„Zum Teil wurde das Alpvieh dann tatsächlich zu spät aufgetrieben, so dass das reichlich gewachsene Futter oft schnell alterte und in der Folge von den Rindern nicht gerade gerne angenommen wurde.“ In manchen Südlagen wurde dann im Sommer tatsächlich gute Weide knapp – und da und dort auch das Wasser.
„Die meisten „Berge“ haben gottseidank in den vergangenen Jahren viel in die Verbesserung ihrer Wasserversorgung investiert“, stellt Honisch fest. „Das hat sich jetzt ausgezahlt.“ Die eine oder andere Alpe musste allerdings im Hochsommer doch zeitweise ausweichen in wasserträchtigere Gebiete. Einen ausgeprägten Wassermangel habe es aber im Allgäu nicht gegeben, anders als in den Westalpen oder in Nordbayern, ergänzt Honisch. „Wir leben im Wasserschloss.“
Nicht nur Alpvieh war in den Allgäuer Bergen unterwegs: Auch viele Menschen bleiben den Bergen als Wander- und Ausflugsziel treu. „Aber doch deutlich weniger als in den beiden zurückliegenden Corona-Jahren“, berichtet Michael Honisch weiter. Davon profitierten auch die bewirtenden Sennalpen im Oberallgäu, die guten Absatz von Käse und anderen Molkereiprodukten verzeichneten.
Corona hatte nicht zuletzt das touristische Spektakel des Viehscheids kräftig durchgerüttelt. „Natürlich sind wir vom AVA ebenso wie die Gemeinden mit organisiertem Viehscheid froh, dass es wieder solche Veranstaltungen gibt. Das ist auch Teil unserer bäuerlichen Kultur“, betont Honisch. Genauso froh sei man aber, dass die Gemeinden und Organisationsteams versuchten, allzu viel Rummel zu vermeiden und gute Lösungen für die Alpwirtschaft zu finden.
Ein paar Stunden flotter Marsch schade überdies keinem gesunden Schumpen oder Jungrind, relativiert Honisch schließlich die immer wieder vorgebrachte Kritik mancher Tierschützer, dass ein Viehscheid eine einzige Quälerei fürs Vieh sei. „Mehr Tierwohl als ein Sommer in den Bergen gibt es nicht!“
Hier gibt es alle Termine für den Viehscheid im Allgäu 2022