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Bad Wörishofens Umweltbeirat will zum Energiesparen animieren

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Von: Oliver Sommer

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Fernseher Stromsparen
Das rote Lämpchen zeigt es an, auch wenn der Fernseher aus ist, braucht er Strom. Der Stand-by-Modus ist nicht umsonst. Zieht man den Stecker, kann man in Summe viel Geld sparen. © Symbolfoto: Sommer

Bad Wörishofen – Zum ersten Mal hat der Wörishofer Umweltbeirat getagt. Ein gutes Dutzend Männer und Frauen, die die Stadt und die Stadträte in Umweltfragen beraten und Lösungsvorschläge erarbeiten, sollen dies unter Führung des amtierenden Bürgermeisters. Nach der konstituierenden Sitzung im April diskutierte das Gremium nun erstmals über aktuelle Themen, auch wenn das Thema so nicht unbedingt zum ursprünglichen Aufgabengebiet des Umweltbeirates gehörte: Energiesparen.

sind in aller Munde, auch wenn die Kosten für Strom und Gas schon vor gut einem Jahr raketenartig nach oben geschossen waren. In Folge des Ukrainekrieges durchbrachen schließlich auch die Kraftstoffpreise förmlich eine Schallmauer.

Doch während sich vor allem die Industrie Gedanken macht, wie man ohne die Wärme aus Gas oder günstigen Strom am Standort Deutschland noch produzieren soll, scheinen die hohen Energiepreise den Bürger noch nicht erreicht zu haben. Wer käme nicht von selbst auf die Idee, bei Spritpreisen von um die zwei Euro pro Liter, das Auto stehen zu lassen und aufs E-Bike umzusteigen oder doch wenigstens ab und an einmal den E-Bus zu nehmen. Auch beim Heizen gibt es noch einigermaßen Potenzial, wie der Umweltbeirat in der Diskussion feststellte, man könne umstellen auf Hackschnitzel oder Solarthermie und die Wärmepumpe mittels PV-Anlage auf dem Dach betreiben

Zunächst aber machte sich der Umweltbeirat, der auf Betreiben, unter anderem der ÖDP und der Grünen ins Leben gerufen worden war, Gedanken über die Zielgruppe, die man ansprechen wolle. Denn die Motivation folge der Information, und es gelte die Bürger zu sensibilisieren für das Thema, war das Gremium überzeugt.

Heizungsbetrieb im Sommer nicht mehr verantwortbar

Dabei muss allerdings unterschieden werden, ob bei einem Thema etwa der Mieter oder der Vermieter bzw. ein Hausverwalter Ansprechpartner ist, wie etwa bei der Heizung, die man im Sommer ohne Weiteres auf einen reduzierten Modus umstellen könne, wobei Brauchwasser erwärmt wird, das bequem fürs Duschen reicht, aber nicht den Heizkessel, wie bei Minusgraden zu heizen, wie einer der entschuldigten Beiräte in einer schriftlichen Stellungnahme festgehalten hatte. „Den Luxus, den Heizungsbetrieb über den gesamten Sommer wie bisher laufen zu lassen, könne man sich nicht mehr leisten“, so sein Fazit.

Dabei waren sich die Diskutierenden durchaus im Klaren, dass es Ansprechpartner für Fragen rund ums Energiesparen bzw. die effizientere Nutzung der Energie im Haushalt durchaus gibt, wie etwa die eza, das Energie- und Umweltzentrum Allgäu, wo alle Fragen rund um die Themen Energie und Klimaschutz für Privatpersonen, Unternehmen und Kommunen beantwortet werden. Bei der eza ist man behilflich bei der Suche nach Energieberatern vor Ort, Energiechecks und berät sowohl persönlich als auch am Telefon. Es gelte, diese vorhandenen Informationsangebote zu sammeln, war dann auch das Resümee des Umweltbeirates, zu bündeln und die Best-Practice-Lösungen zu bewerben wie beispielsweise eine Verbrauchsapp auf dem Smartphone, mit der man den Stromverbrauch überwachen und mittels abschaltbarer Steckdosen etwa Strom einsparen kann.

Insbesondere Helmut Lemke schlug vor, solche Best-Practice-Lösungen in Vor-Ort-Terminen vorzustellen wie etwa bei Beispielbetrieben, die bereits auf Hackschnitzelheizung umgerüstet haben und wo die Bürger sich weitere Tipps zum Thema geben lassen können. Auch wurde vorgeschlagen, mehr auf die Menschen zuzugehen und sie an Infoständen in der Stadt oder beim Einkaufen zu beraten und Info-Flyer an die Haushalte zu verteilen. Damit könnten auch alternative Verkehrsangebote bekannter gemacht werden, wie etwa der Flexibus.

Hier könnten, so die Idee, auch die Stadtwerke als Kommunikator auftreten und etwa Werbung machen für den Energiecheck als Vorstufe zur Energieberatung.

Sicherheit geht vor

Auch eine Werbekampagne im öffentlichen Raum, zum Beispiel auf den Bussen der Stadtwerke oder mit Plakaten wäre möglich. Last but not least ging die Frage auch dahin, wie und vor allem wo die Stadt Vorbild sein könne. So wäre es möglich bei der Straßenbeleuchtung zu sparen oder die Brunnen, wenn schon nicht abzuschalten, so doch mit dem Strom aus der Sonne zu betreiben. Bei letzterem sei man am Thema dran, beruhigte Stefan Welzel die Umweltbeiräte, wie auch eine jüngst veröffentlichte Pressemitteilung zeigt. Allerdings ist es nicht damit getan, die Straßenbeleuchtung abzuschalten, müssen doch Sicherheitsaspekte ebenso gesehen werden wie touristische Belange.

Neben den vorgeschlagenen Flyern drehte sich die Diskussion auch darum, wie man auf die (Mieter)Haushalte zugehen und diese erreichen könne, ebenso, wie die jüngere Generation. Dass es sehr einfach sein könnte, Strom zu sparen, ohne große Einbußen hinnehmen zu müssen, ohne Geld investieren zu müssen und vor allem ohne größere Um- oder Neubauaktionen, darauf machte einer der jüngeren Umweltbeiräte aufmerksam. Schaltet man einen LCD-Fernseher aus, statt ihn im Standby-Modus laufen zu lassen, kann man 14 Watt einsparen, im Jahr etwa 30 Euro.

Stromfresser im Haushalt

Gleiches gilt für den Computer, der zusammen mit Monitor und Drucker um die 21 Euro an Strom pro Jahr unnötig verbraucht. Und auch wer aktiv in den Sozialen Netzen unterwegs ist oder sich gern einmal ein Video von bekannten Plattformen herunterlädt bzw. „streamt“, verbraucht viel Strom. Laut eon verursacht eine einzige Google-Suchanfrage einen Strombedarf von rund 0,3 Wattstunden. Ein Wert, der sich bei einer Million Suchanfragen weltweit pro Sekunde auf bis zu 300.000 Wattstunden (300 kWh) summiert. Zum Vergleich: Ein Single-Haushalt in Deutschland verbraucht durchschnittlich 1.500 Kilowatt-Stunden pro Jahr. Nach einer Studie des Bund Naturschutz (www.main-spessart.bund-naturschutz.de) werden aktuell 13 Terawattstunden für den Betrieb des Internets und der Rechenzentren in Deutschland verbraucht. Das entspricht etwa dem Stromverbrauch von Berlin.

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