Offenbar stand der Rücktritt schon mehrere Monate im Raum. Wie Wawra erzählt, habe sich Bürgermeister Winter um sein Wohlbefinden gesorgt – und löste mit einer persönlichen Nachfrage bei seinem Vize einen offenen Austausch aus. Er sei nach dem Vier-Augen-Gespräch „wie erleichtert“ gewesen und habe sich getraut, um seinen Rücktritt zu bitten, erzählt Wawra offen. Zu seinem Abschied erklärte er deshalb: „Mir fällt der Rücktritt nicht schwer.“ In dem Schreiben, das er der Stadt nun übergab, legt der 73-Jährige seine Gründe offenbar ausführlich dar und begründet den Schritt mit seiner Gesundheit.
Aus jenen gesundheitlichen Gründen habe er die Verantwortung und die Erfahrung, die ihn in den letzten Jahrzehnten auszeichnete, zuletzt nur noch schwer einbringen können. Wie Wawra selbst sagt, habe er sich ohnehin meist lieber im Hintergrund gehalten.
Dr. Stephan Winter bedauert, dass sein „enger Freund und Vertrauter“ das Amt aufgeben muss. Beide kennen sich seit über 20 Jahren. „Hans, kannst du?“, habe er ihn häufig am Telefon gefragt, wenn Wawra spontan für Bürgermeister-Termine eingespannt wurde. Auf ihn habe Winter sich stets verlassen können, ebenso wie auch auf den Dritten Bürgermeister Roland Ahne.
Ahne ist vorerst erster Bürgermeister-Stellvertreter, vor allem in der bevorstehenden Urlaubszeit. Automatisch aufsteigen zum Zweiten Bürgermeister werde er aber nicht, sagte Winter. Am 26. September wird der Zweite Bürgermeister in der Stadtratssitzung gewählt – allerdings in geheimer Wahl. Bewerben können sich alle 24 Stadträte – und sie sind es auch, die wählen.
Sein Amt als Freie Wähler-Stadtrat legt Wawra ebenfalls nieder. Er hatte bei der Kommunalwahl 2020 fraktionsintern die zweitmeisten Stimmen (2.197) nach Stefan Drexel erhalten und wurde zum vierten Mal (seit 2002) in den Stadtrat gewählt. Dort gilt es in den nächsten Wochen ebenfalls einen Nachfolger zu finden. Heißester Anwärter ist Listennachfolger Alfred Beilhack, der sein Ratsmandat 2020 nur um wenige Stimmen verpasst hatte. Er werde nun von der Stadt angeschrieben und gefragt, ob er das Amt antreten wolle, erklärte Winter. Falls Beilhack verzichten würde, könnten weitere Listennachfolger zum Zug kommen.
Auch in anderen Ehrenämtern, beispielsweise bei der Sängervereinigung, will Wawra künftig kürzertreten – „aber Sänger will ich bleiben“. Der 73-Jährige stammt aus Obergünzburg und war früher als stellvertretender Schulleiter an der Maria-Ward-Realschule tätig.