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Von der »Veste« zum beliebten Naherholungsort - Zur Geschichte der Burghalde

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Von: Dr. Willi Vachenauer

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Kempten – Zweifelsohne ist die Burghalde, die ungefähr 25 Meter über die Altstadt hinausragt, eines der markantesten Wahrzeichen der Stadt Kempten.

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1 / 5Burghalde als Ruine. © Repro: Vachenauer/ Archiv: Schmidt
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2 / 5Stadtansicht von 1823 mit dem Burghaldehügel. © Repro: Vachenauer/Quelle: Stadtarchiv
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4 / 5Burghalde mit neugestaltetem Wärterhausdach. © Repro: Vachenauer/ Archiv: Schmidt
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5 / 5Burghalde als Teil der Stadtbefestigung. © Repro: Vachenauer/ Quelle: Stadtarchiv

Bis 12. Juni 2022 zeigen Architekturstudierende noch ihre Visionen zum „Kulturraum Burghalde“. Von Donnerstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr sind sie im Reglerhaus in der Webergasse 14 zu sehen. Auch der Kreisbote stellt die einzelnen ­Ideen demnächst vor. Um aus diesem Anlass den geschichtlichen Hintergrund des Hügels zu beleuchten, hier noch einmal die Historienseite vom 4. Oktober 2017 zur Burg­halde:

Der trapezförmige Burghaldehügel, und die umliegende Gegend sind Ergebnisse der Eiszeit und der folgenden Erosionsarbeit der Iller. Ihr Wasser spülte das weichere Gestein weg und ließ die aus härterem Material bestehenden Anhöhen übrig.

Zur Blütezeit der Stadt Cambodunum dürfte das westlich gelegene Illertal und der Hügel um die heutige Burghalde noch unbesiedelt gewesen sein. Da die Römer bis zum Ende des zweiten Jahrhunderts noch recht friedliche Zeiten durchlebten, hatten sie keine Veranlassung für den Bau einer Schutzmauer um Cambodunum herum oder auf dem Burghaldehügel ein Kastell zu errichten.

Die Völkerwanderung zwang die Römer zum Umzug auf die Burghalde-Seite

Dies änderte sich dann unter dem Druck der Völkerwanderung. Als um 233 n. Chr. die Allamannen den rätischen Limes durchbrachen, drangen sie bis ins unbefestigte Cambodunum vor und zerstörten Teile der Stadt. Nach diesem dramatischen Ereignis gaben die Römer die Stadt auf. Sie siedelten nur einige hundert Meter weiter westlich um die Gegend der heutigen Burghalde, um dort ab Mitte des 3. Jahrhunderts die spätantike Römersiedlung „Cambidanum“ zu errichten. Diese neue Ansiedlung erstreckte sich von der Burghalde vermutlich über den heutigen evangelischen Friedhof bis zum St.-Mang-Platz hin.

Die Römer wählten für diese neue „Stadt“ einen strategisch günstigen Standort, denn damals umfloss die Iller noch von beiden Seiten den Hügel um die Burghalde und bildete somit einen natürlichen Schutz vor Überfällen. Nach den schlechten Erfahrungen mit den Allamannenüberfällen errichteten sie nun auf dem höher gelegenen Burghaldehügel ein befestigtes Kastell und bauten eine massive Schutzmauer um die neue Stadt herum. Vom Kastell aus hatten die Römer eine freie Sicht nicht nur über das Tal, sondern auch über die rings herumliegenden Anhöhen, und konnten somit die Gegend und den wichtigen Illerübergang am Fuße des Hügels besser kontrollieren. Das notwendige Baumaterial für die neue Siedlung holten sich die Römer aus der aufgegebenen Stadt Cambodunum.

