrücktheit – und das Durchhaltevermögen bei diesem unglaublichen Ausmaß an Arbeit auszuzeichnen, war einstimmig.“ Damit überreichte er die Kulturpreis-Urkunde stellvertretend für das filmzeit-Team an das Ehepaar Harasymiw, wofür sich beide artig bedankten. Ihr Dank galt nicht nur der Stadt, sondern natürlich auch dem gesamten, zum großen Teil ehrenamtlichen Team und den Sponsoren. „Die vielfältige Hilfe, die wir erfahren haben, gab und gibt uns die Kraft zum Weitermachen“, so die Filmzeit-Vorsitzende.

„Candy Girls“
Nach der Pause hatten die „Candy-Girls“ von Dance Soulution noch einen kurzen Auftritt, der allerdings leider vor der inzwischen aufgebauten überhellen Leinwand ein wenig im Dunkeln blieb. Zum krönenden Abschluss zeigte man auf der Großleinwand „Best of“, die Lieblingsfilme aus dreizehn Jahren filmzeit. Gegen 23 Uhr wurde ein gut gelauntes und zufriedenes Publikum offiziell entlassen. Dem Vernehmen nach soll aber ein großer Teil noch lange den schönen Abend bei Essen und Trinken und heiterem Geplauder im Spitalhof genossen haben.
Ingrid Zasche