Die historische Bewertung der meisten der beschriebenen Personen fällt jedoch eher ambivalent aus. Es ist nicht leicht, hinter den nach dem Krieg beschönigten Lebensläufen, die durch Spruchkammerverfahren oft bestätigt wurden, die Wahrheit herauszufinden.
Im Falle von Theodor Hupfauer, der seit 1941 Kommandant der Ordensburg Sonthofen war, hat diese Aufgabe der Oberallgäuer Archivpfleger Gerhard Klein übernommen.
Der promovierte Jurist Hupfauer, seit 1931 SS-Mitglied, machte zunächst bei der Deutschen Arbeitsfront Karriere, wo er auch als Verbindungsglied zur SS fungierte. DAF-Leiter Robert Ley ernannte ihn im Februar 1941 zum Burgkommandanten in Sonthofen.
Sein Hauptdienstsitz blieb in Berlin, aber Klein weist nach, dass es zu einfach wäre, seine Funktion im Allgäu nur als Nebentätigkeit darzustellen. Der Kommandant machte sich in der Region als fanatischer Redner und Zeitungskolumnist einen Namen. Außerdem zog seine Familie gleich nach seiner Ernennung in die Kommandanten-Villa der Ordensburg ein.
Ab 1943 arbeitete er immer enger mit Rüstungsminister Albert Speer zusammen, 1944 übernahm er die Leitung des Zentralamtes im Ministerium, eine Schlüsselposition im Bereich Rüstung und Kriegswirtschaft.
In den Prozessen nach dem Krieg übernahm Hupfauer Speers Verteidigungsstrategie und stilisierte sich zum „guten Nazi“, sogar zum Widerstandskämpfer – ebenfalls mit Erfolg: Er wurde 1948 vom Schwurgericht Kempten als Minderbelasteter, später als Mitläufer eingestuft.
Er hielt weiterhin Kontakt zu seinem Vorbild Speer und wohnte mit seiner Familie in der Nachbarschaft von Ilse Heß, der Ehefrau des früheren Hitler-Stellvertreters.
Während Ilse Heß im Allgäu blieb und eine Pension eröffnete, zog es Hupfauer in die Landeshauptstadt. In München machte er als Kaufmann in leitender Stellung Karriere. Er starb 1993.
Eine der 25 Biografien beschäftigt sich mit dem NS-Richter Michael Schwingenschlögl. Diese wurde vor kurzem in Kempten in einem Vortrag von Dr. Hubert Seliger vorgestellt (der Kreisbote berichtete).