Was die Anna-von-Teck-Kita besonders auszeichnet, ist das offene Konzept. „Die Kinder werden nach ihren Neigungen betreut, sie können selbst wählen und werden nicht in ein Schema reingepresst“, so Bürgermeister Winter. Was das in der Praxis bedeutet, erklärt Leiterin Lisa Maier: Anders als in Kindergärten, wo es feste Gruppen gebe, genießen die Kids beim offenen Konzept wesentlich mehr Freiheiten. Sie dürfen selbst entscheiden, worauf sie Lust haben. Klingt zunächst nach gar keinem so sehr bahnbrechenden Unterschied zum klassischen Konzept, doch die verschiedenen Funktionsräume (keine Gruppenräume) machen deutlich, worum es geht: Nach einem morgendlichen Kreis, in dem aktuelle Themen (letzte Woche St. Martin) besprochen werden, dürfen die Kinder selbst wählen, in welchem der „Projekträume“ sie gerne spielen möchten. Beispielsweise gibt es einen Bewegungsraum für Sportskanonen, ein Atelier für Kreative, einen Bau- und Konstruktionsbereich für Techniker und eine Küche für Gourmets. „Damit wollen wir die Selbstbildungsprozessse untersützen“, erklärt Maier. Essen gibt´s derzeit noch im Spielraum, doch in den nächsten Monaten soll ein Raum im Erdgeschoss zum Bistro ausgebaut werden.
Auch die Eltern werden eng eingebunden. Beim Anmeldegespräch mit den Kita-Leiterinnen gab es bereits einen Austausch, was den Eltern wichtig ist, wie die Eingewöhnung abläuft und wie das Konzept aussieht. Die Entwicklungsstufen der Kinder werden nun regelmäßig auf Papier festgehalten – und zwar nicht nur anhand der künstlerischen Werke zu St. Martin, die bereits in bunten Farben den Eingangsbereich zieren, sondern vielmehr durch Notizen, die sich die Erzieherinnen machen. Regelmäßig wolle man den Eltern dann auch Feedback zu ihren Kindern geben, erklärt Lisa Maier.
Von Mai bis Oktober hatten Maier und ihr Team einiges vorbereiten müssen. Nachdem der Kindergarten St. Stephan ausgezogen war, wurden Renovierungsarbeiten durchgeführt, neues Spielmaterial beschafft und ein Wickeltisch eingebaut. Überhaupt musste man die Räumlichkeiten an die neue Altersstruktur anpassen – sichtbar wird das etwa an den Toiletten, vor denen eine kleine Stufe eingezogen wurde. Die Stadt hat in Summe rund 67.000 Euro investiert, sagt Pressesprecherin Julia Beck auf Nachfrage.
Vor den Sommerferien hatte die Stadt, die das Gebäude gemietet hat, bereits die Verträge unterschrieben. Die Mietzeit beträgt drei Jahre mit einer Verlängerungsoption um ein bis zwei Jahre, verrät Bürgermeister Winter. Mit dem Vermieter habe man sich auf eine für Kitas übliche Miethöhe geeinigt, eine genaue Summe nennt der Bürgermeister nicht.
Schon jetzt ist aber klar, dass die Anna-von-Teck-Kita an diesem Standort „eine Einrichtung auf Zeit“ sein wird, wie Winter sagt. Das Gebäude in der Bürgermeister-Betz-Straße, das Mitte der 90er Jahre noch erweitert wurde, war aus Sicht der Katholische Pfarrkirchenstiftung „St. Stephan“ renovierungsbedürftig – und auch, weil für die Kita St. Stephan der Platz zu knapp wurde, folgte der Umzug. Verwaltungsleiter Thomas Weinzierl hatte seinerzeit erklärt: „Eine Machbarkeitsstudie hat ergeben, dass eine Generalsanierung des Bestandsgebäudes nicht wirtschaftlich ist und für eine Erweiterung die vorhandene Fläche nicht ausreicht.“
Deshalb laufen bei der Stadt bereits die Planungen für eine Nachfolgelösung: Wie Bürgermeister Winter sagt, sei die Realisierung des nächsten Kindergarten-Neubaus im Mindelheimer Norden vorgesehen – und damit dort, wo das Wachstum der Stadt derzeit am größten ist. Ein weiterer Kita-Neubau ist aber Stand jetzt noch Zukunftsmusik – in der Bürgermeister-Betz-Straße freut man sich jetzt erst einmal über die Zwischenlösung, die dem sichtlich motivierten Team um Lisa Maier eine spannende Aufgabe beschert hat.