Immerhin konnten die Wissenschaftler unter der Leitung von Angela Schuh sowie die beiden Doktorinnen Gisela Immich und Eva Robl die Qualitätskriterien für die Zertifizierung von Kur- und Heilwäldern in Bayern erarbeiten. Dazu gehört auch ein Handbuch zur Entwicklung der Qualitätskriterien durch die LMU sowie die Strukturierung eines Zertifizierungs- und Ausweisungsprozesses unter Beteiligung des BHV sowie die präventive und therapeutische Weiterbildungen von qualifiziertem Fachpersonal in den Pilotorten. Diese Orte waren am Montag in der Kneippstadt allesamt durch Bürgermeister, Kurdirektoren bzw. Mitarbeitern aus der Verwaltung vertreten.
Während in einem Kurwald „sorgsam entwickelte Präventionsprogramme angeboten“ werden, die eine intensive Naturerfahrung ermöglichen und die Gesundheitswirkung des Waldes verstärken, wie Eva Robl erklärte, werden im Heilwald bewährte therapeutische Übungsformen „auf neue Weise und in einer neuen Umgebung“ zur Therapie und Rehabilitation eingesetzt. So soll das Wohlbefinden und der Heilungsprozess der Kurgäste aktiviert, intensiviert und gezielt nachhaltig verankert werden. Im Kurwald sollen die Teilnehmer bei einem angeleiteten Waldaufenthalt in die entspannungsfördernde Waldatmosphäre eintauchen können, um ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu verbessern.
Der bayerische Staatsminister Hubert Aiwanger, der in seiner Eigenschaft bereits wenige Stunden zuvor im Wald gestanden hatte bei großen Windkraftanlagen in Fuchstal, freute sich, dass der Wald auch als Medizin fungiert. Der Wald sei ein ortsgebundenes Heilmittel. Man müsse die Menschen zu ihm hinbringen, damit sie etwa die beruhigenden Farben erleben könnten, so Aiwanger. Es gehe um die Nutzung des Waldes, dessen Schutz und Mehrwert, den die Menschen aus dem Wald ziehen können. Dabei erklärte Aiwanger, der selbst Waldbauer ist, welchen Mehrwert ein Kur- oder Heilwald mit sich brächte, nicht nur für die Gäste oder Touristen, sondern auch Menschen vor Ort und solche, die hierher ziehen würden und im Rahmen der Work-Life-Balance eben auch auf die Umgebung achteten.
In diesem Sinne sei Waldtourismus auch ein nachhaltiger Tourismus, den es weiterzuentwickeln gelte, sagte Aiwanger. Jahrelang habe man in Bayern auf Auto & Co. gesetzt, mit dem Ergebnis, dass beim Tourismus andere Länder wie etwa Österreich die Nase vorn gehabt hätten. Nun ziehe man mit der Zertifizierung und einem möglichen neuen Label nach, wobei sich Aiwanger sicher war, dass Bayern hier bald führend sein werde. So werde das neue Label Mittel zum Zweck, Selbstzweck und Türöffner mit Magnetwirkung. Man müsse künftig Wald und Gesundheit gleichsetzen, so der Wirtschaftsminister, dessen Ministerium die Studie und die Entwicklung des Zertifikates finanziell unterstützt hatte.