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125. Todestag Pfarrer Kneipps: Päpstlicher Nuntius zu Gast in Bad Wörishofen

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Von: Oliver Sommer

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Der päpstliche Nuntius, Erzbischof Dr. Nikola Eterovic, sprach am Sonntag anlässlich des 125. Kneipp-Todestages in der Bad Wörishofer Stadtpfarrkirche St. Justina.
Der päpstliche Nuntius, Erzbischof Dr. Nikola Eterovic, sprach am Sonntag anlässlich des 125. Kneipp-Todestages in der Bad Wörishofer Stadtpfarrkirche St. Justina. © Sommer

Bad Wörishofen – Aus Anlass des 125. Todestages Pfarrer Sebastian Kneipps zelebrierte der päpstlichen Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Nikola Eterovic, einen Pontifikalgottesdienst in der Stadtpfarrkirche St. Justina. In einem Grußwort übermittelte auch der Augsburger Weihbischof Dr. Bertram Meier seine Grüße und erinnerte an die Verdienst des „Wasserpfarrers“. Kneipp sei vielleicht arm gewesen an Vermögen, als er starb, so Meier – dafür aber „reich an Verdiensten“.

Vor einem Jahr noch, aus Anlass des 200. Geburtstages, hatte Dr. Bertram Meier gemeinsam mit den Menschen in der Kneippstadt gefeiert. Diesmal ließ Bischof Bertram, der gerade in Tschechien weilt, sein Grußwort durch den Domvikar und Zeremoniar Ulrich Müller übermitteln. In seinen Worten erinnerte der Bischof an die erste Messe des jungen Priesters Sebastian Kneipp: „Die erste Sorge eines jeden Christen soll die Seele sein, denn sie ist das höchste Gut.“ Und auch, wenn Sebastian Kneipp irgendwann zum „Wasserdoktor“ geworden sei, zahllosen Menschen geholfen und körperliche Schmerzen gelindert habe, so sei er, sagt Bischof Bertram, in erster Linie Seelenarzt gewesen – „Seelsorger aus ganzem Herzen“.

Das Erbe Kneipps ist unverändert lebendig

Längst sei der Name Sebastian Kneipp zur Marke geworden, bedauerte Meier. Und viele Menschen hätten keinen Bezug, keine Vorstellung mehr von diesem kernigen und zupackenden Pfarrer, der aus dem kleinen Ort Wörishofen ein „europäisches Gesundheitszentrum“ gemacht habe. Und doch sei Kneipps Vermächtnis in jeder Ordensfrau und jedem Ordensmann, vor allem aber auch in jedem Therapeuten, der die Menschen nach Sebastian Kneipp behandle und die fünf Säulen erkläre, „unverändert lebendig“. Sebastian Kneipp sei kein Modearzt gewesen. Dem Pfarrer, der die frohe Botschaft von der Erlösung durch Jesus Christus gepredigt hat, sei die Gesundheit der Menschen und ihr Seelenheil wichtig gewesen. Sebastian Kneipp sei aus armen Verhältnissen gekommen, so Bischof Bertram Meier, und habe alles, was er erhalten habe, weitergegeben. Er sei zwar „arm an Vermögen aber reich an Verdiensten (um die Menschen) gestorben“, verglich der Augsburger Bischof die Situation mit heute, wo es (in der Medizin) vielerorts nur ums Geld gehe. Und weiter sagte Meier: „Geist, Seele und Leib bilden eine hochsensible und manchmal auch hoch störanfällige Einheit“. Ein Fakt, den man in der Antike schon geahnt habe. Doch Pfarrer Kneipp war einer der ersten, „der psychosomatische Krankheiten einordnen konnte“. Ein Umstand, der entscheidend sei bei der Behandlung, sei doch das Vertrauen in Gott, in das Gebet und Pflegepersonal wichtiger als Geld. „Geld, mit dem sich der Mensch einredet, Leben erkaufen zu können“, hielt der Bischof unserer Zeit einen Spiegel vor.

Ein Umstand, den auch päpstliche Abgesandte, Erzbischof Dr. Nikola Eterovic, in seiner Interpretation des Lukas-Evangeliums anklingen ließ. Heißt es doch dort unter anderem: Wer sein Leben versuche zu retten, der werde es verlieren. „Wer aber sein Leben um meinetwillen (Jesus Christus) verliert, der wird es retten. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sich selbst verliert und Schaden nimmt.“ Auch Jesus habe, vergleichbar mit Kneipp, eine Mission gehabt, sei Quelle gewesen zur „Reinigung von Sünde und Unreinheit“, gleichsam also auch von Krankheit. Und Jesus habe auf den Glauben, seiner Jünger in ihn geschaut und habe seinen glauben auf dem Felsen (Glauben) des Petrus begründet.

Und gut 1.900 Jahre später traf einer der Nachfahren des Petrus, Papst Leo XIII., den Wasserpfarrer Sebastian Kneipp. Papst Leo habe Kneipp zu sich bestellt, erinnerte der Erzbischof, der einer der höchsten Vertreter des Heiligen Stuhls in Deutschland und der Welt ist. Es sei eine glückliche Fügung gewesen, dass sich diese beiden unterschiedlichen Männer getroffen hätte, so der von der Insel Brac im heutigen Kroatien stammende apostolische Nuntius (Botschafter des Papstes). Ähnlich früh wie auch Sebastian Kneipp hatte Nikola Eterovic seine Bestimmung erkannt und war dem Priesterseminar im damals jugoslawischen Split beigetreten, hatte Theologie studiert und an der päpstlichen Universität Gregoriana seinen Abschluss gemacht; seitdem gehört Eterovic dem „diplomatischen Korps“ des Vatikan an und ist ein Doyen, also einer der höchsten Vertreter des Heiligen Stuhls. Auf seine Weise, erinnerte der Abgesandte, habe Papst Leo XIII. Kneipp gefördert, indem er dessen Geistesgabe erkannte sowie die Gabe, Krankheiten zu heilen.

Gelenke der Seele beweglich halten

Dabei sei er als Priester aber einen steinigen und steilen Weg gegangen, eher gefolgt und damit der „Anziehungskraft“ Jesus Christus‘. Und Kneipp habe schon vor über 100 Jahren Gesundheitsvorsorge betrieben und die Menschen aufgefordert, sich mehr zu bewegen, gesund zu ernähren, vor allem aber im Glauben nicht nachzulassen. Wenn man den Körper beweglich halten wolle, gehöre dazu auch das Gebet. Denn das halte die „Gelenke der Seele beweglich“, so Nikola Eterovic.

Ehe der apostolische ­Nuntius gemeinsam mit Bürgermeister Stefan Welzel, einen Kranz am Mausoleum Kneipps (siehe Beitrag links) niederlegte, erteilte er noch den päpstlichen Segen. Anschließend trug sich Nikola Eterovic ins Goldene Buch der Stadt ein.

Oliver Sommer

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