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Festakt in Tussenhausen: Krieger-und Soldatenverein feiert 150-jähriges Bestehen

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Von: Oliver Sommer

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Tussenhausen – Heutzutage kennt man zumeist nur die beiden „großen“ Weltkriege, die das 20. Jahrhundert maßgeblich geprägt haben. Dabei erlebte unser Kontinent alle paar Jahrzehnte Kriege, die das Leben der Menschen nachhaltig verändert haben. Einer dieser Kriege ist der deutsch-französische Krieg von 1870/71, der die europäische Landkarte im ausgehenden 19. Jahrhundert neu zeichnete. Die heimkehrenden Soldaten wurden in ihren Heimatorten als Sieger begrüßt. Sie hatten für Gott, König und Vaterland gekämpft und dabei ihr Leben aufs Spiel gesetzt. Im Nachgang wurden von den ehemaligen Soldaten zahlreiche Kameradschaften gegründet.

Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt.
1 / 19Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt. © Oliver Sommer
Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt.
2 / 19Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt. © Oliver Sommer
Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt.
3 / 19Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt. © Oliver Sommer
Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt.
4 / 19Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt. © Oliver Sommer
Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt.
5 / 19Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt. © Oliver Sommer
Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt.
6 / 19Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt. © Oliver Sommer
Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt.
7 / 19Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt. © Oliver Sommer
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8 / 19Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt. © Oliver Sommer
Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt.
9 / 19Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt. © Oliver Sommer
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10 / 19Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt. © Oliver Sommer
Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt.
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12 / 19Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt. © Oliver Sommer
Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt.
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Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt.
15 / 19Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt. © Oliver Sommer
Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt.
16 / 19Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt. © Oliver Sommer
Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt.
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Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt.
18 / 19Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt. © Oliver Sommer
Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt.
19 / 19Rund 40 Fahnenabordnungen waren am Sonntag nach Tussenhausen gekommen - unter anderem für eine Friedenswallfahrt. © Oliver Sommer

Heute sind die Städtepartnerschaften zwischen dem Unterallgäu und Frankreich selbstverständlich, auch Tussenhausen hat gute Beziehungen zu Cossé-le-Vivien im Département Mayenne, südwestlich von Paris. 1871 wurden die heimkehrenden Soldaten „mit Glockengeläut, Salutschüssen und einem Dankgottesdienst empfangen“, wie es in der Chronik heißt, die Christian Holzmann zitierte.

151 Jahre nach diesen Ereignissen führt Holzmann, als inzwischen zwölfter Vorstand, die Geschicke der Krieger- und Soldatenkameradschaft in Tussenhausen, die der Landwirt Martin Geiger zusammen mit 31 Gründungsmitgliedern 1872 ins Leben rief. Als Dank für die glückliche Heimkehr hatten die Teilnehmer des Feldzuges eine Votivtafel gestiftet, die noch heute in der Kapelle zur Schmerzhaften Muttergottes zu sehen ist. Gleichzeitig wuchs der Wunsch nach einer eigenen Kameradschaft.

Nachdem man die vorangegangenen Jubiläen, 130 und 140 Jahre, groß gefeiert hatte, mussten sich die Kameraden diesmal etwas bescheiden, war doch lange nicht klar, ob man das Jubiläum überhaupt würde feiern können. Immerhin musste auch die Friedenswallfahrt, die zum zweiten Mal ausgerichtet wurde, in den vergangenen beiden Jahren pausieren. Dafür aber freuten sich die rund vier Dutzend Mitglieder der Soldatenkameradschaft umso mehr über den Zuspruch, den die Wallfahrt und auch die Jubiläumsfeier nun erhielt.

Zahlreiche Abordnungen zu Gast in Tussenhausen

Am Morgen hatten sich knapp 40 Fahnenabordnungen zum Kirchgang aufgestellt und waren gemeinsam zur Kapelle zur Schmerzhaften Muttergottes am gemeindlichen Friedhof aufgebrochen. Dort zelebrierte der Augsburger Generalvikar, Monsignore Dr. Wolfgang Hacker, den Gottesdienst an der Kapelle, ehe es zur Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal am Marktplatz ging.

Christian Holzmann begrüßte die knapp drei Dutzend Kameradschafts- und Vereinsabordnungen aus dem Unterallgäu, dazu den derzeitigen Vorstand des Bezirksverbandes Schwaben und designierten Präsidenten der Bayerischen Kameraden- und Soldatenvereinigung, Otmar Krumpholz.

Für eine Viertelmillion Mark renoviert

In kurzen Worten ließ Holzmann die Geschichte des Vereins Revue passieren – wie sich die Vereinsmitglieder von Anfang an um eine Vereinsfahne bemüht hatten, die ursprünglich 700 Mark (1873 ein stolzer Betrag) gekostet hatte und die 1923, in der Zeit der Inflation, „für sage und schreibe 262.000 Mark renoviert und im neuen Glanz bei der Einweihung des Kriegerdenkmals im selben Jahr der Bevölkerung vorgestellt werden konnte“, so Holzmann wörtlich. Doch nicht nur solche Zahlen sind für die heutige Generationen beinahe unvorstellbar geworden.

