Unfallschwerpunkt A3: Freiwillige Feuerwehren sind überlastet und fordern Hilfe

Auf der A3 kracht es oft - sehr oft. Eine der wichtigsten deutschen Autobahnen hat sich zu einem Unfallschwerpunkt entwickelt. Die Freiwilligen Feuerwehren stoßen an ihre Grenzen.
Straubing - Ein Unfall auf der Autobahn führt zu einem Stau, am Stauende kracht es erneut. Auf Kilometern geht nichts mehr. Und meistens erschweren Gaffer zusätzlich die Arbeit der Rettungskräfte. Was sich wie das Worst-Case-Szenario anhört, ist auf der A3 beinahe schon normal. Auf der Ost-West-Achse von der bayerisch-österreichischen Grenze bis zu den Niederlanden kracht es oft - sehr oft. Die Freiwilligen Feuerwehren entlang der Autobahn stoßen an ihre Grenzen.
Die Einsätze auf der A3 werden immer mehr, die Gefahr für die Einsatzkräfte steigt. Deshalb fordern Feuerwehrvertreter gegenüber dem Bayerischen Rundfunk mehr Sicherheit für die Einsatzkräfte entlang der Autobahn. „Wir stehen an der Belastbarkeitsgrenze des Freiwilligendienstes. Irgendwann muss die Politik etwas tun, damit der Verkehr nicht noch aggressiver wird“, sagte Albert Uttendorfer, Kreisbrandrat des Landkreises Straubing.
Unfallschwerpunkt A3
Die A3 gehört zu den absoluten Unfallschwerpunkten in Deutschland. Alleine zwischen Ende Januar und Mitte Februar 2018 ereigneten sich, laut pnp.de, zwölf schwere Unfälle mit zehn Toten. Mehrmals hätten Autofahrer ein Stauende übersehen und so einen weiteren Unfall verursacht.

Am 12. Februar ereignete sich beispielsweise eine ganze Unfallserie bei Wörth im Landkreis Regensburg. 14 Menschen verletzten sich, darunter ein Feuerwehrmann, der mit seinen Kollegen auf dem Weg zum Einsatzort war. Erst am 4. März fuhr ein Mann bei Bischbrunn aus noch ungeklärter Ursache durch eine Baustellenabsicherung auf die Gegenfahrbahn und prallte frontal in ein Auto. Sechs Person verletzten sich schwer.
Dass die 769 Kilometer lange A3 eine der gefährlichsten Autobahnen ist, belegen auch die Zahlen des statistischen Bundesamts. 30 Verkehrstote wurden im Jahr 2016 gezählt. Zum Vergleich: Auf der A7, mit 962,2 Kilometern die längste Autobahn Deutschlands, waren es 35.
Feuerwehren fordern mehr Unterstützung
Ein Problem, das die Arbeit der Rettungskräfte zusätzlich erschwert, sind Gaffer. Alleine bei einem Unfall im November 2017 zählte die Polizei 92 Gaffer, die die Unfallstelle mit Kameras und Handys filmten oder fotografierten. Noch ist schwer, die Gaffer zu bestrafen. Offenbar gibt es aber Pläne, das Fotografieren von Unfallstellen unter Strafe zu stellen.
Aufgrund der vielen Unfälle und Gefahren fordern die Feuerwehren an der A3 nun Unterstützung. Etwa ein elektronisches Verkehrsleitsystem, wie es auf anderen stark frequentierten Autobahnen gang und gäbe ist. Durch dieses System könne bereits frühzeitig auf einen Unfall hingewiesen werden. Gleichzeitig könnten auch verkehrsabhängige Tempolimits angezeigt werden.
„Ich bin überzeugt, dass dadurch viel weniger Unfälle passieren würden“, sagte Josef Ascher, Kreisbrandrat im Landkreis Passau, dem Bayerischen Rundfunk. Zudem müssten aber auch die Sicherheitsanhänger der Freiwilligen Feuerwehren modernisiert werden, gibt der Deggendorfer Kreisbrandinspektor Bernhard Süß zu bedenken. Die aktuelle Ausstattung sei 40 Jahre alt.
A3 mit ihren Problemen nicht alleine
Die Feuerwehren an der A3 sind mir ihrem Problem allerdings nicht allein. Auch im Landkreis Freising (A9 und A92) agieren die Feuerwehren an der Grenze der psychischen Belastbarkeit. Bund und Freistaat halten sich nach Ansicht der Kommandanten mit der finanziellen Unterstützung vornehm zurück (Lesen Sie mehr auf merkur.de*)
Das Gleiche gilt auch für den Landkreis München (A8, A9, A94, A95, A99 und A995). Die Feuerwehrler fühlen sich im Stich gelassen. 2017 gab es allein auf den Autobahnen 274 Einsätze der Freiwilligen Feuerwehren. Hier wird auch das nächste Problem offensichtlich: Die Versicherungen wollen nicht zahlen, etwa 30 Prozent der Bescheide werden angefochten (Lesen Sie mehr auf merkur.de*)
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