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West-Nil-Virus verbreitet sich: Bayern ist Hotspot – Schwere Verläufe können tödlich enden

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Von: Katarina Amtmann

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Stechmücke
Stechmücken verbreiten das West-Nil-Virus (Archivbild). © IMAGO / ZUMA Wire

Das West-Nil-Virus verbreitet sich in Deutschland. Neben dem Osten ist auch Bayern Hotspot. Schwere Verläufe können tödlich ausgehen.

München – Ein Surren und eine juckende Quaddel an der Haut signalisieren: Die Stechmücke ist wieder aktiv. Exotische Arten können Viren übertragen. Deshalb ruft eine Expertin die Bevölkerung dazu auf, die Wissenschaft bei der Erforschung der Gefahren zu unterstützen.

West-Nil-Virus verbreitet sich auch in Bayern - Osten Deutschlands ebenfalls betroffen

Mit frühlingshaftem Wetter sind auch die Mücken wieder unterwegs. In den meisten Fällen sind sie einfach nur lästig, in seltenen Fällen können sie krank machen. Denn: Seit einigen Jahren ist bekannt, dass heimische Stechmücken den Erreger des West-Nil-Fiebers übertragen können. Bayern ist Hotspot.

Neben dem Freistaat ist auch der Osten Deutschlands stark betroffen. „Warum, wissen wir noch nicht“, sagte Doreen Werner, Biologin am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (Zalf) in Müncheberg (Märkisch-Oderland), der Deutschen Presse-Agentur. Betroffen seien Thüringen, Sachsen Anhalt, Sachsen und Brandenburg.

West-Nil-Virus kommt aus wärmeren Regionen der Erde

Ursprünglich kommt das West-Nil-Virus vor allem in wärmeren Regionen des Planeten vor. Wissenschaftler des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) hatten allerdings heimische Hausmücken bereits als Überträger des Erregers identifiziert. Das Virus kann in Stechmücken überwintern. „Je wärmer es dann wird, umso besser können sich die Krankheitserreger weiterentwickeln“, erläutert Werner. Meistens wird eine Infektion nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) gar nicht bemerkt, einige Infizierte litten an grippeähnlichen Symptomen.

Jetzt vor allem in Ostdeutschland: West-Nil-Virus breitet sich aus

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West-Nil-Virus in Deutschland: Schwerer Verlauf kann zum Tod führen

Schwere Verläufe des West-Nil-Fiebers sind demnach selten – sie können aber tödlich enden. In Deutschland werden Fälle beim Menschen nach RKI-Angaben seit 2019 registriert. Es sei damit zu rechnen, dass sich der Erreger in Deutschland weiter etabliert.

Der Klimawandel spielt bei der Verbreitung von Viren über Mücken auch eine Rolle. „Die Klimaveränderung führt dazu, dass sich die Erreger in den Mücken besser vermehren können. Zentraler Dreh und Angelpunkt ist aber die zunehmende Globalisierung“, schätzt Werner ein. Exotische Mückenarten können sich zum Beispiel über den Warenhandel von Kontinent zu Kontinent verbreiten, etwa die Asiatische Tigermücke mit dem weltweiten Gebrauchtreifenhandel.

Die Eier reisten in den Reifen als blinde Passagiere, erklärt die Mückenexpertin. Wenn diese mit Wasser benetzt werden, schlüpfen die Larven. Gute Entwicklungsmöglichkeiten am Zielort könnten zur Ansiedlung führen. Aber auch den Campingtourismus aus Südeuropa führt Werner als Verbreitungsmöglichkeit an.

West-Nil-Virus – „Je kälter die Winter sind, desto besser ist das für die Mücken“

Am Zalf untersuchen Wissenschaftler die Verbreitung der eingeschleppten Mücken in Deutschland und die Frage, ob diese auch hierzulande Krankheitserreger übertragen können. Damit das passiert, also etwa eine Tigermücke den Erreger einer Tropenkrankheit verbreitet, muss sie zunächst mit infizierten Reiserückkehrern zusammentreffen, erklärt Werner. Dazu müssten Mücke und Virus kompatibel sein – das Virus müsse sich in der Mücke weiterentwickeln können.

Die Wahrscheinlichkeit sei gering, aber nicht mehr bei Null, sagt die Expertin. Die Bevölkerung müsse aufgeklärt werden und könne zudem die Wissenschaft unterstützen: Die Institute rufen auf, Mücken an das Zalf zu schicken, um ihre Verbreitung zu erforschen. Dort wird die Art bestimmt und in einem Mückenatlas eingetragen.

Um über den Winter zu kommen, haben die über 50 verschiedenen Stechmückenarten in Deutschland unterschiedliche Strategien, so Werner. Sie überwintern meist als Eier oder Larven oder sie überstehen als ausgewachsenes Insekt den Winter in feuchten Kellern oder in warmen Gebäuden – etwa, wenn sie an Kaminholz sitzen. „Je kälter die Winter sind, des so besser ist das für die Mücken“, sagt die Forscherin und räumt mit dem Mythos auf, dass klirrende Kälte schädlich für die Insekten sei. „Mücken haben ein eingebautes Frostschutzmittel“.

West-Nil-Virus – Witterungsverhältnisse im Frühling entscheidend

Wenn die Temperaturen um 0 Grad schwanken, verbrauchen die Insekten der Expertin zufolge extrem viel Energie, denn sie müssen ständig einfrieren und wieder auftauen. Viele verhungerten dann. Zudem seien bei 0 Grad auch Pilzsporen aktiv, die die Mücken überwucherten. Egal, wie viele oder wenige den Winter überleben - entscheidend seien die Witterungsverhältnisse im Frühling. Mit den milden Temperaturen hätten Mücken in diesem Jahr ihre Eier schon relativ früh abgelegt, etwa in Regentonnen und kleineren Wasserpfützen. (kam/dpa)

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