Wobei man die Regel vielleicht nicht ganz so wörtlich nehmen sollte. „Der eine Tag alleine hat gar keine Relevanz“, erklärt Andreas Friedrich vom Deutschen Wetterdienst. „Es geht dabei wohl eher um die Großwetterlage, die sich Anfang Juli einstellt und dann für den Hochsommer dominierend sein könnte.“ Wissenschaftler haben sich also diesen Zeitraum Anfang Juli vorgeknöpft und genau begutachtet, und dann ausgerechnet, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass dieses Wetter auch in den folgenden Wochen herrscht. Die Trefferquote lag dann bei: 60 Prozent. Na ja. „Das ist schon eine geringe Quote für eine Prognose“, sagt Friedrich. „Aber manches Mal hat sie sich demnach auch schon bewahrheitet.“
Gut, aber was hat das Ganze nun mit den Sieben Schläfern von Ephesus zu tun? Der Tag ist schlichtweg ihr Gedenktag – mit dem Tierchen hat er nichts zu tun – und soll an diese Geschichte erinnern: Sieben junge Christen versteckten sich im 3. Jahrhundert nach Christus vor Verfolgern in einer Höhle, wurden darin eingemauert, verschliefen aber das Ereignis und wachten nach 200 Jahren, als die Höhle wiedergefunden wurde, völlig ahnungslos wieder auf. Nach dem Wunder ihrer Auferweckung aber starben sie sogleich. Merkwürdige Geschichte, die aber vermutlich einen Zweck hatte: „Diese Legende ist wohl eine Untermauerung der Auferstehungsgeschichte“, erklärt Daniela Sandner vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege. „Das ist wohl der tiefere Sinn dahinter.“ Außerdem hat die Geschichte märchenhafte Bezüge, so die Expertin: der lange Schlaf, die sieben Personen, das glückliche Ende. Denn der Kult um die Sieben Schläfer gewann im Mittelalter an Bedeutung. „Die Menschen haben damals die meisten Geschichten in der Kirche gehört – und geglaubt“, sagt Sandner. Zu den Wallfahrtsorten, die in jener Zeit entstanden, pilgerten die Gläubigen dann auch, um um einen guten Schlaf zu bitten.
Doch heute sind nur noch wenige dieser Wallfahrtsorte bekannt, und nicht einmal in den katholisch geprägten Gemeinden wird der Tag noch groß gefeiert. „In der gegenwärtigen Erinnerungskultur sind diese sieben Christen eigentlich verschwunden“, sagt Sandner. „Nur die Wetterregeln sind geblieben.“ Und auch sie verlieren an Bedeutung. Wer glaubt schon jahrhundertealten Erfahrungswerten, wenn die Wetter-App etwas anderes sagt? „Man kann nicht so viel drauf geben“, sagt Wetterdienst-Sprecher Friedrich. „Aber man kann darauf hoffen.“ Auch gut: Wenn einem das Wetter gefällt, kann man darauf hoffen, dass die Regel gilt – und wenn es einem nicht passt, glaubt man eben an die geringe Trefferquote. *Merkur.de/bayern ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA
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