Ein Stück Kemptener Stadtmauer stammt noch aus der Römerzeit

Deswegen sehen wir im heutigen archäologischen Park Campodunum auf dem Lindenberg nur noch Grundmauern des ehemaligen Cambodunums. Über zwei Jahrhunderte konnte sich Cambidanum, das von Teilen der dritten italischen Legion geschützt wurde, gegen den Druck der Völkerwanderung anstemmen. Aus dieser römischen Besiedlungsphase stammen auch die ältesten Fundstücke von der Burghalde. So können wir heute noch an der Burgstraße ein kleines Stück der spätrömischen Stadtmauer erkennen, die durch das Gebiet des späteren evangelischen Friedhofs lief und dann von der mittelalterlichen Stadtmauer überbaut wurde.

Strategischer Schachzug der Römer

Einen unschätzbaren Vorteil genoss dieses Kastell auf dem Burghaldehügel durch einen eigenen Brunnen, einen sog. Galg- oder Ziehbrunnen, mit dem die Römer auch im Belagerungsfall immer frisches Wasser hatten. Aber im 5. Jahrhundert gaben die Römer Cambidanum auf und zogen sich endgültig aus unseren Breiten zurück. Angeblich schütteten die Römer bei ihrem Rückzug den Brunnen auf der Burghalde zu. Ob sich schon früher, also zur Zeit der Keltenstadt Kambodounon, auf dem Burghaldehügel ein Kastell befand, auf dem ein keltischer Stammesfürst lebte, ist heute nicht mehr feststellbar. Nach dem Abzug der Römer verlieren sich auch für längere Zeit die Besiedlungsspuren auf der Burghalde. Erst um 850 soll der Burghaldebrunnen wieder aufgegraben worden sein.

Magnus und Theodor gründen ein Kloster auf der Burghalde

Nachdem die beiden Benediktinermönche Magnus und Theodor im 8. Jahrhundert hier eine kleine Klosterzelle gegründet hatten, gelangte dieses kleine Kloster durch die Landschenkungen von Königin Hildegard später in den Besitz der Burghalde. In der älteren Literatur zur Stadtgeschichte findet man anstelle des Wortes Burghalde wegen ihrer Lage oft den Begriff Hilarmont oder Hillemont, der sich aus dem Lateinischen ableitet und „Illerberg“ bedeutet. Dieser Name konnte sich allerdings nicht durchsetzen.

Zur Nutzung des Burghaldehügels gibt es erst ab dem Hochmittelalter wieder sichere Hinweise, als der (Fürst-)Abt – angeblich im Jahr 1223 – einen größeren Wohnturm aus Buckelquadern auf seiner Burg erbauen ließ. Die Westwand dieser Anlage ist über eine Länge von etwa 15 Metern im Pavillon von 1909 eingebaut und daher noch erhalten. Auf der Westseite des Hügels, der vom restlichen Areal durch eine Quermauer abgetrennt war, befand sich die Burg des Stadtherrn, des Fürstabtes von Kempten. Daher bestand die Burghalde aus zwei Teilen, einem größeren südwestlichen Teil und einem kleineren nordöstlichen Teil, auf dem sich Reste eines einstigen Turmes befinden. 

Sitz des Stiftäbtischen Vogtes

Im Laufe der Zeit hat die Burg aber ihre Form öfters verändert. Auf dieser Burg saß – durch altes Recht festgelegt – der Vertreter des Fürstabtes, der stiftische Vogt mit seinen Knechten, der in der Stadt im Auftrag des Fürstabtes die Regierungsgewalt samt der Gerichtsbarkeit ausübte. Von der Burg her hatten die Knechte einen guten Überblick über die aufkommende Stadt Kempten und deren Bürger. Der Vogt besaß auch die Schlüssel für die Stadttore, um in die Stadt gelangen zu können. Damit sollen die Knechte des Vogts des Öfteren während der Nacht in die Stadt eingedrungen sein, um mit den Bürgersfrauen und -töchtern üble Spiele zu treiben.

Geheimer Gang zwischen Burghalde und Stadt?

