Vortrag: Wie es aussah, als Katherine Mansfield in Wörishofen weilte

Bad Wörishofen – Zum Abschluss der Katherine-Mansfield-Tage in der Kneippstadt hielt Michael Scharpf, der Initiator der Veranstaltungen,im Guggerhaus noch einen bemerkenswerten Vortrag zu der berühmten neuseeländischen Schriftstellerin, die mit ihrer Kurzgeschichte „In einer Pension“ Wörishofen ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Sie weilte 1909 zur Erholung in dem damals aufstrebenden Kurort und schrieb später diese Kurzgeschichte.
Bei Michael Scharpf und seinem Verschönerungsverein ist das kulturelle Erbe der Kneippstadt in guten Händen. Schon oft hat er bedeutsame Kulturgüter aus dem Dornröschenschlaf geküsst. Ohne seine Initiative wäre Katherine Mansfield im schlimmsten Fall sogar irgendwann ganz aus dem kollektiven Gedächtnis der Wörishofer Bürger verschwunden. Der Vortrag war ein gutes Mittel, um so manchen Besucher Katherine Mansfield schmackhaft zu machen.
Doch war der Vortrag nicht nur wegen der Künstlerin sehr aussagekräftig, sondern zusammen mit dem Bild des damaligen Dorfes zeigte Michael Scharpf anhand von vielen Fotografien aus dieser Zeit auf, wie es damals hier ausgesehen und wie es hier zugegangen ist. Von Katherine Mansfield ist überliefert, dass ihr die gute Luft in den Wäldern um Wörishofen sehr gut getan hat, dass sie das Tautreten durchaus schätzte, dass sie mit manchen Bedingungen aber auch durchaus kritisch umging. Sie wohnte sechs Wochen in der Pension Müller, auf die sich ihre Kurzgeschichte bezieht – noch länger allerdings in der Villa Brechenmacher in der Kaufbeurer Straße, wusste Scharpf zu berichten. Heute befindet sich dort das bekannte Lebensmittel- und Feinkostgeschäft Hofmann.
Die Bilderbeiträge Scharpfs und dazu Texte aus dem satirischen Büchlein von Max Reach mit dem Titel „Lustige Plaudereien über Wörishofen“ zeichneten das Bild des immer noch bäuerlichen, aber aufstrebenden Kurortes äußerst anschaulich nach. Vor allem der Zwiespalt zwischen Gegnern und Befürwortern der neuen Entwicklung um 1910 kam amüsant zum Vorschein. Einerseits das Dorf mit den offenen und staubigen Straßen, dem ländlichen Duft von Pferdeäpfeln und Kuhfladen, andererseits aber adrette Pensionen wie die Pension Müller oder das vornehme Hotel Kreuzer mit eleganten und adeligen Kurgästen. All dies belegte Michael Scharpf mit zahlreichen Fotos aus dieser Zeit, die zu seiner umfangreichen Sammlung gehören.
Städtchen oder „elendes Dorf“?
So konnten sich die Besucher ein Bild davon machen, wie der ländliche und doch schon etwas mondäne Kurort damals funktionierte. Immerhin gab es ja schon elektrischen Strom, was im weiten Umkreis noch nicht so war, und mit der Bahn hatte man bereits einen Anschluss an das Schienennetz. Max Reach war es vorbehalten, vieles davon leicht zynisch darzustellen, wie zum Beispiel: „Manche sagen, Wörishofen sei ein Städtchen, andere sagen, es sei ein elendes Dorf. Jedenfalls ist es klein,, die Ansätze zur Großstadt sind aber unstrittig vorhanden.“ Gemeint waren damit wohl die großen Komplexe von Kneippianum oder Kinderasyl. Zum Amüsement der Besucher ließ sich Scharpf natürlich das Bonmot des damals beliebten Schimpfwortes der Dorfjugend „Du Kurgascht, du“ nicht entgehen.
So wurde es nicht nur ein informativer, sondern auch jederzeit kurzweiliger und amüsanter Abend, der am Ende mit viel Beifall belohnt wurde.
wk