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Bad Wörishofens Umweltbeiräte stellen sich bei konstituierender Sitzung vor

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Von: Oliver Sommer

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Wo immer in Zukunft in Bad Wörishofen gebaut wird, wird künftig auch der Umweltbeirat ein Wörtchen mitreden.
Wo immer in Zukunft in Bad Wörishofen gebaut wird, wird künftig auch der Umweltbeirat ein Wörtchen mitreden. © Oliver Sommer

Bad Wörishofen – Es war eine der zentralen Forderungen des Bund Naturschutz im vergangenen Stadtrats-Wahlkampf: die Einberufung eines Umweltbeirates, der mit seinem Wissen den Stadträten zur Seite stehen und diese bei großen Bauvorhaben, Bebauungsplänen und sonstigen Hoch- und Tiefbaumaßnahmen beraten soll. Nachdem darüber im Stadtrat schon diskutiert worden und im vergangenen Herbst bereits eine Satzung erlassen worden war, stellten sich die künftigen Umweltbeiräte nun in der konstituierenden Sitzung vor, erhielten eine Geschäftsordnung und diskutierten über mögliche Aufgabengebiete.

Es geht um eine noch breitere Bürgerbeteiligung, vor allem in ökologischer Hinsicht. So hatte sich Dr. Doris Hofer vor gut einem Jahr im Stadtrat geäußert, als es um die Forderung mehrerer Fraktionen, vor allem aber der Grünen, ging, einen Klimamanager sowie einen Umweltbeirat zu installieren. Dessen Mitglieder sollen die Stadträte beraten und mitreden, wenn es ums Bauen geht.

Wer alles mitwirkt

Dazu wurden zehn Stadträte und Bürger Bad Wörishofens bestimmt. Sie hatten sich nach dem Aufruf der Stadt gemeldet, um das eine oder andere Projekt zu begleiten oder selbst zur Umsetzung zu bringen. Künftig werden also unter anderem der Leiter der Biogasanlage Bad Wörishofens, Andreas Reiter, und der stellvertretende Ortsgruppenvorsitzende des Bund Naturschutz in Bad Wörishofen, Franz Egger, die Geschicke der Stadt mitlenken. Außerdem gehört auch der Landwirtschaftsmeister Xaver Kurz aus Frankenhofen dem neuen Beratergremium an. Und auch der ehemalige Hauptamtsleiter der Stadt und Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt, Werner Würstle, stellte sich und sein Anliegen in der konstituierenden Sitzung vor Ostern vor. Mit Sabine Pfeifer, die ebenfalls dem Bund Naturschutz sowie der ÖDP angehört, findet sich auch eine Biologin in den Reihen der Berater sowie Tatjana Albus und der Architekt Jochen Schurr. Der Ex-Soldat Helmut Lemke kann seine Expertise beim Brunnenbau sowie der Stadtentwässerung miteinbringen, außerdem stand Lemke der Stadt Hannover als PR-Berater zur Seite und hatte eigenem Bekunden zufolge lange Jahre die Pressearbeit für die niedersächsische Landeshauptstadt gemacht. Bei der Vorstellung fehlten allerdings Michael Scharpf und Hannes Weber, der eine Vorsitzender des Verschönerungsvereins, der andere, Weber, Vorsitzender der Bürgerinitiative Umwelt in Kirchdorf. Last but not least gehört auch der amtierende Bürgermeister als Vorsitzender dem Beratergremium an.

