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Bad Wörishofen benennt Platz nach neuseeländischer Autorin Katherine Mansfield

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Von: Oliver Sommer

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Mansfield-Experte Todd Martin (v. rechts), Bürgermeister Stefan Welzel, Michael Scharpf vom Verschönerungsverein und Kurdirektorin Cathrin Herd enthüllten die neue Infotafel.
Mansfield-Experte Todd Martin (v. rechts), Bürgermeister Stefan Welzel, Michael Scharpf vom Verschönerungsverein und Kurdirektorin Cathrin Herd enthüllten die neue Infotafel. © Oliver Sommer

Bad Wörishofen – Noch immer zählen die „Shortstorys“ der neuseeländischen Autorin Katherine Mansfield zu den Werken der Weltliteratur. Für weltweite Beachtung sorgte ihr Buch mit Beobachtungen „In einer Deutschen Pension“, das auf Grundlage ihres Aufenthaltes in Bad Wörishofen entstand. Mit einiger Verspätung hat die Kneippstadt nun „ihrer“ Schriftstellerin ein Denkmal gesetzt. Seit Samstag ist der als Pescatore-Kreuzung bekannte Platz nach Katherine Mansfield benannt.

In Zeiten von Social Media und einer beinahe minütlichen Berichterstattung aus und über das Privatleben von Menschen erscheint ein Buch, noch dazu mit Beobachtungen in einer Pension, nicht mehr unbedingt „zeitgemäß“. Doch just jenes Buch „In einer deutschen Pension“ gehört zur Weltliteratur, wie die Werke D. H. Lawrence und Virginia Woolfs, mit denen Mansfield in Kontakt stand – oder die Kinderbücher Virginia B. Lees, eine Zeitgenossin der Neuseeländerin.

Dabei sind es vor allem die Umstände, die die als Kathleen Mansfield Beauchamp 1888 in Wellington geborene Schriftstellerin und ihr Werk so interessant machen. Während man heute kein Aufhebens mehr machen würde ob ihres Lebenswandels, sorgte dieser Anfang des 20. Jahrhunderts noch für mehr als eine hochgezogene Augenbraue – zumal Mansfield aus gutem Hause stammte. Nachlesen kann man dies alles am neuen „Mansfield-Platz“ auf der ebenfalls neu aufgestellten Infotafel, die Bürgermeister Stefan Welzel gemeinsam mit dem Universitätsprofessor Todd Martin von der Huntington University (USA), enthüllte. Martin gilt als ausgewiesener Experte für englische Literatur des frühen 20. Jahrhunderts, insbesondere des Werkes Mansfields und ist Mitglied und Sekretär der Katherine-Mansfield-Society. Diese tagte vergangenes Wochenende in Bad Wörishofen, wobei man auf den neuseeländischen Botschafter leider verzichten musste.

Neu in Bad Wörishofen: der Katherine-Mansfield-Platz.
Neu in Bad Wörishofen: der Katherine-Mansfield-Platz. © Oliver Sommer

Die Schriftstellerin, die bis Ende 1909 über mehrere Monate in zwei Pensionen in der Kneippstadt lebte, steht nach über 100 Jahren mehr denn im Fokus von Forschung und Recherche. Wie Todd Martin in seinen Worten feststellte, ist wenig bis nichts bekannt über ihre Zeit in Bad Wörishofen, hatte sie doch ihre gesamten Unterlagen und Notizen nach dem Aufenthalt in Bad Wörishofen vernichtet. Die persönliche Tragödie, die sie erlitten habe, hätte sie dazu gebracht, so zu handeln, erzählte der Universitätsprofessor den Anwesenden; neben einer „gescheiterten“ Ehe erlitt sie in der Folge in Bad Wörishofen eine Fehlgeburt. Doch die Eindrücke und Erfahrungen vor Ort würden in ihrem Erstlingswerk „In einer Deutschen Pension“ weiterleben. Erfahrungen, so weiß der Literaturprofessor, die unauslöschliche Spuren bei ihr hinterlassen hätten und die auch im Mittelpunkt der Konferenz in Bad Wörishofen waren. Hier ging es unter anderem um das Ausmaß des Einflusses, den Mansfields Erfahrungen vor Ort auf das Werk gehabt haben.

Ferner dankte Todd der Stadt und ihren Verantwortlichen – einerseits für die Umbenennung des Platzes, die ein Zeugnis für die wachsende Anerkennung der Schriftstellerin sei. Gleichzeitig aber auch für das Ermöglichen der Konferenz und der damit verbundenen wachsenden Bedeutung ihres Werkes. Ein Dank ging dabei explizit an die „Beautification Society“ Bad Wörishofens, den Verschönerungsverein um Michael Scharpf, der sich für die Gestaltung des Platzes eingesetzt hatte.

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