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Martin Valdés-Stauber spricht im Stadtrat über Gewalt gegen Frauen

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Von: Selma Höfer

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In einem Schattenbild greift ein Mann eine junge Frau an.
Gewalt gegen Frauen ist allgegenwärtig: Zuhause, auf der Arbeit, im Netz. © Symbolfoto: dpa

Kaufbeuren – Gewalt, der sich Frauen ausgesetzt sehen, hat viele Gesichter. Und sehr viele Frauen sind davon betroffen, nicht wenige verlieren sogar ihr Leben. Seit 1981 gilt der 25. November international als „Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“. Im vergangenen Jahr sprachen deshalb die weiblichen Mitglieder des Kaufbeurer Stadtrats zu diesem Thema. Sie erläuterten, welcher Brutalität Frauen begegnen – auch in Deutschland. Daran erinnerte SPD-Stadtrat Martin Valdés-Stauber stellvertretend als Beauftragter für Vielfalt und Offene Gesellschaft sowie im Namen der männlichen Ratskollegen. So möchte das Gremium außerdem zeigen, dass sich die Stadt mit der Problematik auseinandersetzt und darum bemüht ist, Gewalttaten vorzubeugen, wenn nicht sogar zu verhindern.

Bei einer Sitzung des Stadtrates im November 2020, erläuterte Bürgermeisterin Dr. Erika Rössler (CSU), an was jährlich im November gedacht wird. Ihre Kolleginnen erläuterten anhand konkreter Beispiele, einige der vielfältigen Formen von Gewalt, „die bedauerlicherweise zu unserem gesellschaftlichen Alltag zählen. Diese Aktion hat mich tief beeindruckt“, gab Valdés-Stauber zu. So sei es ihm ein Anliegen gewesen, dass heuer die männlichen Ratsmitglieder zu diesem Thema das Wort ergreifen.

„Ich freue mich sehr, im Namen der Herren dieses Gremiums ein paar Worte sagen zu dürfen.“ Er spreche jedoch auch stellvertretend als Beauftragter für Offene Gesellschaft, betonte der Stadtrat. In diesem besonderen Amt begegne er einer Form von Gewalt, der alle etwas entgegen stellen können: Ungleichbehandlung, Ungleichstellung und ungleiche Rechte. „Anti-Diskriminierungsarbeit ist nicht nur Aufgabe der Betroffenen, sondern vor allem Verantwortung derer, die nicht betroffen sind.“

Gewalttaten sind ein globales Problem

Im vergangenen Jahr sprachen Rössler und ihre Kolleginnen von den verschiedenen Formen der Gewalt gegen Frauen: häuslich, digital und sexualisiert. „Sie erinnerten aber auch daran, dass die Gewalt schon viel früher beginnt. Bei sexueller Belästigung, Stalking und Mobbing etwa.“ Manche Formen der Gewalt, das würden viele meinen, kämen in Deutschland oder gar in Kaufbeuren nicht vor, da sie mit anderen Kulturkreisen in Verbindung stehen. Zwangsheirat, Menschenhandel und Genitalverstümmelung würden anderswo verortet, so Valdés-Stauber. Das sei falsch.

„Leider sind diese Extremformen von Gewalt auch hier gesellschaftliche Realität“, warnte der SPD-Mann. Denn auch diese besonders brutalen und lebensgefährlichen Formen von Gewalt gegen Frauen kommen global vor. „Erst seit wenigen Jahren werden in Deutschland Frauenmorde bundesweit systematisch erfasst.“ Was angesichts der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit diesem Problem in anderen europäischen Ländern erstaunlich sei, sagte Valdés-Stauber. „In Spanien etwa engagieren sich Medien und Staat seit Jahrzehnten, um Frauenmorde sichtbar zu machen und diese Gefahr zu bekämpfen – und die Zahlen sind in Deutschland ebenso hoch.“

„Was können wir auf der kommunalen Handlungsebene tun?“

Dass es sich dabei um ein „gesamtgesellschaftliches“ Problem handle, welches der Kaufbeurer Stadtrat nicht lösen könne, sei dem Beauftragten für offene Gesellschaft bewusst. Es stimme ihn jedoch zuversichtlich, dass nun im zweiten Jahr diese Herausforderungen offen angesprochen werden. Diese Aktion zeige, dass der Stadtrat als Gemeindevertretung sowie jedes einzelne Mitglied im persönlichen Umfeld alles machen wird, um die Gewalt an Frauen zu bekämpfen. „Wir fragen uns konkret: Was können wir auf der kommunalen Handlungsebene tun?“

Probleme anzusprechen sei ein wichtiger Schritt. „Literatur vermag oft Dinge auf den Punkt zu bringen: Konkret und universal zugleich.“ Deshalb bat er seinen Stadtratskollegen Tiny Schmauch (Grüne) abschließend eine Szene aus dem Roman „Die Scham“ der französischen Autorin Annie Ernaux vorzulesen. Ein zwölfjähriges Mädchen muss miterleben, wie der Vater die Mutter umzubringen versucht. Der Abschnitt endet mit dem Satz „Wir haben nie wieder über den Vorfall gesprochen”. Dass in diesem Gremium über das gesellschaftliche Problem der Gewalt an Frauen gesprochen wird, erfreue ihn, ließ Valdés-Stauber die Anwesenden wissen.

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