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Bad Wörishofen zählt zu den Vorreitern: Erste zertifizierte Kur- und Heilwälder in Bayern

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Von: Oliver Sommer

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Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger Heil- und Kurwald in Bad Wörishofen
Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (4. v. rechts) war am Montag in Bad Wörishofen, um 13 Orte für ihre Kur- und Heilwälder zu zertifizieren. Freuen durften sich auch Wörishofens Bürgermeister Stefan Welzel (4. v. links) und Kurdirektorin Cathrin Herd (3. v. links). © Oliver Sommer

Bad Wörishofen – Seit dieser Woche gibt es zertifizierte Kur- und Heilwälder in Bayern. Im Bad Wörishofer Wald am „versunkenen Schloss“ überreichte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger die Urkunden an die ersten 13 Orte, die künftig mit dem Qualitätssiegel Waldgesundheit werben dürfen. Neben der Kneippstadt gehören auch Pfronten und Bad Bayersoien in der Region, das Staatsbad Füssing sowie ein halbes Dutzend Orte in Franken und Niederbayern zu den ausgezeichneten. Seit dieser Woche gibt es auch das Handbuch zur Entwicklung von zertifizierten Kur- und Heilwäldern, das die Ausgezeichneten als erste erhielten.

Mehr als 100 Jahre, nachdem schon Pfarrer Kneipp den Menschen den Wald als Medizin verordnet hatte und sich aus Asien das Waldbaden (Shinrin Yoku) etabliert hat, vor allem aber nachdem bereits andere deutsche Bundesländer das Thema Waldgesundheit angegangen waren, hat sich auch der Freistaat auf diesen Weg begeben. Viel sei seit jener denkwürdigen Sitzung des Bayerischen Heilbäderverbandes (HBV) im Kloster Banz passiert, erklärte der Erste Vorsitzende des HBV und Landrat aus Wunsiedel (Oberfranken), Peter Berek. Vieles sei nicht so reibungslos abgelaufen wie erhofft – weshalb auch nicht alle 15 Pilotorte, die das Thema zusammen mit der Münchner LMU und dem HBV angingen, ein Zertifikat erhielten.

Immerhin konnten die Wissenschaftler unter der Leitung von Angela Schuh sowie die beiden Doktorinnen Gisela Immich und Eva Robl die Qualitätskriterien für die Zertifizierung von Kur- und Heilwäldern in Bayern erarbeiten. Dazu gehört auch ein Handbuch zur Entwicklung der Qualitätskriterien durch die LMU sowie die Strukturierung eines Zertifizierungs- und Ausweisungsprozesses unter Beteiligung des BHV sowie die präventive und therapeutische Weiterbildungen von qualifiziertem Fachpersonal in den Pilotorten. Diese Orte waren am Montag in der Kneippstadt allesamt durch Bürgermeister, Kurdirektoren bzw. Mitarbeitern aus der Verwaltung vertreten.

Während in einem Kurwald „sorgsam entwickelte Präventionsprogramme angeboten“ werden, die eine intensive Naturerfahrung ermöglichen und die Gesundheitswirkung des Waldes verstärken, wie Eva Robl erklärte, werden im Heilwald bewährte therapeutische Übungsformen „auf neue Weise und in einer neuen Umgebung“ zur Therapie und Rehabilitation eingesetzt. So soll das Wohlbefinden und der Heilungsprozess der Kurgäste aktiviert, intensiviert und gezielt nachhaltig verankert werden. Im Kurwald sollen die Teilnehmer bei einem angeleiteten Waldauf­enthalt in die entspannungsfördernde Waldatmosphäre eintauchen können, um ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu verbessern.

Der bayerische Staatsminister Hubert Aiwanger, der in seiner Eigenschaft bereits wenige Stunden zuvor im Wald gestanden hatte bei großen Windkraftanlagen in Fuchstal, freute sich, dass der Wald auch als Medizin fungiert. Der Wald sei ein ortsgebundenes Heilmittel. Man müsse die Menschen zu ihm hinbringen, damit sie etwa die beruhigenden Farben erleben könnten, so Aiwanger. Es gehe um die Nutzung des Waldes, dessen Schutz und Mehrwert, den die Menschen aus dem Wald ziehen können. Dabei erklärte Aiwanger, der selbst Waldbauer ist, welchen Mehrwert ein Kur- oder Heilwald mit sich brächte, nicht nur für die Gäste oder Touristen, sondern auch Menschen vor Ort und solche, die hierher ziehen würden und im Rahmen der Work-Life-Balance eben auch auf die Umgebung achteten.

In diesem Sinne sei Waldtourismus auch ein nachhaltiger Tourismus, den es weiterzuentwickeln gelte, sagte Aiwanger. Jahrelang habe man in Bayern auf Auto & Co. gesetzt, mit dem Ergebnis, dass beim Tourismus andere Länder wie etwa Österreich die Nase vorn gehabt hätten. Nun ziehe man mit der Zertifizierung und einem möglichen neuen Label nach, wobei sich Aiwanger sicher war, dass Bayern hier bald führend sein werde. So werde das neue Label Mittel zum Zweck, Selbstzweck und Türöffner mit Magnetwirkung. Man müsse künftig Wald und Gesundheit gleichsetzen, so der Wirtschaftsminister, dessen Ministerium die Studie und die Entwicklung des Zertifikates finanziell unterstützt hatte.

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