Protest in Bayern: Müssen etliche Gemeinden jetzt ihre Wappen ändern? Landtag diskutiert

Zahlreiche bayerische Wappen tragen ihn: den „Mohr“. Das soll sich ändern. Der Vorwurf lautet: Rassismus. Der bayerische Landtag wird seine Einschätzung abgeben.
- Das Coburger und viele andere Stadtwappen stehen in der Kritik.
- Denn sie zeigen einen „Mohr“.
- Wie mit den Rassismusvorwürfen umzugehen ist, wird der bayerische Landtag entscheiden.
München - Der „Mohr“ prangt auf vielen bayerischen Stadtwappen: ein Kopf mit gelocktem schwarzen Haar und dicken roten Lippen. Vermittelt diese Darstellung ein falsches, stereotypes Bild, das aus der Kolonialzeit stammt? Der bayerische Landtag wird darüber diskutieren und entscheiden, wie eine Sprecherin am Montag bestätigte. Die Stadt Coburg, der Landkreis Freising und der Landkreis Garmisch-Partenkirchen sollen ihre Wappen ändern. Das fordert eine Petition. Auch das Wappen der Gemeinde Ismaning* steht in der Kritik.
In Ordnung oder Rassistisch? Bayerischer Landtag diskutiert über „Mohr“-Wappen
„Politische Mehrheiten zur Änderung des Stadtwappens sind in den Gremien der Stadt Coburg nicht wahrnehmbar“, betonte der Coburger Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) in einer Stellungnahme an die Staatsregierung. Die Darstellung ehre den Stadtheiligen Mauritius und habe keinen rassistischen Ursprung. Auch der „Mohr“ im Wappen der Landkreise Freising und Garmisch-Partenkirchen hat einen anderen Hintergrund: Das gekrönte Haupt des Schwarzen galt den Angaben zufolge als Hoheitszeichen des Bistums und Hochstifts Freising.

„Wir fordern eine Änderung des Wappens, um Schwarzen Menschen den Respekt zu geben, den sie verdienen und sie nicht weiter auf ein diskriminierendes Klischee, das man so aus der Zeit der Sklaverei kennt, zu reduzieren“, schreiben die Initiatoren der Petition, die auf der Plattform change.org veröffentlicht wurde.
Rassimus-Debatte: Sterotype aus der Kolonialzeit führen Diskriminierung fort
Problematisch scheint an der Debatte zu sein, dass die Verteidiger und die Kritiker der Wappen von unterschiedlichen Standpunkten argumentieren. Die Verteidiger betonen, dass die Wappen keine rassistische Motivation verfolgen - weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart. Die Kritiker wiederum erklären, dass es darauf überhaupt nicht ankommt. Stattdessen verwenden die Symbole Stereotype, die in der Kolonialzeit entstanden sind. Diese Zeit war eindeutig rassistisch und von einer weißen Vorherrschaft geprägt. Mit der weiteren Verwendung von Symbolen oder Sprache aus dieser Zeit werden Stereotype weiter gepflegt und Diskriminierung fortgeführt.
„Die Frage ist eher: willst Du das oder nicht? Denn Weiße Menschen müssen sich entscheiden: Wollen sie tradierte rassistische Narrative und Begriffe weiter führen und damit am Leben erhalten?“, schrieb die Autorin und Anti-Rassismus-Aktivistin Tupoka Ogette zuletzt auf Facebook. Wer diese Strukturen befürwortet, könne die Begriffe also weiterhin verwenden. Wer Rassismus und Unterdrückung ablehnt, sollte es lassen.
Video: Schluss mit dem Namen „Zigeunersauce“ - Knorr benennt beliebte Sauce um
Die Black-Lives-Matter-Bewegung*, die durch den gewaltsamen Tod von George Floyd* an Dynamik gewonnen hat, hat in vielen Bereichen Veränderungen angestoßen. Auch in Deutschland wird seither viel über stereotype und diskriminierende Sprache und Symbole debattiert. So kündigte der Hersteller Knorr an, seine „Zigeunersauce“ umzubenennen; die „Mohrenstraße“ in Berlin bekommt ebenfalls einen neuen Namen. Auch eine Münchner Apotheke* war offen für eine Veränderung und ließ das M-Wort aus dem Namen verschwinden. (lb mit dpa) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks