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Bad Wörishofen verabschiedet sich von den Mallersdorfer Schwestern

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Von: Oliver Sommer

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Beim Abschied der Mallersdorfer Schwestern (v. rechts): Stadtpfarrer Andreas Hartmann und Bürgermeister Stefan Welzel mit (v. links) dem Hausgeistlichen der Schwestern, Pater Altmann und den Vorsteherinnen der beiden Konvente in der Kinderheilstätte, Schwester Oberin Salutaris, SR Jakobe und SR Hubertis.
Beim Abschied der Mallersdorfer Schwestern (v. rechts): Stadtpfarrer Andreas Hartmann und Bürgermeister Stefan Welzel mit (v. links) dem Hausgeistlichen der Schwestern, Pater Altmann und den Vorsteherinnen der beiden Konvente in der Kinderheilstätte, Schwester Oberin Salutaris, SR Jakobe und SR Hubertis. © Sommer

Bad Wörishofen – Nach über 130 Jahren des Wirkens und Betens hat sich die Kneippstadt am vergangenen Wochenende offiziell von den Mallersdorfer Schwestern aus der ehemaligen Kinderheilstätte Pfarrer Kneipps verabschiedet. Bei einem Festgottesdienst in St. Justina erinnerten politische und kirchliche Vertreter an das Wirken des Ordens, der seinerzeit Pfarrer Kneipp beim Aufbau einer Kinderheilstätte unterstützt hatte. Mit Absicht sprach Pfarrer Hartmann im Gottesdienst nicht von Verabschiedung, sondern von einem Vergelts Gott für die Schwestern.

Das Erscheinungsbild Bad Wörishofens ist, nicht zuletzt durch Sebastian Kneipp, geprägt durch die Kirche und ihre Vertreter wie Pfarrer, Ordensschwestern und -brüder. Über viele Jahrzehnte hinweg bestimmten sie das Stadtbild der „Kneippstadt“ und prägten durch ihr Wirken und das Gebet die Geschicke der Stadt mit. Für viele Menschen, Erholungssuchende, vor allem aber Kranke und Verletzte waren die Ordensleute so etwas wie helfende Engel und so wurde Wörishofen durch sie zu einem besonderen Ort. Vor allem aber waren sie, etwa die Franziskanerinnen aus Mallersdorf, gute Nachbarn. So brachte es auch Manfred Gittel auf den Punkt, der als Prädikant der evangelischen Kirche ein Grußwort überbrachte.

Eine seiner ersten Erinnerungen, so Gittel, war die Einladung der Schwester Oberin, Sr. Salutaris, das Grillfest mitzufeiern. Er erinnerte sich an die Weihnachtsplätzchen und die Rohrnudeln der Küchenschwestern und die Freundschaft, die sich über die Jahre hinweg gebildet hatte. Mit Wehmut ließ er die Gespräche Revue passieren, den „Ratsch“ im Vorbeigehen , das Lächeln und die mitfühlende Worte, die man ausgetauscht hatte. Dass das nun endgültig vorbei sein soll, sagte Gittel, „kann ich immer noch nicht glauben“. Mit den Schwestern gehe ein Stück Stadt, ein Stück Identität verloren. Begriffe, die auch der stellvertretende Landrat und Mindelheimer Bürgermeister Dr. Stephan Winter in seinem Grußwort benutzte.

Immer offen für Kurgäste

Dass eine Ära zu Ende gehen würde, war dem Gottesdienst anzumerken, auch wenn es ein Abschied auf Raten sei, wie der Augsburger Diözesanbischof Dr. Bertram Meier in einem Grußwort meinte, der, wie Abt Aloysius Althaus OSB nicht persönlich beim Gottesdienst dabei sein konnte. So meinte Bertram Meier, dass die Mallersdorfer Franziskanerinnen zusammen mit den Barmherzigen Brüdern und vielen sich erholenden Ordensleuten das Wörishofener Stadtbild bestimmt hätten. Von Anfang an hätten sich die Erholungsuchenden den heilenden Händen der Schwestern anvertraut oder ein ermutigendes Gespräch zwischen den Anwendungen gesucht. „Jeder wusste, bei den Schwestern sind auch meine persönlichen Sorgen gut aufgehoben.“ Und mancher Kurgast habe sich wohl ganz im Sinne des Kneippschen „Vergesst mir die Seele nicht!“ motivieren lassen, der äußeren Ordnung auch die innere folgen zu lassen. „Bei Gottesdiensten, zu denen ich in den letzten beiden Jahrzehnten immer wieder eingeladen war, erlebte ich eine franziskanisch geprägte Gemeinschaft von Ordensleuten und Pfarrangehörigen, die immer offen sind für spirituell suchende Kurgäste.“

