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Kunstprojekt in Kirchheim: Leuchtende Farben, strahlende Kinderaugen

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Von: Melanie Springer-Restle

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Kirchheim – Eine Woche lang steht die Kirchheimer Grund- und Mittelschule im Zeichen der Kunst. Die Schüler verschönern nicht nur den Schulgarten, sondern gestalten zusammen mit Mauro Bergonzoli eine 45 Meter lange Wand, auf der alle Schulsprengel-Gemeinden vertreten sind. Die Arbeit mit den kräftigen Farben bewirkte Wundersames. 

Kunstprojekt mit Mauro Bergonzoli, Kirchheim in Schwaben
1 / 13Bei dem einwöchigen Kunstprojekt mit Mauro Bergonzoli mischten alle Schüler der Kirchheimer Schule mit. © Fugger von Babenhausen
Kunstprojekt mit Mauro Bergonzoli, Kirchheim in Schwaben
2 / 13Auch Unterallgäuer Nutz- und Waldtiere dürfen auf dem Kunstwerk natürlich nicht fehlen. © Fugger von Babenhausen
Kunstprojekt mit Mauro Bergonzoli, Kirchheim in Schwaben
3 / 13Der Maestro hat am Wochenende vor Projektbeginn die Motive skizziert. © Fugger von Babenhausen
Kunstprojekt mit Mauro Bergonzoli, Kirchheim in Schwaben
4 / 13Ungefähr in der Mitte der 45 Meter langen Kunst-Wand hat auch das Unterallgäuer Wappen ein Plätzchen bekommen. © Fugger von Babenhausen
Kunstprojekt mit Mauro Bergonzoli, Kirchheim in Schwaben
5 / 13Hier ist das Ausmaß des gesamten Projektes gut zu sehen. © Fugger von Babenhausen
Kunstprojekt mit Mauro Bergonzoli, Kirchheim in Schwaben
6 / 13Die Kinder der Kirchheimer Grund- und Mittelschule in Aktion. © Fugger von Babenhausen
Wappen Kirchheim in Schwaben
7 / 13Im Wappen der Marktgemeinde Kirchheim glaubte der Maestro zunächst, ein Porträt von sich selbst zu sehen, sagte er im Scherz. Was wohl der damalige Ortsherr Hans Walther von Hürnheim dazu gesagt hätte? © Fugger von Babenhausen
Kunstprojekt mit Mauro Bergonzoli, Kirchheim in Schwaben
8 / 13Auch das Künstleratelier im Ortsteil Tiefenried darf nicht fehlen. © Fugger von Babenhausen
Hermann Lochbronner, Franziska Gräfin Fugger von Babenhausen
9 / 13Vor Projektbeginn musste die Wand geweißt werden. Altbürgermeister Hermann Lochbronner ließ sich dabei von Franziska Gräfin Fugger von Babenhausen inspirieren. Auch die pensionierte Lehrerin Andrea Kreuzer-Karl hat fleißig mitgeweißt. © Kreuzer-Karl
Kunstprojekt mit Mauro Bergonzoli, Kirchheim in Schwaben
10 / 13Hier werden die Fenster des Fuggerschlosses bemalt und etwas Grün ins Bild gebracht. © Springer-Restle
Kunstprojekt mit Mauro Bergonzoli, Kirchheim in Schwaben
11 / 13Nach drei Tagen hat der Maestro schon einiges geschafft. © Springer-Restle
Kunstprojekt mit Mauro Bergonzoli, Kirchheim in Schwaben
12 / 13Auch die französische Partnerstadt wurde im Kunstwerk bedacht. © Springer-Restle
Kunstprojekt mit Mauro Bergonzoli, Kirchheim in Schwaben
13 / 13Bei dem einwöchigen Kunstprojekt mit Mauro Bergonzoli mischten alle Schüler der Kirchheimer Schule mit. © Fugger von Babenhausen

Als unsere Redaktion am vergangenen Mittwochvormittag an der Schule eintraf, herrschte rege Betriebsamkeit: Vor der langen Wand standen Farbkübel, am Boden lag Malervlies, glückliche Schüler mit Farbflecken auf den Klamotten wuselten herum, Hände mit malenden Pinseln überall und mitten drin der Maestro. Der bekannte Neo-Pop-Art-Künstler, Mauro Bergonzoli , hat sein Atelier in Tiefenried und ist derzeit eigentlich gut mit Auftragsarbeiten eingedeckt. Doch seine Muse und Partnerin, Franziska Gräfin Fugger von Babenhausen, hat den Künstler für ein Schulprojekt begeistert, für das er sich eine ganze Woche Zeit genommen hat.

