Die vielbefahrene Staatsstraße 2007, die quer durch Rettenberg führt, sei eine beliebte Strecke für den regionalen LKW-Verkehr – nicht zuletzt um Mautgebühren zu sparen, geben Hans Köberle und seine Mitstreiter zu bedenken. „Dieser Verkehr gehört auf die Autobahn A 7 und die B 19.“ Damit wäre schon viel gewonnen, meinen Klaus Seestaller und Hans Köberle von der BI.
Dem „normalen“ Fahrzeugverkehr werde man mit überlegten Maßnahmen wie sinnvollen Querungshilfen und einer durchgängigen Tempo-Begrenzung im Ort schon Herr. Selbst mit rund 2 300 verbleibenden Fahrzeugen im Dorf trotz Umgehungsstraße werde die Dorfstraße keine Fußgängerzone, dämpft die BI hohe Erwartungen; selbst der Bau von ordentlichen Gehwegen werde nur schwer möglich sein. Es fehle ein Konzept.
Alle Möglichkeiten, eine Verbesserung der Situation im Ort zu erreichen, müssten konsequent auf den Prüfstand, fordert „Rettenberg für alle“. Wer Straßen baue, ziehe Verkehr an, verweisen Köberle und Seestaller auf die bekannte Erfahrung.
Und gerade die geplante Umgehungsstraße liege quasi auf dem Logenplatz am südlichen Ortsrand – einem der attraktivsten Plätze weit und breit, wie Beide betonen. „Es gibt Orte, da geht so etwas gar nicht“, ergänzt Landwirt Anton Birker aus dem Rettenberger „Vorort“ Bichel,wo die Umfahrung nur einen Steinwurf weit entfernt entlangführen würde. Mit seinem Fazit bringt er die Argumentation der BI auf den Punkt: „Diese Straße macht mehr kaputt als sie nutzt!“
Die Trassenführung würde etwa das Grünland von Landwirtsfamilie Pia und Markus Adelgoß zerstückeln: 12 Hektar guter Boden in bester hofnaher Lage würden diagonal zerschnitten und weite Teile einer rentable Bewirtschaftung entzogen durch Böschungen, Abtragungen und große Aufschüttungen, beklagt Familie Adelgoß, die den kleinen Braunvieh-Zuchtbetrieb im Nebenerwerb bewirtschaftet. „Da machen wir nicht mit. Wir lassen uns den Hof nicht zerstören!“
Mit der Umfahrung würde schlechterdings nicht alles gut. Von acht betroffenen Landwirtsfamilien seien fünf entschieden gegen den Bau, betont Markus Adelgoß; sie hielten 70 bis 80 Prozent der benötigten Fläche, schätzt er.
Um die Dimensionen der Straßenführung anzudeuten hat der Bauer mit zwei Traktoren ein Seil gespannt quer über die beiden Hügel hinter seinem Hof. Wie hoch die erforderliche Aufschüttung zwischen den Kuppen ausfallen würde, deutet er mit einer Autoattrappe in fünf Meter Höhe über der kleinen Ortsverbindungsstraße an.
Mit Fotos und Plänen auf dem Tisch könne das tatsächliche Ausmaß der gut acht Meter breiten Umfahrungsstraße kaum zum Ausdruck gebracht werden, meint Pia Adelgoß. Viele in der Gemeinde hätten keine Vorstellung, welche Dimensionen das Projekt wirklich habe.
So reibungslos wie sich die Befürworter der Ortsumfahrung eine „kleine Flurbereinigung“ und einen Flächentausch für die betroffenen Betriebe vorstellten, werde es nicht laufen. Wenn es zuletzt gar auf ein mögliches Enteignungsverfahren hinauslaufe, so Anton Birker, werde sich die Gemeinde keinen Gefallen tun.
Nicht nur wertvolles Grünland werde dem Straßenbau geopfert, gibt die BI zu bedenken. Bichel und das Gebiet am südlichen Ortsrand sei ein überaus attraktives Naherholungsgebiet, das nicht nur bei Einheimischen beliebt sei. Die Umfahrung würde wie ein Riegel wirken und attraktive Landschaft zerstören.
Auch das Thema Verkehrslärm sieht die BI keinesfalls durch eine Umfahrung gelöst, so sehr man die Anwohner an der Staatsstraße verstehen könne. Das Gegenteil sei der Fall: Der zukünftig zu erwartende Lärm, der von der neuen Umfahrung ausgehe, werde wie in einem Trichter auf die Wohnbebauung zurückgeworfen. Die Belastung werde also nur verlagert aus der Ortsmitte hinaus an den Ortsrand. Damit sei keinem gedient.
Informationen der Bürgerinitiative „Rettenberg für alle“ unter www.rettenberg-fuer-alle.de; gemeindliche Informationen zum Projekt, zu Info-Veranstaltungen (siehe Seite 9 dieser Ausgabe des Kreisbote), sowie zur Abstimmung über das Ratsbegehren am 20. Februar unter www.gemeinde-rettenberg.de