Die Generaloberin, Schwester Jakobe beim Eintragen ins Goldene Buch der Stadt.
Die Generaloberin, Schwester Jakobe beim Eintragen ins Goldene Buch der Stadt. © Sommer

Das habe erst recht für Tausende von Kindern gegolten, die besonders in den ersten Jahren der Kinderheilstätte nirgendwo sonst in Deutschland so kompetente und ganzheitliche Hilfe hätten erlangen können. Pfarrer Kneipp, der sein Kinderasyl im damals hohen Alter von 71 Jahren noch selbst eröffnet habe, hätte es immer als seine „Lieblingseinrichtung“ bezeichnet, sagte Meier. „Der eingehenden historischen Recherche von Herrn Werner Büchele habe ich entnommen, dass phasenweise alle 200 Betten im Haus gefüllt waren.“ Dies würde einen unermüdlichen Einsatz der Schwestern bedeuten, die den kleinen Patienten auch für Wochen oder Monate die Familie hätten ersetzen müssen. „Wie viele Tränen wurden hier getrocknet und wie viel Freude herrschte, wenn die Therapie anschlug und ein Kind gesund entlassen wurde.“

Mit Gottes Hilfe und der der Mallersdorfer Schwestern

Er danke den Schwestern aus ganzem Herzen, schloss Bischof Meier. „Sie haben all diese Dienste – unterstützt von ihren Hausgeistlichen, besonders den Barmherzigen Brüdern und den Salesianern – aus tiefer Überzeugung und in franziskanischer Hingabe zu ihrer Lebensaufgabe gemacht. Er wünsche allen Schwestern, auch jenen, die bereits ins Mutterhaus nach Mallersdorf umgezogen sind, „dass Sie die beglückenden Momente ihres Hierseins wie einen Schatz bewahren, die Beziehungen, die Sie hier geknüpft haben, durch Besuche und Telefonate lebendig halten können“. In Anlehnung an den Spruch aus der Genesis sagte Meier: „Gott sah alles an, was er – mit Hilfe der Mallersdorfer Schwestern in der Kinderheilstätte – gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut!“

Bevor sich die Generaloberin Jakobe, die beiden Schwestern Oberin Salutaris und Hubertis sowie der Hausgeistliche der Schwestern, Frater Altmann, in das Goldene Buch der Stadt Bad Wörishofen eintrugen, erinnerte auch Bürgermeister Stefan Welzel an das Wirken der Ordensfrauen. In besonderer Erinnerung werde wohl die Herzlichkeit und die Menschlichkeit der Schwestern bleiben, so Welzel. Was die Schwestern gelebt und im Glauben, im Gebet und ihrem Wirken zum Ausdruck gebracht hatten. Vor allem hätten sie ein lebens- und erstrebenswertes Beispiel gegeben und eine Verbindung zum Glauben. Das Gebet verbinde mit den Schwestern, auch in Zukunft. In der Kinderheilstätte leben und wirken (noch) zwei Konvente mit ihren Vorsteherinnen, Oberin Schwester Salutaris und Oberin Hubertis mit einem Dutzend Schwestern. Wie auch die Ordensschwestern wird auch der Hausgeistliche, Pater Altmann (Salesianer Don Boscos) nun Bad Wörishofen verlassen. Einige der Schwestern werden im Kurheim St. Josef weiterhin aktiv sein.

Oliver Sommer

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