Im Zweiten Weltkrieg habe man nicht nur dem Tussenhausener Verein immer mehr von seiner Selbständigkeit genommen, erinnerte Holzmann. „Unter anderem wurde auch vorgeschrieben, dass man Vereinsmitglied nur werden konnte, wenn man Mitglied in der NSDAP war“, erklärte der Vereinsvorstand. Als dann 1942 die so geliebte Vereinsfahne ins Zeughaus nach Berlin abgegeben werden sollte, sei es dem damaligen Kameradschaftsführer (so die neue Vorstandsbezeichnung in der NS-Zeit) Joseph Eberhardt zu weit gegangen und er übergab die Vereinsfahne der Kirche , damit die Fahne gesichert in der Heimatgemeinde verbleiben konnte. 1943 schließlich musste Eberhardt den Verein auflösen – ein Jahrzehnt lang habe jede Vereinstätigkeit geruht.

Von Völkermorden genug

Durch die Initiative von Altschriftführer Thomas Miller wurde der Veteranenverein 1953 wieder neu gegründet, neuer Erster Vorstand wurde Rudolf Schineis. Man habe damals sofort den alte Vereinszweck aus der Satzung gestrichen, in dem es hieß: Verherrlichung des Militarismus. Dazu zitierte Holzmann das Protokollbuch: „Denn von Völkermorden haben wir genug“, heißt es dort.

Man habe den Passus mit dem neuen Leitgedanken als Vereinszweck ersetzt. So heißt es heute stattdessen zum „Gedenken an die Toten und vermissten Kameraden“; seinerzeit traten 52 Kameraden dem wiederbelebten Verein bei und auch die Kirche habe die ehrwürdige Fahne wieder dem Verein zurückgegeben. Nahmen an der ersten Kriegerwallfahrt nach dem Krieg ins Klosterlechfeld 86 Vereine teil, so fand 1968 die erste Kriegerwallfahrt zur „Schmerzhaften Mutter Gottes“ in Tussenhausen statt. Vorbild sei unter anderem die Wallfahrt in Mussenhausen, merkte Holzmann an.

Diese Wallfahrt habe sich nun schon in über 50 Jahre, als fester Bestandteil im Vereinsleben, in Tussenhausen etabliert. Wobei Holzmann den Gastvereinen dankte, die über viele Jahre hinweg teilgenommen hätten. „Ohne euch, die ihr auch heute wieder dabei seid, wäre die Friedenswallfahrt nicht denkbar und durchführbar.“ Im Übrigen auch nicht ohne die Unterstützung des Marktes, die dem 47 Mann starken Verein finanziell unter die Arme greift: Im Jahr 2000 habe dann wieder eine Fahnenrenovierung angestanden, die Kosten von 10.000 DM habe man durch Spenden und einen Zuschuss der Marktgemeinde aufgebracht. Damals auch wurde der BKV Kreisverband Unterallgäu gegründet. Mit insgesamt 32 anderen Vereinen aus dem Landkreis waren auch die Tussenhausener dem Verband beigetreten.

Maßgeblich die Erneuerung des heutigen Kriegerdenkmals vorangetrieben hatte Hubert Benz, der 2003 den Vorstandsposten übernahm und gemeinsam mit dem Steinmetz Erwin Imminger junior im Rahmen der Dorferneuerung dieses neu gestaltete. Ein überaus gelungenes Erinnerungsmal für alle gefallenen und vermissten Kameraden aus Tussenhausen und als zukunftsweisende Aufwertung in der Dorfmitte, wie Bürgermeister Anton Fleck 2006 meinte.

Seinerzeit auch wurde der damalige Fähnrich David Zuchtriegel vom BKV-Verband mit der Ehrenadel in Gold ausgezeichnet. Er hatte über 60 Jahre „mit Stolz und Ehre die Fahne unseres Vereins“ bei allen Veranstaltungen vorausgetragen, erinnerte Holzmann.

Kranz niedergelegt am Tag der Befreiung

Vor 14 Jahren wurde dieser Fahnenabordnung auch eine große Ehre zuteil. Man habe im Rahmen der 20- jährigen Freundschaft mit der Gemeinde Cossé le Vivien ein Kranzgebinde am Ehrenmal am 8. Mai, „der in Frankreich als Nationalfeiertag gefeiert wird“, so der Vorstand, niedergelegt. „Ein bewegender Moment in friedlichster Atmosphäre für alle Teilnehmer“.

Holzmann betonte ferner die „Kontinuität und Beständigkeit“ des Vereins und man dürfe neben den insgesamt zwölf Vorsitzenden in der Historie auch alle anderen Vorstandspositionen nicht vergessen, ohne die das 150-jährige Vereinsgeschehen nicht möglich gewesen wäre. Neben dem amtierenden Rathauschef Johannes Ruf, der unter anderem an Humboldt und dessen Aussage zur Vergangenheit und Zukunft erinnerte, begrüßte auch der künftige Präsident des Bayerischen Krieger- und Veteranenverbandes, Otmar ­Krumpholz, die anwesenden Veteranen und Kameraden und lobte „fünf Generationen Traditionsverbundenheit und Heimatliebe“.

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