München – Auch am Flughafen München macht sich die Verfolgungswelle der Erdogan-Regierung gegen Regierungskritiker nun bemerkbar. Am Dienstag hätten zwei türkische Lehrer auf der Durchreise um Asyl gebeten, berichtete die Bundespolizei.
Nach Angaben des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) steigen die Asylzahlen aus der Türkei nach dem gescheiterten Putsch – im September gingen 446 Asylanträge türkischer Staatsbürger ein (wir berichteten).
Die beiden Männer saßen offenbar im selben Flugzeug, sie reisten aber unabhängig voneinander, berichtete der Sprecher der Bundespolizei, Christian Köglmeier. Zuerst sprach ein 40 Jahre alter Mann einen Bundespolizisten an und berichtete ihm „von Repressalien in seinem Heimatland und von Angst um sein Leben“. Er sei in der Türkei geschäftsführender Gesellschafter einer privaten Lehranstalt, die der Gülen-Bewegung nahe stehe. Gegen ihn selbst liege ohne konkrete Anschuldigungen ein Haftbefehl vor. Sein Privatvermögen sei beschlagnahmt.
46-Jähriger Türke schildert dramatische Details
Wenig später glaubten die Bundespolizisten, so berichtet Köglmeier, „schon fast an ein Déjà-vu“. Denn in der gleichen Reisegruppe tauchte ein 46 Jahre alter Türke auf, der ihnen ebenso ein Smartphone zeigte, auf dem das Wort „Asyl“ zu lesen war. Auch er erzählte, er werde in der Türkei grundlos per Haftbefehl gesucht – nur weil er Leiter an einer Schule der Gülen-Bewegung sei. Dramatisch klangen die Details, die er berichtete. Sein Rechtsanwalt sei verhaftet worden, sein Vermögen konfisziert. Beide Männer gaben an, sie seien vor etwa zehn Tagen untergetaucht. Sie seien dann über den Iran nach Irak gelangt. Aus den Flugtickets geht hervor, dass sie von Sulaymaniah im Nord-Irak nach Dubai flogen. Von dort nahmen sie eine Maschine nach München. Laut Flugticket sollte es eigentlich bis New York weitergehen. Doch die beiden Umsteiger entschieden sich, in Deutschland Asyl zu beantragen. Deutschland sei ein demokratischer Rechtsstaat, der Grundrechte und Freiheiten schütze, erklärten sie. Die beiden Türken erhielten von der Polizei eine so genannte Anlaufbescheinigung. Dann wurden sie dem BAMF gemeldet und zum Münchner Flüchtlings-Ankunftszentrum in der Maria-Probst-Straße geschickt.
Dass Reisende am Flughafen um Asyl bitten, kommt häufiger vor. 2015 registrierte die Bundespolizei 450 Personen, in diesem Jahr bis jetzt 250. Darunter war am vergangenen Montag auch ein ungewöhnlicher Fall: Ein Ehepaar aus Kasachstan stieg beim Zwischenstopp von Moskau nach Belgrad aus: Beide erklärten, sie seien Zeugen Jehovas und würden in Kasachstan verfolgt.