Bereits im Vorfeld hatte sich ein kleines Gremium Gedanken über die Gestaltung der langen Wand gemacht. Schuldirektor David Ott hat in alten Chroniken über Kirchheim und seine Ortsteile gestöbert, Altbürgermeister Hermann Lochbronner und die pensionierte Lehrerin Andrea Kreuzer-Karl standen beratend zur Seite, die lebensfrohe Gräfin versprühte Inspiration und bald war klar, wohin die Reise gehen sollte: Jede Schulsprengel-Gemeinde sollte auf der Wand künstlerisch bedacht werden und jedes Schulkind der 200-köpfigen Schülerschaft sollte mitpinseln. Direktor Ott hat für den Maestro einen Ordner mit den wichtigsten Elementen zusammengestellt. Jeder Ort sollte charakteristisch vertreten und auch Baudenkmäler berücksichtigt werden. „Wir liefern die Beiträge und der Maestro packt seine Neo-Pop-Art-Kreativität hinein“, sagt Ott gegenüber unserer Redaktion.

Die Wand ruft, was sie will

Bereits am Wochenende hat Bergonzoli vorgearbeitet, sich Bausteine aus dem Ordner herausgesucht und mit dem Skizzieren begonnen. Die Gebäude sind weitgehend maßstabsgetreu. Ein festgelegtes Konzept hatte Bergonzoli aber nicht. „Die Wand musste das rufen, was sie wollte“, erklärte der Maestro.

Am darauffolgenden Montag dann kamen die Schüler ins Spiel und waren sofort Feuer und Flamme. Laut Ott wurden Kooperationsgruppen aus älteren und jüngeren Schülern gegründet. An den ersten zwei Tagen waren die Jüngsten an der Reihe, darunter auch der siebenjährige Marlon Wendlandt aus Kirchheim, aus dessen Haarpracht eine blaue Strähne herausstach, die offenbar etwas Acrylfarbe abbekommen hatte. „Ich habe die Fenster vom Rathaus ausgemalt, das Schwimmbad, den Rand an der Kirche und den Schwanz vom Gockel“, berichtet der junge Kirchheimer stolz. Ein Blick auf den blauen Schwanz des Gockels liefert einen sachdienlichen Hinweis, woher die Farbe in Marlons Haar stammen könnte. Marlon hatte einige Kunstwerke von Bergonzoli bereits bei der Ausstellung „Magic Rococo” im Augsburger Schaezler-Palais bewundert und ist ein selbsterklärter Bergonzoli-Fan.

Nun liegt nahe, dass bei 100 gleichzeitig aktiven Schülern ein gewisses Chaos vorprogrammiert ist. Doch das Gegenteil ist der Fall. „Der Maestro strahlt so eine Ruhe aus“, berichtet Ott, der selbst auch gelegentlich den Pinsel betätigte und beobachtete, wie geerdet und glückselig seine Schüler während des Malens waren. „It´s about energy“, entgegnete der Maestro trocken.

Selbst etwas auffälligere Schüler begeisterten sich für das Projekt und blühten in ihrer Selbstwirksamkeit auf. Dies bestätigte auch die Leiterin der offenen Ganztagsbetreuung, so der Direktor.

Farbenfrohe Kulinarik

Während der gesamten Projektwoche lief in der Schulküche ein kulinarisches Parallelprojekt: Es wird vegan gekocht - und zwar aus dem Kochbuch, das Franziska Gräfin Fugger von Babenhausen eigens für den Künstler geschrieben hat. Dieser musste nach einem gesundheitlichen Tiefschlag seine Ernährung umstellen und seit seine Muse nur noch vegan kocht, geht es ihm sichtlich besser.

„Magic Food: Vegan“ ist letztes Jahr im Callwey Verlag erschienen und liefert eine Sammlung an 77 Rezepten für Körper, Geist und Seele. Die Seele der Schulküche, Dorothee Guggemos, war sofort begeistert von der Idee, mal eine Woche lang vegan zu kochen. Die Gerichte kommen auch bei den Schülern gut an und der Maestro konnte mittags immer mit den Kindern essen.

Honig für die Seele

Rund 80 Liter Acrylfarbe wurden für die Wand verbraucht. Zwischendurch musste der Hausmeister, Michael Graf, mal geschwind zu Farben Fink nach Bad Wörishofen, um Nachschub zu kaufen. Es schien, als schweißte die Projektwoche alle zusammen. „Die Kinder erlebten ein wahnsinniges Gemeinschaftsgefühl, durften kreativ sein und können stolz auf ihr eigenes Projekt sein“, fasst Ott zusammen. Die Gräfin stimmt zu: „Das war für alle wie Honig für die Seele.“ Vor allem nach der pandemiebedingten Dürrephase seien die sozial ausgehungerten Schüler und Lehrer froh, gemeinsam und ohne Sicherheitsabstand etwas bewegen zu können, so die Gräfin.

Nach den Pfingstferien wird es dann die offizielle Vernissage geben. Am 11. Juli um 11 Uhr kommen auch einige Ehrengäste und Landrat Alex Eder nach Kirchheim, um das Kunstwerk zu begutachten.

Eine Bildergalerie mit weiteren Eindrücken finden Sie auf unserer Webseite unter www.kurierverlag.de/mindelheim.

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