Wichtige Erfahrungen sammelt man bereits seit mehreren Jahren im Naturpark Nagelfluhkette, wie Geschäftsführer Rolf Eberhardt berichtet. So wurde an neuralgischen Punkten Lenkungsinstrumente in Form von Informationstafeln installiert, die vor allem sensible Gebiete vor allzu großem Ansturm bewahren sollen, etwa Lebensräume von Birk- und Auerhuhn.
„Wir haben Erfahrungen gesammelt und wissen, was funktioniert und was nicht”, bringt Eberhardt die Zwischenbilanz auf den Punkt. In Anlehnung an das Konzept in Vorarlberg „Dein Freiraum – mein Lebensraum” wurde eine Besucherlenkung entwickelt, die auf ein Prinzip der Information und Aufklärung setze, ohne erhobenen Zeigefinger und massive Verbote. Ganz ähnlich sieht die Arbeit der Rangerinnen und Ranger des „Alpinium” aus, die vorrangig im Gebiet der Allgäuer Hochalpen präsent sind.
Jetzt sollen eine Projektsteuerung und Fachgruppen die Besucherlenkung weiterentwickeln und für die Gebiete des Naturparks und der Allgäuer Hochalpen maßgeschneidert in der Praxis umsetzen. „Wir werden gemeinsam erarbeiten, wo Lenkungsmaßnahmen sinnvoll und zielführend sind”, steckt Rolf Eberhardt das Ziel ab.
Weitere Schritte setzen auf eine Image- und Sensibilisierungskampagne und die Ermittlung der Erfolgsfaktoren bei der Besucherlenkung. Schließlich soll das Raumkonzept Oberallgäu und eine Hotspotanalyse die Wirksamkeit der Lenkungsmaßnahmen begleiten. Auch „digitale Ranger” stehen im Maßnahmenkatalog. „Die Informationshoheit zurückgewinnen”, beschreibt Eberhardt die Aufgabe einer Steuerungsfunktion, die nicht zu unterschätzen sei.
In den Kanälen der Sozialen Medien werden Hotspots „hochgejubelt”– mit entsprechender Wirkung und Besucherströmen. Begleitet wird die Konzeptentwicklung auch vom „Alpinium”, dem Zentrum Naturerlebnis Alpin. Die beiden Fachgruppen werden beim Landratsamt koordiniert und besprechen anstehende Fragen und Probleme partnerschaftlich und im Sinne eines Interessenausgleichs.
„Besucherlenkung wird immer aktueller werden”, betont Rolf Eberhardt. „Wir müssen reagieren können.” Es gelte über den auf drei Jahre gesteckten Projektrahmen hinaus „am Topf zu bleiben” und langfristig Fördermittel zu sichern.
„Ein gutes Projekt”, findet Landrätin Indra Baier-Müller. „Das kann ein echter Leuchtturm werden.” Eine „richtige” Verkehrslenkung bedeute das Projekt allerdings nicht, räumt die Landrätin ein. Erst einmal gehe es um „Lenkungsmöglichkeiten ab Parkplatz”. Man sei sich aber bewusst, dass die großräumige Verkehrslenkung eine große Aufgabe für die Region bleibe. Aktuelle Pilotprojekte sind derzeit bei der Allgäu GmbH in Arbeit und zum Teil schon in der Umsetzung.