Auf der Rückseite der Figur sind noch alle Farbschichten für eventuelle spätere Untersuchungen erhalten. Daher wurde auch das farbverklebte Türchen nicht geöffnet, hinter dem sich in dieser Zeit oftmals Reliquien verbargen. Aber die Figur sei vermutlich ohnehin leer, so Heide Tröger, „da klappert nix“.
Die Ernst von Siemens Kunststiftung hat für die von den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise besonders betroffenen selbständigen Wissenschaftlern und Restauratoren in den öffentlichen Museen und Sammlungen eine eigene Förderlinie in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro aufgelegt. Dazu kommen noch 250.000 Euro von einem privaten Spender. Damit werden etwa 300 kleinere Projekte (bis maximal 25.000 Euro) unterstützt. In diesem Rahmen hatte sich das Kaufbeurer Stadtmuseum erfolgreich um Förderung beworben. Bereits 2020 war die Ernst von Siemens Kunststiftung dem Stadtmuseum beim Ankauf des „Hl. Sebastian“ nicht nur mit 20.000 Euro beigesprungen, sondern hatte auch ihren beträchtlichen Einfluss bei den Preisverhandlungen mit dem Kunsthandel geltend gemacht (wir berichteten). Diese Skulptur von Jörg Lederer ist momentan auf Reisen: Sie wird als temporäre Leihgabe für die Sonderausstellung „Stiften gehen! Wie man aus einer Not eine Tugend macht“ im Maximilianmuseum Augsburg zum 500-jährigen Stiftungsjubiläum der Fuggerei gezeigt. „Das ist auch eine Super-Werbung für unser Museum“, freute sich Museumsleiterin Petra Weber.
Alfons Tröber erzählte aus der bewegten Vergangenheit der Christusfigur: Sie wurde mehrfach neu gefasst, zuletzt besonders scheußlich von einem Kirchenmaler, der wohl hoffte, sie dadurch günstiger erwerben zu können. Der ehrenamtliche Museumskustos Wolfgang Sauter rettete die Figur schließlich gerade noch vor dem unfachmännischen Abbeizen und erkannte mit sicherem Blick „die ist nichts für den freien Kunstmarkt, die gehört ins Museum!“ Bereits von 1998 bis 2007 war die wertvolle Skulptur als Leihgabe im Stadtmuseum Kaufbeuren.
Und dort ist sie jetzt dauerhaft, frisch restauriert, an prominenter Stelle in der Kruzifix-Sammlung ins rechte Licht gerückt und für die Öffentlichkeit zugänglich.
Ingrid Zasche