Gefordert war in der „Stellenbeschreibung“ fundiertes Fachwissen im Bereich Naturschutz, Artenschutz, Klimaschutz, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Gartenbau, Landespflege, Gewässerpflege und Fischerei. Mit den zehn Mitgliedern, dazu gehört auch der ÖDP-Stadtrat und Landwirt Ludwig Filser, werden nun zahlreiche Aspekte der politischen Arbeit neu beleuchtet. Unter anderem geht es den Mitgliedern darum, den Charme der Stadt zu erhalten, wie Tatjana Albus meinte. Helmut Lemke sieht den Beirat als grünes Gewissen der Stadt, wobei der aus Norddeutschland stammende und nun in Wörishofen ansässige Lemke der Ansicht ist, dass Bad Wörishofen zwar einerseits eine tolle Stadt sei, es aber trotzdem viel zu tun gebe. Insbesondere dem Thema Wasser hat sich Lemke, auch mit Blick auf Kneipp, verschrieben und möchte etwa die Versickerung von Niederschlagswasser grundstücksnah vorantreiben. Demgegenüber ist der Frankenhofener Landwirt Xaver Kurz der Überzeugung, dass die Landwirtschaft im Stadtrat zum einen unterrepräsentiert sei. Zum anderen gebe es aber auch zahlreiche Missverständnisse, die man im Vorfeld von Beratungen oder Sitzungen aufklären könnte, wie etwa das Thema Gülleeinsatz. So bleibt den Landwirten nur ein kleines Zeitfenster, in dem sie legal die Hinterlassenschaften ihrer Kühe auf die Weide bringen können. Ohnedies machte Kurz auch klar, dass man mit der Gülle einen natürlichen Stickstoff-Dünger besitze, man dadurch auch unabhängiger von der derzeitigen Dünger-Problematik mit Blick auf den Ukrainekrieg sei. Während Tatjana Albus das Thema Energieberatung auf eine lokale Ebene holen möchte, sieht Franz Egger vor allem beim Thema Energie Sparpotenzial.

Für sechs Jahre im Amt

Das neue Gremium ist, wie auch der Stadtrat, für sechs Jahre berufen und soll, so sehen es die Statuten vor, vom Stadtrat oder der Verwaltung beauftragt werden können, um diese zu beraten. Allerdings kann der Umweltbeirat auch aus eigenem Antrieb tätig werden und soll etwa alle Vierteljahre einmal mindestens tagen. Dabei umfassen die Aufgabengebiete alles, was mit dem Thema Bauen im weitesten Sinn zu tun hat, auch die Gewässer und der Hochwasserschutz fallen darunter. Die Geschäftsordnung soll sich an der des Stadtrates orientieren, allerdings angepasst und verkürzt für die Belange des Beratergremiums.

Schon in der Sitzung, die erstmals von Stefan Welzel geleitet wurde, diskutierten die Beiräte mögliche Themen für die nahe Zukunft. Dabei ging es um das Thema Stromerzeugung, die für die Stadt durchaus lukrativ werden könnte und um den Widerstreit zwischen Landwirtschaft und Energiewirtschaft bei der Flächennutzung. Es gehe, so der Tenor mit Blick auf die stadtnahe Landwirtschaft, auch um die Aufarbeitung von Versäumnissen der Politik in den vergangenen Jahren. Ein mögliches Aufgabenfeld sehen die Mitglieder bei der Überwachung der Bebauungspläne und haben der Lichtverschmutzung den Kampf angesagt – wobei auch klar wurde, dass es nicht nur um Energieerzeugung geht, sondern auch um deren Einsparung, etwa durch die Standby-Abschaltung von Verbrauchern. Auch der Begriff Klimaneutralität fiel in diesem Zusammenhang, die, so glauben Planer und Architekten, durch eine entsprechende Dämmung der Gebäude erreicht werden könnte – oder durch den Abriss von Altbestand und dem Neubau von modernen, klimapassiven Häusern.

Gibt es eine Lösung?

Während die meisten Beiräte vor allem die Probleme der Stadt und das Potenzial auf dem Schirm hatten, ging Jochen Schurr in die Vollen. Der Klimawandel sei nicht mehr beherrschbar, glaubt der Architekt. Und seine Zunft wisse, was nun auf die Deutschen in der aktuellen Situation zukomme. Die Frage stelle sich aber, wie man das „hinbekommen könne“. Auch über die Möglichkeiten, die Bevölkerung mit einzubeziehen, etwa durch einen Umweltpreis, wurde diskutiert. Wichtig aber sei auch der Posten des Klimamanagers, über den man wiederum Förderungen erhalten könnte. Vorrangig geht es um die Themen regenerative („erneuerbare“) Energien und die Einsparung von Energie.

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