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Der Windkanal soll neben Profisportlern auch Touristen in die Kneippstadt bringen 

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Von: Oliver Sommer

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So soll der Windkanal nach Fertigstellung von außen aussehen.
So soll der Windkanal nach Fertigstellung von außen aussehen. © Wenzkuss

Bad Wörishofen – Mit dem Spatenstich für den Radwindkanal kommt eine vor gut fünf Jahren geborene Idee nun zur Vollendung. Wie berichtet, konnte Joachim Wenzkus Ende November gemeinsam mit Bürgermeister Stefan Welzel und Vertretern der Geldgeber sowie des Sportes den ersten Spatenstich für den geplanten Fahrrad-Windkanal im Norden der Kneippstadt vollziehen. Der Windkanal ist die erste von zwei Etappen, mit denen Wenzkus ein neues Angebot, nicht nur für Profisportler machen möchte.

„The Aerow“, so der Name des Windkanals - eine Wortschöpfung aus Pfeil und Luft – steht sinnbildlich für das Angebot, das so einmalig ist in Europa. Während man im Automobil- und Flugzeugbau schon lange auf Windkanäle setzt, um die Aerodynamik der Fahrzeuge zu verbessern, sie windschlüpfriger und damit schneller zu machen, ohne mehr Sprit zu verbrauchen, war diese Möglichkeit den Sportlern, vor allem Triathleten, bislang verwehrt.

Auch erschwinglich für Hobbysportler

Bei Stundenpreisen von einigen 10.000 Euro in der Automobilindustrie – war an ein entsprechendes Training nicht zu denken; weder für ambitionierte Hobby- noch Profisportler wie den deutschen Triathleten und Ironman-Gewinner Patrik Lange. Zusammen mit dessen Trainer Björn Geesmann hatte Joachim Wenzkus, der aus dem Automobilbau kommt und an der Entwicklung und dem Bau von Wind- und Klimawindkanälen weltweit beteiligt war, die Idee.

Ursprünglich ging es um das sogenannte Bikefitting, also die optimale Haltung des Sportlers auf seinem Gerät herauszufinden. Daraus haben Wenzkus und Geesemann ein inzwischen umfangreicheres Angebot entwickelt. So können die Athleten im letzten Ausbauschritt, unter konstanten, vor allem Temperaturbedingungen im Windkanal Rad fahren, in einer Gegenstromanlage schwimmen und auch auf Laufbändern trainieren. Wobei Wenzkus nicht nur an die Profis wie Patrik Lange oder die Heilbronner Triathletin Laura Philipp, die Wenzkus und Geesemann gerade auf Hawaii getroffen haben, denkt. Inzwischen sei man dabei, auch Angebote für ambitionierte Hobbysportler zu entwickeln in der Art, dass die Sportler gemeinsam mit ihrer Familie zum Training nach Bad Wörishofen kommen und der Partner, eventuell mit den Kindern, hier entweder entspannen oder das Spa- und Wellnessangebot nutzen kann, während der angehende „Ironman“ sein Potenzial austesten und verbessern kann. Dabei ist alles einem Zufall oder besser gesagt, einer Internetseite mit dem Namen 240.de zu verdanken.

Gute Kooperation mit der Stadtverwaltung

So bedankte sich Joachim Wenzkus bei Bürgermeister Stefan Welzel und dessen Wirtschaftsförderer Tim Hentrich. Er sei gerade auf der Suche nach einem passenden Grundstück gewesen, erinnerte Wenzkus, als er auf der Seite 240.de, benannt nach dem aktuellen Gewerbesteuerhebesatz der Kneippstadt fündig wurde und einige Telefonate später schon Hentrich in Wörishofen traf. Insbesondere die Aufgeschlossenheit der Stadtführung habe ihm gefallen, sagt Wenzkus und spielt auf die doch recht zügige Bearbeitung seines Anliegens an. „Ich habe mich hier willkommen gefühlt“, meint der Ingenieur und Geschäftsführer der AEM-GmbH mit Sitz in München, in der Retrospektive. Auf der Homepage bekommt man auch einen Eindruck, für welche Global Player Wenkzus schon gearbeitet hat.

Regionale Firmen am Bau beteiligen

Im Endausbau des vornehmlich aus Holz konstruierten Gebäudes, in dem neben dem Windkanal die Gegenschwimmanlage sowie Umkleiden und Trainingsräume untergebracht sind, sollen hier einmal um die zwölf Mitarbeiter tätig sein; zu Beginn, der Windkanal selbst soll kommendes Jahr schon seinen Betrieb aufnehmen, werden es wohl ein halbes Dutzend Menschen sein. Besonders betont Wenzkus dabei den geplanten, CO2-neutralen Betrieb und die Regionalität. So werden für die Umsetzung der vom Münchner Architekten Peter Ackermann entworfenen Pläne vornehmlich Baufirmen aus der Umgebung zum Zuge kommen wie der in Peiting ansässige Holzbauspezialist HRW. So soll unter anderem Strom aus einer Fotovoltaikanlage, neben der Grundwasserwärmepumpe den Betrieb in dem rund drei Millionen Euro teuren Objekt gewährleisten. Schon jetzt steht fest, dass es ein Ladenlokal in der Bürgermeister-Stöckle-Straße geben wird. Neben dem zentralen, unweit der Fußgängerzone gelegenen Standort geht es dort vor allem um das Bikefitting, aufgrund dessen die Athleten wahrscheinlich aus halb Europa anreisen werden, wobei auch andere Sportarten durchaus im Blickfeld des Windkanalingenieurs liegen. So nutzen etwa auch Skirennläufer und Skispringer derartige Anlagen, um sich und ihren Sport zu perfektionieren.

Bei Stadtoberhaupt Stefan Welzel jedenfalls stößt Joachim Wenzkus auf offene Ohren. So sei man ständig im Austausch gestanden, nicht zuletzt das Gewerbegebiet entwickle sich so weiter, so Welzel. Und es sei noch viel „Musi“ drin, ergänzt Wenzkus, der mit der Nähe zu München, aber auch im Schnittpunkt zu Österreich und der Schweiz einen optimalen Standort gefunden hat. So ist man bereits in Gesprächen mit den lokalen Hoteliers im Hinblick auf die angesprochenen Angebote und deren Weiterentwicklung.

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