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Nach Kuh-Attacke: Kommt jetzt das Wanderverbot auf Almen?

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Eine Wanderin wurde von einer Herde Kühe totgetrampelt.
Eine Wanderin wurde von einer Herde Kühe totgetrampelt (Symbolbild). © dpa / Gian Ehrenzeller

Nachdem eine Wanderin von einer Herde Kühe totgetrampelt wurde, wurde der Bauer zu einer Schadenersatzzahlung verurteilt. Dieses Urteil könnte große Auswirkungen auf das Wandern in den Alpen haben.

Innsbruck - Ein Urteil und seine Auswirkung – täglich kocht das Thema höher! Das Landgericht in Innsbruck hat einen Almbauern aus dem Pinnistal (Tirol) dazu verdonnert, den Hinterbliebenen der von Kühen totgetrampelten Daniela M. (45) knapp 180.000 Euro Schadenersatz sowie eine lebenslange Rente in Gesamthöhe von monatlich 1550 Euro zu zahlen.

Frau wurde von Kühen totgetrampelt, die ihre Kälber schützen wollten

Die Frau war im Jahr 2014 mit ihrem Hund Frodo beim Wandern gewesen. Der Hund war dabei mit einer Leine an ihrer Hüfte fixiert. Beide gingen an einer Herde Kühe vorbei, die auf der Alm weideten, Schilder warnten vorm Vieh. „Kühe schützen ihre Kälber!“ Die Frau spazierte weiter, wurde von den Viechern eingekreist, die wohl ihre Jungen vor dem Hund schützen wollten, und wurde von ihnen totgetrampelt. 

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Nach jetziger Auffassung des Gerichts hatte der Bauer unzureichend vor den Gefahren der Kuhherde, in der Kälber aufwachsen, gewarnt. Die Warnschilder hätten nicht ausgereicht. „An einem neuralgischen Punkt wie dem Unfallort sind Abzäunungen zum Schutz des höchsten Gutes, des menschlichen Lebens, notwendig und aufgrund des geringen Aufwandes auch zumutbar“, argumentierte das Gericht. 

Verurteilter Bauer legt Berufung ein

In dem Verfahren hatte der betroffene Bauer widersprochen: „Ich kann das doch nicht alles einzäunen. Das wären ja 18 Kilometer. Der Boden ist hart und vor dem Winter muss das alles wieder raus. Wer sollte das alles je bezahlen?“ Die Staatsanwaltschaft hatte die strafrechtlichen Ermittlungen gegen ihn eingestellt. Sollte das Urteil, gegen das der Bauer Berufung eingelegt hat, Bestand haben, ist das Wandern im Alpenraum gefährdet.

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Aus Angst vor Schadenersatzzahlungen bleiben viele Wege gesperrt

Viele Wege dürften gesperrt werden, aus Angst vor Schadenersatzzahlungen. „Die Bauern fragen mich schon, ob sie die Kühe noch auf die Alm treiben sollen“, sagt der Präsident der Tiroler Landwirtschaftskammer, Josef Hechenberger. Georg Mair vom Almwirtschaftlichen Verein Oberbayern zum Urteil: „Das ist eine Katastrophe.“ Erste Almerer sollen Wanderwege bereits gesperrt haben. Einer von ihnen ist Thomas Seebacher aus Kärnten: „Ab sofort gilt auf meinen Almflächen im Nockgebiet ein absolutes Betretungsverbot!“

Es kommt immer wieder zu tödlichen Unfällen im Zusammenhang mit Kuh-Angriffen:

2017 wurden zwei 70-jährige Frauen von Kühen angegriffen, eine von ihnen starb

In der Oberpfalz wurde 2015 ein Bauer von einer Kuh zu Tode getreten

In Österreich hat sich im August eine weitere Kuh-Attacke mit schlimmen Konsequenzen ereignet.

Ein Gericht hat der bei einer Kuhattacke ums Leben gekommenen deutschen Wanderin eine Mitschuld an dem Unglück gegeben, weshalb das vorherige Urteil teilweise aufgehoben wird.

2011 wurde die entlaufene Kuh Yvonne als „Kuh, die ein Reh sein will“ berühmt. Acht Jahre später ist sie auf Gut Aiderbichl in Deggendorf gestorben.

mm/tz

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Immer wieder gibt es Zwischenfälle zwischen Wanderern und Kühen, so auch auf der Gindelalm: Dort wurde eine Schlierseerin von einer Jungkuh gestoßen - jetzt will die Frau Schadensersatz, berichtet Merkur.de*. Im Jahr 2020 folgten weitere Attacken von Kühen auf deutsche Wanderer in Tirol.

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