Heute ist der 28-Jährige aus Fischbachau im Kreis Miesbach ein sogenannter Sturmjäger: Mit Gleichgesinnten verfolgt und fotografiert er als Hobby Gewitter in ganz Südbayern. Die Gruppe nennt sich Unwetter Freaks und teilt ihre Fotos und Videos in sozialen Medien wie Facebook, Instagram und Twitter. „Wir wollen die Menschen auch rechtzeitig vor Hagel oder anderen gefährlichen Wetterlagen warnen“, sagt Hutter.
Diesen Sommer hatten die Sturmjäger besonders viel zu tun. „Es gab so viele Superzellengewitter wie schon lange nicht mehr“, berichtet Hutter. Superzellen sind besonders große Gewitterkomplexe*, die zum Beispiel mit heftigem Starkregen, Hagel, schweren Sturm- und Orkanböen oder sogar Tornados einhergehen. „Sie sind sehr langlebig“, erklärt Hutter. Rund zehn Superzellen fotografierten er und die anderen Gruppenmitglieder heuer schon. Die meisten haben ihren Ursprung im Allgäu. „Es gibt zwei typische Zugbahnen“, sagt er. „Entweder die Superzellen ziehen Richtung Nordosten oder an den Alpenrand.“ München hatte Glück: „Alle Superzellen sind vorbeigezogen…“
Doch auch in der Stadt gab es diesen Sommer einige Unwetter*. Der Siemens-Blitz-Informationsdienst zeichnete in München bis Ende vergangener Woche 1399 Erdblitze auf. Zum Vergleich: 2020 waren es im gesamten Jahr 698 Erdblitze – und 2019 nur 374 Erdblitze. Bayernweit liegt die Zahl der Erdblitze heuer schon bei 144 000. Im gesamten Vorjahr waren es 114 000… „Bei der Blitzdichte liegen derzeit der Landkreis Starnberg sowie Augsburg und Kempten vorne“, sagt eine Sprecherin.
„Der Juni und der Juli waren sehr gewitterlastig“, berichtet auch Guido Wolz, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst (DWD). Er betont: „Das hat zunächst noch nicht unmittelbar mit Klimaschwankungen zu tun, sondern ist immer der aktuellen Wetterlage geschuldet.“ Viele und schwere Gewitter träten insbesondere dann auf, wenn im Sommer feuchte, subtropische Luft aus Südwesten zu uns gelangt.
Die Unwetter Freaks analysieren das Wettergeschehen immer ganz genau. „Vier oder fünf Tage zuvor gibt es bei schweren Gewittern schon eine Tendenz“, sagt Michael Hutter. „Ein bis zwei Tage vorher ist die Sicherheit dann relativ hoch.“ Für besonders außergewöhnliche Gewitter fährt die Gruppe manchmal auch ins Ausland. Nächstes Jahr ist zum Fotografieren eine Reise in die „Tornado Alley“ in den USA geplant.
Egal ob in der Ferne oder in Bayern: „Man fährt nie alleine, sonst kann es schnell gefährlich werden“, sagt Hutter. Deshalb ist neben dem Fahrer immer noch ein Navigator dabei und jemand, der die Wetterkarten verfolgt. „Die Kunst ist, immer im Trockenen zu bleiben“, erklärt der 28-Jährige. „Wir wollen nicht direkt im Gewitter sein, sondern am besten davor bleiben.“ Dort entstehen dann auch die schönsten Fotos und Videos. Michael Hutter ist auch heute noch jedes Mal fasziniert von der Gewalt der Gewitter: „Man spürt einfach, wie unkontrollierbar die Natur ist…“*Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA
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