Schon 1998 hatte die Stadt damit begonnen, die Deponie regelmäßig zu überwachen. Dabei wurden Boden- und Bodenluftuntersuchungen durchgeführt sowie Grundwassermessstellen errichtet. Seither, so machte die Stadt letztes Jahr bekannt, hätten sich aber kaum Verbesserungen feststellen lassen. Ganz im Gegenteil: Bei Bor und Barium sowie bei den Konzentrationen von Arsen und BTEX (aromatische Kohlenwasserstoffe) seien Werte über dem Erträglichen gemessen worden.
Die 80.000 Tonnen Müll ganz zu beseitigen, würde laut dem Büro Kling Consult, das sich mit den Sanierungsmöglichkeiten beschäftigt hat, rund 7,3 Millionen Euro kosten und wäre zudem aufgrund der Vielzahl an Lastwagenfahrten keinesfalls umweltfreundlich. Deshalb war schon im letzten Jahr ein Treffen zwischen der Stadt, der Gemeinde Apfeltrach, Kling Consult, dem Wasserwirtschaftsamt, dem Landesamt für Umwelt und der Regierung von Schwaben anberaumt worden, um ein Sanierungskonzept festzulegen. Demnach soll die Grube nicht ausgehoben, sondern nur soweit abgesichert werden, dass keine Giftstoffe in die Umwelt gelangen können.
Die Firma Geiger Umweltsanierung GmbH & Co (Oberstdorf) hat nun ein Angebot für die Sanierungsarbeiten vorgelegt – und konnte mit rund 914.000 einen wesentlich günstigeren Preis anbieten, als Kling Consult im Vorfeld erwartet hatte (1,7 Millionen Euro). Neun Angebote waren eingegangen. Dass der Preis der Firma Geiger so niedrig ist, liege keinesfalls an mangelnder Seriosität des Unternehmens, wie man in der Mindelheimer Stadtverwaltung betont. Weil die Firma Geiger im Erdabbau tätig sei, suche sie aktiv Sanierungsaufträge wie in Apfeltrach, um „belastetes Material“ in die Grube miteinzubringen, wie Sabine Filser, zuständige Sachbearbeiterin bei der Stadtverwaltung, erklärte. Das sei keine Umweltsünde, sondern werde überall so praktiziert, so Filser.
Auch angesichts der Kritik von Josef Doll (Grüne), der dieses Vorgehen ebenso wie ÖDP-Kollege Peter Miller kritisierte, betonte Bürgermeister Dr. Stephan Winter, dass die Sanierung auf diese Weise „vernünftig“ sei. „Es wird nicht auf Gift neues Gift draufgeschüttet“, versuchte Winter zu veranschaulichen. Denn auch, wenn es um belastetes Material gehe, seien die Vorgaben in Hinblick auf den Umweltschutz enorm streng geworden: So werde ganz genau kontrolliert, was in eine solche Grube eingebracht werden darf und was nicht. Die Sanierung der Hausmülldeponie bedeute somit „keine Verschlimmerung für Apfeltrach“, versicherte der Bürgermeister. Trotz sechs Gegenstimmen, unter anderem von den Grünen und der ÖDP, wurde der Sanierungsauftrag schließlich an die Firma Geiger vergeben.
Welchen Anteil davon nun die Stadt tragen muss? Weil Mindelheim in den drei Jahren offenbar rund 75 Prozent der gesamten Müllmenge in die Deponie eingebracht hat, soll sie nun auch drei Viertel der Sanierungskosten zahlen. Der Anteil läge also bei rund 1,1 Millionen Euro. Wie bei früheren Untersuchungen erhält die Stadt auch diesmal Unterstützung von der Gesellschaft zur Altlastensanierung in Bayern mbH (GAB), die nicht nur fachlich, sondern auch finanziell ihren Beitrag leistet. Wie aus dem Fördervertrag, den der Stadtrat 2020 einstimmig absegnete, hervorgeht, bewilligt die GAB 1.022.000 Euro an Fördergeldern, sodass der Eigenanteil der Stadt Mindelheim nurmehr 99.500 Euro beträgt.