1. Startseite
  2. Bayern
  3. Augsburg & Schwaben
  4. Kurier Memmingen

Umbruch beim Landestheater Schwaben

Erstellt:

Von: Tom Otto

Kommentare

Zwei Frauen ein Mann vor Tresen LTS
Das neue Intendanz-Team mit Christine Hofer (links im Bild) und Alexander May steht für den Umbruch in der künstlerischen Leitung des Landestheaters Schwaben, Claudia Hoyer (Bildmitte) als künstlerische Leiterin des Jungen Theaters Schwaben für Kontinuität. Im Bild auch zu sehen das neue Logo des LTS. © Tom Otto

Memmingen - „Andere Menschen fühlen“ lautet das vieldeutige Motto der neuen Spielzeit ab Herbst 2022. Christine Hofer und Alexander May, ab August dieses Jahres das neue künstlerische Leitungsteam an LTS, stellten am vergangenen Wochenende das neue Programm ab Oktober 2022 vor.

Das neue Motto stehe dabei für die Bereitschaft, anderen Lebensentwürfen und -welten mit Offenheit und Zugewandtheit zu begegnen. Der aktuell fortschreitenden Spaltung der Gesellschaft durch Klimakrise, bei der Bewältigung der Coronakrise und den Ukraine-Krieg wollen Hofer und May mit Empathie begegnen. Nicht nur gedanklich, sondern auch emotionale gelte es, sich in andere hineinzuversetzen und den Diskurs und die Auseinandersetzung gelingend zu gestalten. Gewiss ein hoher Anspruch, der neben der künstlerischen Kompetenz auch langen Atem voraussetzt. Daran, dass beide das nötige Handwerkszeug mitbringen, besteht angesichts ihrer Lebensläufe kein Zweifel. Die gebürtige Brandenburgerin Christine Hofer ist seit 2005 als freie Theaterregisseurin unterwegs und bereits mehrfach ausgezeichnet. Auch Alexander May bringt eine über 20-jährige Erfahrung auch in Leitungsfunktionen der deutschen Theaterlandschaft mit, seit September vergangenen Jahres hat er auch die künstlerische Leitung der Burgfestspiele Mayen übernommen.

Brücken bauen statt Spaltung

Die sehr gute Vernetzung von beiden in der deutschen Theaterlandschaft wird ihnen entgegenkommen, die nötigen Umbauarbeiten in Memmingen zu bewältigen. Dadurch, dass die „Kernfamilie“ des jetzigen Ensembles der scheidenden Intendantin Katrin Mädler nach Oberhausen folgen wird, sind Hofer und May aktuell gefordert das neue Ensemble ab Herbst zusammenzustellen. Zwei Drittel des Teams stünden bereits, die restlichen Schauspieler/innen werden in Kürze engagiert. Gleichwohl eine besondere Herausforderung über die künstlerische Programmgestaltung hinaus. „Wir müssen ein neues Bett bauen“, so May, um einer neuen Nachfolge-Intendanz in zwei Jahren einen funktionierenden Betrieb zu übergeben, dabei sei auch „architektonische Arbeit“ notwendig.

Zu den Neuigkeiten der nächsten Spielzeit gehört auch ein neues Logo. Das wird auch künftig ein Stern sein, allerdings ein aufgebrochener, verspielter, der eine größere Dynamik ausstrahle. Dass der Stern grundsätzlich erhalten bleibt, stehe für den Respekt vor der künstlerischen Arbeit der vergangenen Jahre, auf die jetzt aufgebaut werden könne. Die veränderte Gestalt des Sterns sei ein Zeichen für den „aufregenden Neustart“, der dem Landestheater bevorstehe.

Neues Logo des LTS

Das neue Intendanz-Team wird in seinem ersten Jahr ab Herbst insgesamt elf Premieren auf die Bühne bringen, davon sechs im Großen Haus und fünf im Studio. Allein im Oktober erwartet das Publikum drei Premieren. Shakespeares Komödie „Wie es Euch gefällt“ bekommt durch den Krieg in der Ukraine eine ungewollte Aktualität. Die Inszenierung übernimmt Johanna Schall, eine Enkelin von Berthold Brecht. In Ödön von Horvaths Volksstück „Kasimir und Karoline“ wird eine Gesellschaft Ende der 1920-er Jahre beschrieben, in der die soziale Spaltung immer deutlicher sichtbar wird und die tiefe Liebe der Protagonisten an der harten Wirklichkeit scheitert. Es wird die erste Regiearbeit von Christine Hofer sein. Im Studio wird im kommenden Oktober die Premiere von „Transit Werther“ gegeben. Es ist der erste Klassiker aus der neuen Reihe „Raus aus dem Depot“, der Goethes Klassiker „Die Leiden des jungen Werther“ zur Vorlage hat. Im Dezember folgt dann im Großen Haus noch die Premiere des Musicals „Brigitte Bordeaux“ und im Studio die Komödie „Der Vorname“.

Kontinuität im Jungen Theater

Das in der jüngeren Vergangenheit so erfolgreich aufgebaute Junge Landestheater Schwaben behält mit Claudia Hoyer seine bisherige künstlerische Leiterin. In der kommenden Spielzeit stehen zwei neue Produktionen auf dem Programm: „Das Gesetz der Schwerkraft“ für Jugendliche ab 14 Jahren hat seine Premiere im Oktober und ist ein Plädoyer für eine offene diverse Gesellschaft. Die beliebten Produktionen „Die beste Kuh der Welt“ (ab 3 Jahren) und „Als die Bohne Achterbahn fuhr“ (ab 8 Jahren) werden auch weiterhin im Programm des Jungen Theaters zu sehen sein.

Auch interessant

Kommentare