Angeblich haben sie dabei einen unterirdischen Gang benutzt, der von der Burghalde bis zur St.-Mang-Kirche geführt haben soll, für den es aber keine archäologischen Belege gibt. Wegen dieser Vorgänge und der beherrschenden Lage der Burg, empfanden die Bürger diese Feste als Bollwerk der klösterlichen Macht, von der sie sich bedroht fühlten.

So kam es wegen der Burghalde im 14. Jahrhundert zu folgenschweren Konflikten zwischen der nach Unabhängigkeit strebenden Bürgerschaft Kemptens und dem Fürstabt. In einem Erlass vom 21.9.1360 verfügte zwar Kaiser Karl IV., dass die Stadt Kempten und die dortige Burg für das Reich „gleich ein Ding“ seien, das heißt die Burghalde Teil der Stadt sein sollte. An der Besetzung der Burg durch den Fürstabt änderte dies aber nichts.

Bürger streben nach Unabhängigkeit vom Fürstabt

Zwangsläufig musste diese kaiserliche Verfügung aber erneut zu Streitigkeiten führen. Um sie zu klären, setzte der Kaiser ein Schiedsgericht ein, das aus seinem Ammann in Schwaben, Rudolf von Homburg und den Vertretern von fünf Reichsstädten bestand. Dieses Schiedsgericht nach der „Homburgschen Richtung“ fällte aber ein für die Stadt enttäuschendes Urteil, da es wesentliche grund- und gerichtsherrliche Rechte des Abtes in der Stadt bestätigte und die Besetzung der Burghalde legitimierte.

Zu einer Verschärfung der Lage kam es am 12. November 1363, als beherzte Kemptener die stiftische Burghalde erstürmten. Unklar bleibt dabei, wie die Bürger in die Burghalde eindringen konnten. Nach einer Darstellung folgten sie einer traditionellen Einladung des Fürstabtes Heinrich von Mittelsburg (1356-1382), um nach altem Brauch die vornehmsten Bürger Kemptens zu Martini in der Burg zu bewirten. Dabei kamen sie, ihre Waffen unter der Kleidung versteckt, gegen Abend an die Tore und baten um Einlass. Nach dem Öffnen der Tore stürmten sie herein und eroberten die Burg. Nach einer anderen Schilderung sollen sie unter Anführung der beiden städtischen Metzger „Buster und Ottacker“ durch den erwähnten Tunnel in die Feste eingedrungen sein.

Hügel des Anstoßes

Nach der Eroberung und partiellen Zerstörung der Anlage errichteten die Bürger zwischen Stadt und Burg auf stiftischem Gebiet eine Mauer. Der kaiserliche Friedensrichter, der diese Aktion als Landfriedensbruch beurteilte, forderte die Stadt auf, die Burg wiederaufzubauen. Da die Bürgerschaft dies ablehnte, kam es zum Vergleich vom 23.7.1364. Darin verpflichtete sich die Stadt, dem Abt 5.000 Pfund Heller zu zahlen und sogar Steine für den Wiederaufbau der Burg zu liefern. Obwohl sich die Kemptener deswegen die Ungnade des Kaisers zuzogen, stellte sich die Besetzung der Burg als Erfolg im Kampf um die Emanzipation der Stadt heraus.

Denn der Abt verzichtete angeblich „um des lieben Friedens Willen“ auf die Burghalde und veräußerte die Ruinen samt Grundfläche und der widerrechtlich errichteten Mauer am 17.3.1379 um 1.600 Pfund Heller an die Stadt. Die Bürger nutzten fortan den Burgberg landwirtschaftlich und die Anlagen als Steinbruch. Im Spätmittelalter stand auf der Burghalde auch eine dem Hl. Wolfgang geweihte Kapelle. Durch den Sturm auf die Burg war die Wolfsgangskapelle beschädigt worden. Die Reliquien kamen daraufhin in die St.-Mang-Kirche.

