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Streit um Watzmannhaus: Gericht stoppt Umbau - „Unser Problem ist, dass ...“

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Von: Dominik Göttler

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Ein Stützpunkt auf 1930 Metern Höhe: das Watzmannhaus in den Berchtesgadener Alpen. Der Alpenverein will das sogenannte Salettl (der Holzanbau rechts) erneuern. Doch ein Verwaltungsgericht hat die Pläne gestoppt. © Haag

Das Watzmannhaus ist eine der beliebtesten Berghütten in Bayern. Der Alpenverein will einen Teil erneuern. Doch Naturschützer haben geklagt – und nun erneut Recht bekommen.

München/Berchtesgaden – Der Watzmann ist ein ewiger Mythos. Die Überschreitung des 2713 Meter hohen „Schicksalsbergs“ zählt zu den spektakulärsten Alpintouren in Bayern. Ausgangspunkt für die anspruchsvolle Überschreitung in den Berchtesgadener Alpen ist das 1888 eingeweihte Watzmannhaus. Doch darüber, wie dieser Stützpunkt auf 1930 Metern Höhe künftig aussehen soll, streiten Naturschützer mit dem örtlichen Landratsamt und dem Alpenverein.

Streit um Watzmannhaus: Alpenverein will das Salettl erneuern  - Naturschützer klagen

Das Haus gehört der DAV-Sektion München. Und die möchte einen Teil des Watzmannhauses erneuern: das sogenannte Salettl, einen nach Westen gerichteten Holzanbau. „Der Anbau ist 100 Jahre alt, der ist kaputt und muss ersetzt werden“, sagt Thomas Gesell, Hüttenreferent der DAV-Sektion München. Das Salettl dient als Gaststube im Watzmannhaus, das rund 200 Wanderern eine Übernachtungsmöglichkeit bietet. „Unser Problem ist, dass wir nur rund 150 Sitzplätze haben“, sagt Gesell. Beim Abendessen haben also nicht alle Übernachtungsgäste Platz, weswegen das Watzmannhaus bislang nicht voll ausgelastet werden könne. Deshalb plant die Sektion München, das Salettl beim Umbau um 20 zusätzliche Sitzplätze zu erweitern.

Doch die Watzmannhütte liegt mitten im Nationalpark Berchtesgaden und damit in der höchsten Schutzkategorie. Das hat die örtliche Kreisgruppe des Bund Naturschutz auf den Plan gerufen, als das Landratsamt die Baugenehmigung für die Umbauarbeiten am Watzmannhaus erteilte. Die Naturschützer fürchteten, eine geplante Glasfront an dem neuen Anbau würde zur „Todesfalle“ für Vögel werden – und klagten erfolgreich in einem Eilverfahren vor dem Verwaltungsgericht München. Knapp zwei Jahre ist das her.

Nach der Corona-Pause dürfen Berghütten in den Alpen wieder öffnen. Doch auch dort gelten bestimmte Regeln - eine Herausforderung für Wirte und Gäste.

Streit um Watzmannhaus: Gericht gibt Antrag des Bund Naturschutz statt

Am Dienstag hat das Verwaltungsgericht erneut einem Antrag des Bund Naturschutz stattgegeben. Diesmal gegen die geänderte Baugenehmigung. Demnach sollte das Salettl laut Mitteilung des Gerichts zwar weiterhin vergrößert werden, jedoch nur noch um etwa 27 Quadratmeter auf insgesamt rund 52 Quadratmeter. Doch das Gericht beschloss: Die mit der Erweiterung einhergehende Qualitätssteigerung für Gäste sei ausschließlich wirtschaftliches Privatinteresse. Dem DAV sei der Betrieb bei gleicher Platzzahl wirtschaftlich zumutbar.

Watzmannhaus - Erfolg für Bund Naturschutz: „Die Natur ist Spektakel genug“

Für Rita Poser, Vorsitzende der örtlichen BN-Kreisgruppe, ist der Beschluss ein Erfolg. Sie sagt: „Dort oben braucht es keine spektakuläre Architektur, die Natur ist Spektakel genug.“ Sie verweist auf eine Nationalparkverordnung, laut der in dem Gebiet nur in traditioneller Bauweise umgestaltet werden dürfe. „Wenn wir hier nicht hart geblieben wären, kommt doch bald der nächste Almbauer und will bei sich auch eine Glasfront.“ Sie betont, der Bund Naturschutz habe nichts dagegen, dass das Salettl erneuert werde. „Aber in der für diese Region üblichen Bauweise.“

Bei der DAV-Sektion München wartet man nun auf die ausführliche Begründung des Gerichts. „Wir werden uns das ansehen und die weiteren Schritte beraten“, sagt Thomas Gesell. Im Sinne der Gäste wäre es aber schön, wenn der Umbau trotz allem möglichst bald starten könnte.

Seit kurzem dürfen die Berghütten in Bayern nach der Corona-Pause wieder Übernachtungsgäste empfangen. Klingt erst mal gut, doch die Realität sieht anders aus. Die Schlafbereiche aller Hütten im Landkreis Bad Tölz sind weiterhin geschlossen.* Und daran wird sich vorerst wohl nichts ändern.

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