Münz führte seinen Betrieb als klassisches Familienunternehmen. Frau Christa, er selbst und Sohn Michael, der auch Bäcker gelernt hat, waren ein eingespieltes Team. Hans Münz ist keiner, der jammert über die Großbäckereien, den Konkurrenzdruck oder die nächtlichen Arbeitszeiten. Er liebt sein Handwerk, achtet auf saubere Zutaten und verarbeitet und bäckt nach traditionellen Methoden und Rezepten. Gemeinsam mit Sohn Michael schwärmt er von der süddeutschen Brot- und Backkultur und der Vielfältigkeit des Backwerks.
Anders als andere Bäcker ging Hans Münz nicht den Weg, viele Verkaufsstellen in der Region zu betreiben. Lediglich in Boos, dort wo die Familie wohnt, gab es einen kleinen Laden in dem die Backwaren, die in Babenhausen hergestellt wurden, verkauft wurden. Der Bäckermeister widerspricht auch dem Wachstums-Glaubensbekenntnis vieler seiner Berufskollegen: „Kleine Bäckereien können gut leben von ihrer Arbeit, wenn sie sauberes Handwerk abliefern“. Von den neuen industriellen Fertigungsmethoden und den Fertigbackmischungen hält er nicht viel. „Das sieht zwar schön aus, aber der Geschmack leidet und die Gesundheit vermutlich auch“. Seine frischen Backwaren und sein tägliches Stück Kuchen wird er im kommenden Jahr vermissen.
Die Kundschaft aus Babenhausen und Umgebung wird künftig auch auf etliche gewohnte Brot-, Brötchen- und Kuchensorten verzichten müssen, die Bäckerei Münz hatte für viele ihrer Produkte Auszeichnungen bekommen. Seine „Seelen“ sind hochgelobt und nach alter Allgäuer Tradition von Hand gemacht. Weit über die Grenzen von Babenhausen hinaus bekannt wurde Hans Münz an besonderen Feiertagen und Festen, wenn mehrere Tausend Besucher in den Fuggermarkt kamen. Immer wenn er am Weihnachts-, Frühlings- oder Gallusmarkt seine berühmten Apfelkrapfen aus dem Verkaufsstand draußen vor den Augen der Kundschaft brutzelte, standen die Leute Schlange. 1989 fing er mit diesem traditionellen Backwerk an und begründete so selbst eine liebgewordene Tradition.
Sohn Michael bedauert, dass mit der Schließung der Bäckerei auch eine Kultur des Lebensmittelhandwerks verloren geht. Er würde die Bäckerei gerne weiterführen, doch alleine hat er dabei keine Chance. Bäcker und anderes Personal zu finden, ist schon seit einiger Zeit schier unmöglich. Ähnlich geht es auch der Dinkel-Bäckerei in Vöhringen, sie schließt ebenfalls zum Jahresende. Er und Mutter Christa versuchen der Betriebsschließung positive Seiten abzugewinnen: Die Einschränkungen in der Freizeitgestaltung waren schon groß, Veranstaltungs- und Kulturbesuche kaum möglich oder bei Festen ständig auf die Uhr schauen und früh nachhause gehen – „das ist jetzt vorbei und wir versuchen auch diese schönen Seiten eines normalen Lebens noch zu genießen“, so Mutter Christa. Doch sie ist sich sicher: „An Silvester werden auch Tränen fließen!“ (Tom Otto)