Burghalde in der Renaissance

An ihrer Stelle blieb auf der Burg nur eine Bildsäule des Heiligen Wolfgang stehen, die von den Gläubigen verehrt wurde. 1481 genehmigte der Rat den Bau einer neuen Kapelle. Die Einweihung der St.-Wolfgang- Kapelle, konnten die Gläubigen am 19. Oktober 1487 feiern. Die Kapelle blieb aber nur bis zum Jahre 1518 auf der Burg und wurde dann in das Seitenschiff der St.- Mang-Kirche verlegt. Ansonsten blieb die Burganlage ungenutzt. Um 1496 ließ die Stadt die Ringmauer erhöhen, den abgedeckten Wehrgang um die ganze Burganlage herumbauen und in die Stadtbefestigung miteinbeziehen und mit den Mauerabschnitten unterhalb des Hügels verbinden.

Um auch bei Belagerungen über Frischwasser verfügen zu können, ließen die Kemptener angeblich durch den Baumeister Hans Waltrum den Burghaldebrunnen vorsorglich mit einem Aufwand von über 1.000 Gulden wiederherstellen. Um für den Verteidigungsfall gerüstet zu sein, lagerten zu dieser Zeit sogar genügend Waffen und Ausrüstungsgegenstände in der Burghalde.

Burghalde: Kristallisationspunkt des 30-jährigen Krieges

Im 30-jährigen Krieg geriet die Burghalde wiederholt in die Auseinandersetzungen zwischen der evangelischen Reichsstadt, die von der schwedischen Seite unterstützt wurde und dem katholischen Stift, das auf kaiserliche Truppen zählen konnte.

Zunächst besetzten kaiserliche Soldaten am 17. Juni 1631 die Burghalde, die sie aber schon im folgenden Jahr wieder räumen mussten, da sie die Schweden vertrieben. Dabei zerstörte die schwedische Soldateska unter Mitwirkung evangelischer Stadtbürger das katholische Kloster fast völlig. Als im Januar 1633 bei einem Gegenschlag kaiserliche Truppen das evangelische Kempten eroberten und schrecklich in der Stadt wüteten, bildete die befestigte Burghalde ein Zentrum der Verteidigung.

Im Besitz der Schweden

Im März 1634 drangen die verbündeten Schweden unter General Horn mit 1.800 Bewaffneten unter dem Jubel der evangelischen Bürgerschaft in die Stadt ein. Die kaiserliche Besatzung floh auf die befestigte Burghalde, wo sich 30 Geschütze, an die 100 Zentner Pulver und viele Vorräte befanden. Die kaiserlichen Soldaten richteten nun die Kanonen auf der Burg gegen die Stadt und begannen zu schießen. Obwohl der Beschuss einen ganzen Tag dauerte, wurden glücklicherweise nur wenige Menschen verwundet. Am 2. April kapitulierten die kaiserlichen Besatzungstruppen auf der Burghalde und traten größtenteils in schwedische Dienste über. Die Burghalde geriet wieder für kurze Zeit in die Hand der Skandinavier.

Aber die Burg kam auch danach nicht zur Ruhe. Im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) ging der bayerische Kurfürst Max Emanuel eine Koalition mit den Franzosen ein, weil er sich Hoffnungen auf Landgewinne machte. Der schwäbische Reichskreis, dem auch Stadt und Stift Kempten angehörte, schloss sich dagegen dem Kaiser an. Nach Ausbruch der Kriegshandlungen belagerten 2.000 alliierte Franzosen und Bayern die Stadt Kempten, die von 600 Mann kaiserlichen Soldaten verteidigt wurde. Nachdem es den Alliierte gelungen war, eine Bresche in die Stadtmauer zu schlagen und die Artillerie auf der Burghalde auszuschalten, kapitulierten die Verteidiger.

Burghalde: ein Strategisch wichtiger Punkt

Daraufhin zogen am 15. Nov. 1703 Kurfürst Max Emanuel und seine Verbündeten unter dem französischen Marschall Villard für einen Tag in Kempten ein. Die Besetzer, die in der Stadt verhasst waren, da sie raubten und stahlen, hinterließen auf der Burghalde eine 650 Mann starke Besatzungsmacht. Nachdem sie die Stadtverteidiger entwaffnet hatten, gingen sie daran, die Schwachpunkte in der Stadtmauer und den Stadttoren zu beseitigen. Die Burghalde ließen sie durch den Einsatz von 450 Fronarbeitern mit Schanzen verstärken und innerhalb der Anlage Gebäude, Keller und Backöfen anlegen. Die Burg benutzten sie als Stützpunkt, um Vorstöße bis nach Füssen und Isny zu unternehmen.

Im Sommer 1704 begann der Gegenangriff kaiserlicher Truppen. Zusammen mit Tiroler und Vorarlberger Bauern gelang es ihnen, die Stadt einzunehmen. Wiederum stand die mit drei Türmen gut bewehrte Burghalde im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen, denn die feindliche Besatzung zog sich hierher zurück, wo sie nach zehntägiger Belagerung und nach Zusicherung freien Geleits am 25. 7. 1704 kapitulierte. Im Zuge der Kämpfe stürzte auf der Ostseite der Burg die Mauer ein. Damit von diesem massiven Widerstandsnest bei zukünftigen Konflikten keine Gefahr mehr ausgehen konnte, wurde die Burghalde 1705 auf Empfehlung Prinz Eugens des „edlen Ritters“ mit Unterstützung von Fürstabt Rupert von Bodman geschliffen. Dabei wurden die von den Franzosen errichteten Gebäude niedergerissen und das von der Stadt erbaute „schöne Haus“ mussten die Bürger selber abtragen.

Von Napoleon bis Theaterkulisse

Als am 23. Juni 1800 erneut Franzosen in die Stadt einzogen, erweiterten sie die Fahrwege auf die Burghalde für ihre Geschütze und ließen im Südosten Gräben ausheben. Sie dachten auch daran, die Burghalde wieder zu befestigen, gaben aber schon kurze Zeit später diese Pläne auf. Daher blieb die Burghalde eine Ruine. Die im Jahre 1801 gegründete Theatergesellschaft, mit dem Namen „Dramatische Liebhabergesellschaft“ nutze dieses Umfeld, um auf der Burg im gleichen Jahr zum ersten Mal ein Theaterstück aufzuführen.

Durch die Säkularisation und die damit verbundene Vereinigung der beiden Städte, der bisherigen Stiftstadt und der freien Reichsstadt gelangte die Burg ab 1802 an den bayerischen Staat. Als die Stadtobrigkeit nach 1814 die Burghalde veräußern wollte, um ihre Einnahmen zu verbessern, gab es seitens der Bürger massive Proteste. Daraufhin erwarb Munizipalrat Bachthaler, ein Angehöriger des Magistrats, am 22. September die Burg für 200 Taler. Anschließend lag sie bis in die 1860er Jahre als Ruine brach.

Der Burghaldeverein

Währenddessen nutzten die Bürger die Mauersteine für ihre Bauvorhaben und an den Mauerresten nagte der Zahn der Zeit. 1863 gab es erste Bemühungen zur Gründung eines Burghaldevereins, die jedoch im Sande verliefen. 1865 gelang es dann, den Verein zur „Verschönerung und Unterhaltung der altehrwürdigen Burghalde“ ins Leben zu rufen, der am 4. November 1865 mit Theodor Keppel seinen ersten Vorstand erhielt. Am 20. Januar 1866 gab auch der Magistrat mit den Worten: „Er habe mit vielem Vergnügen von der Vereinsgründung Kenntnis genommen“, seine Zustimmung.

Der Verein, in dem sich viele Kemptener Familien unterschiedlichen Standes einbrachten, legte Wege an, pflanzte Hunderte Bäume, die zum Teil nach Laubfarbe und Kronenform eingepasst wurden und errichtete Gebäude. Schon am 3. November 1865 ging man daran, den längst wieder verschütteten Brunnenschacht aufzugraben. Bald danach fanden Feste und Aufführungen auf der Burghalde statt, bei denen auch „Altstädter Kronenbier“ reichlich floss.

Am 21. September 1868 lud der Verein seine Mitglieder zur ersten „Harmoniemusik“ auf die Burghalde ein. Ab 1871 ließ der Verein jährlich zweimal ein solches Konzert veranstalten. Öfters feierten auch patriotische Bürger am 25. August den Namenstag von König Ludwig II. zu Klängen der Militärkapelle des 1. Kemptener Jägerbataillons. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich die Sedanfeiern am 2. September, die sich ab 1887 zu reinen Volksfesten entwickelten, bei denen der „Altstädtische Gesangskurs“ unter Hauptlehrer „Christian Weidner“ die vielen Besucher mit ihren Chorgesängen erfreute.

Künstliche Ruine am Wärterhaus

Im Sommer 1870 erbaute man für 5.718,70 Mark an der mittelalterlichen Ringmauer im Norden des Hügels ein sogenanntes Wärterhaus, das im neugotischem Stil als künstliche Ruine mit innenliegendem Flachdach gestaltet war und als Wohnung für einen Burghaldewärter diente. Am 15. August 1870 konnte der erste Burghaldewart, der Gärtner Felix Strodel, dieses Haus beziehen. Er sollte verhindern, dass sich die Stadtjugend des Abends ohne Aufsicht auf dem Gelände traf und verschiedenen Unsinn trieb.

Weil sich das Flachdach nicht bewährt hatte, wurde das Gebäude 1889 um ein Geschoss aus Holz mit dem markanten Dachaufsatz, bestehend aus den vier Eckturmerkern aufgestockt. Die Kosten hierfür betrugen 5.847,34 Mark. Im Wärterhaus wurde eine Gastronomie für die Vereinsmitglieder eingerichtet. Auf der Burghalde schlug auch die Geburtsstunde des Kemptener Alpenvereins. Am 6. September 1871 beschloss ein kleiner Kreis von Bergfreunden dort die Gründung einer Abteilung mit dem Namen „Sektion Allgäu-Kempten“.

1894 ließ die Stadt an der Westseite einen Brunnen aufstellen und 1908 auf der Burghalde eine Elektrizitätsversorgung installieren. Ein Jahr später wurde ein weiterer überdachter Gastraum, der Pavillon an der Westseite, errichtet. Zum fünfzigsten Jubiläum im Jahre 1919 hatte der Burghaldeverein über 650 Mitglieder, die uns alle namentlich bekannt sind.

Pläne für eine Ordensburg auf der Burghalde

In der Zeit der Nationalsozialisten gab es ab 1942 Planungen für den Bau einer NS-Ordensburg auf dem Hügel. Danach hätten sämtliche Gebäude und historische Mauern abgerissen werden müssen. Der fortschreitende Weltkrieg verhinderte jedoch deren Umsetzung. Im Zweiten Weltkrieg dienten die massiven Kellergewölbe der Lützelburg und der Burghalde als Luftschutzbunker.

1950 wurde im Süden der Burghalde eine Freilichtbühne nach den Plänen von Sepp Zwerch (1907-1985) errichtet. Bei den Arbeiten wurde das spätmittelalterliche Burgtor erweitert. Die massiven Erdbewegungen förderten spätrömisches und mittelalterliches Mauerwerk zutage.

Die Burghalde heute

Die Burghalde bietet den Besuchern heute nicht nur einen beeindruckenden Ausblick. Die Freilichtbühne ist auch der Ort zahlreicher Veranstaltungen. Inzwischen befindet sich in dem 2001 renovierten Wärterhaus das Allgäuer Burgenmuseum, in dem die Geschichte und die Entwicklung der Burgenwelt der Gegend anschaulich dargestellt werden. Wenn alles glatt geht, öffnet das derzeit geschlossene Museum Mitte Juni wieder und steht den Besuchern vorerst an den Sonntagen von 10 bis 16 Uhr offen. Daneben gibt es auf der Burg einen Kräuterlehrgarten, in dem Führungen stattfinden, einen Biergarten und einen Kinderspielplatz.

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